An dieser Stelle des Daimler-Geländes stand früher der „Krawattenbau“, ein Verwaltungsgebäude. Foto: factum/Weise

Wegen zweier Blindgänger, die auf dem Daimler-Gelände in Sindelfingen gefunden wurden, will der Konzern bei den noch anstehenden Bauarbeiten auf flächendeckende Sondierungen des Bodens setzen.

Sindelfingen - Die Entschärfung zweier Blindgänger auf dem Daimler-Werksgelände hat in der vergangenen Woche die Stadt Sindelfingen teilweise lahmgelegt. Wie der Autobauer jetzt bekannt gab, sollen die anstehenden Bauarbeiten auf der insgesamt 22 000 Quadratmeter großen Baustelle nahe des Tors drei am Calwer Knoten in zwei Phasen unterteilt werden.

Bis zum 19. März wollen die Verantwortlichen zunächst das Gelände des Teilstücks, auf dem sich das „Krawattenbau“ genannte Verwaltungsgebäude eins sowie ein Parkplatz befanden, flächendeckend sondieren, um eventuell noch vorhandene Blindgänger im Boden aufzuspüren. Dazu wird die Baugrube zunächst von Füllmaterial, das dort in der Nachkriegszeit aufgeschüttet wurde, Gebäude- und Asphaltresten befreit. Im Anschluss sollen dem Plan zufolge die Sondierungen des Bodens starten. „Währenddessen kann es dazu kommen, dass Auffälligkeiten gefunden werden“, sagte Peter Kubiena, der Leiter der Daimler-Projektentwicklung in Sindelfingen. Diese würden aber nur markiert und nicht weiter angetastet. Deshalb sei das Risiko, dass es in dieser Phase erneut zu Evakuierungen komme, sehr gering, sagte Peter Kubiena.

Ende März könnte es wieder Evakuierungen geben

Auf dem weiter östlich gelegenen Areal der Baustelle, wo das alte Rechenzentrum abgerissen wurde, sollen die Erdarbeiten dann am 20. März fortgesetzt werden und bis zum 31. März andauern. „Eine vorherige flächendeckende Sondierung ist hier wegen der Bodenbeschaffenheit nicht möglich“, erklärte Kubiena. Allerdings würde wie bisher der Boden baubegleitend sondiert. Doch: „Hier kann es dann wieder zu Funden kommen.“

Sollte dies der Fall sein, würden – wie in der vergangenen Woche – gefährdete Bereiche der Stadt und des Werksgeländes evakuiert und der Kampfmittelbeseitigungsdienst alarmiert. In diesem Zuge sollen die Bomben-Experten auch gleich die zuvor in der ersten Phase markierten auffälligen Stellen des „Krawattenbau“-Areals untersuchen, damit alle Blindgänger auf einmal entschärft werden könnten. Durch dieses parallele Arbeiten sollen laut Kubiena die Beeinträchtigungen für Anwohner und Mitarbeiter möglichst gering gehalten werden.

„Keine akute Gefahr“

Denn eins steht fest: Niemand weiß, wie viele Bomben noch im Boden des Daimler-Werks schlummern. Auch Mathias Peterle vom Kampfmittelbeseitigungsdienst kann dazu keine Schätzung abgeben. „Das wird sich erst zeigen, wenn es soweit ist.“ Ein Restrisiko bleibe immer bestehen, allerdings würde man es durch die nun geplanten Sondierungen sehr stark minimieren. Trotz der Bombenfunde der vergangenen Woche habe allerdings „zu keiner Zeit eine akute Gefahr bestanden“, sagt Michael Bauer, der Standortverantwortliche des Werks in Sindelfingen. Der Ernstfall habe allerdings gezeigt, dass die Abstimmung mit der Stadt, mit Hilfsorganisationen und Einsatzkräften gut funktioniert habe.

Der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer lobte die Helfer für ihre Mitwirkung und die Anwohner für ihr Verständnis während der vergangenen beiden Evakuierungen. „Wir haben das sehr gut bewältigt.“ Die Anwohner sollen nun ein Schreiben der Daimler-Verantwortlichen erhalten, in dem sie über das geplante weitere Vorgehen informiert werden. Außerdem ist für den 16. März eine Informationsveranstaltung geplant.