Ferkel in Mecklenburg-Vorpommern: Frisches, unverarbeitetes Fleisch wird strenger überwacht als Importware, die in der Wurst landet Foto: dpa

In den Eier- und Fleischfabriken, die massenhaft Material zur Weiterverarbeitung liefern, leben Tiere oft unter schlimmen Bedingungen. Solange Fertigprodukte nicht gekennzeichnet werden müssen, sind die Vorschriften eine Mogelpackung.

Jeder gute Schwabe kennt die Legende über die Erfindung der Maultasche: Weil Mönche zur Fastenzeit nicht wie vorgeschrieben aufs Fleisch verzichten wollten, hackten sie es klein und wickelten Teig drum. Nach dem Motto: Was man nicht sieht, regt auch keinen auf.

Das Prinzip Maultasche gilt heute immer noch: Weder die Herkunft der Eier für den Maultaschenteig noch die des Fleisches für die Füllung muss gekennzeichnet werden. Während der Verbraucher an der Fleischtheke zunehmend kritische Fragen stellt, scheinen ihn Eier aus Käfighaltung oder Fleisch aus der Massenproduktion kalt zu lassen, wenn diese zu Nudeln oder Hackfleisch verwurstet worden sind.

Dabei ist der Anteil an tierischen Produkten, die in die Verarbeitung gehen hoch: Bei Eiern sind es etwa 50 Prozent. Zudem landet beim Fleisch viel Importware in Fertiggerichten. Insgesamt werden in Deutschland fast neun Millionen Tonnen Fleisch produziert. Obwohl das mehr ist, als das Land braucht, importiert die Industrie mehr als 2,5 Millionen Tonnen aus anderen Ländern. Das sei auch eine Kostenfrage, heißt es in der Branche. Weil beim Verbraucher das Schnitzel in der Kühltheke mehr Emotionen weckt als die Salami auf der Fertigpizza, landet das heimische Fleisch eher selten im Pizza-Belag.

Doch in den Eier- und Fleischfabriken, die massenhaft Material zur Weiterverarbeitung liefern, leben Tiere oft unter schlimmen Bedingungen, viele erhalten gentechnisch verändertes Futter und Antibiotika. Wer Verbraucher- und Tierschutz ernst nimmt, kann davor die Augen nicht verschließen. Da hilft nur, auch Fertigprodukte zu kennzeichnen, damit diese keine Mogelpackung mehr sind.

a.guhlich@stn.zgs.de