Ausdauer, Kraft, Koordination, Beweglichkeit: Beim Skisport sind viele Fähigkeiten gefragt – nicht nur bei Profis wie Felix Neureuther. Fotos: AFP Foto:  

Nicht jeder Sportler kann ein Profi werden. Doch auch Breitensportler sind ambitioniert und wollen etwasfür ihre Fitness tun. In unserer Serie geben prominente Sportler Tipps für Hobbyathleten. Im sechsten Teil dreht sich alles um Ski Alpin.

Stuttgart - Der Triumph war historisch – und Marcel Hirscher wusste gleich, bei wem er sich zu bedanken hatte. Im vergangenen Frühjahr feierte der Skirennläufer aus Österreich seinen sechsten Sieg im alpinen Gesamtweltcup in Folge. Danach sagte er: „Danke an meinen Körper. Danke an meinen Kopf. Es ist nicht immer leicht.“

Wenn es leicht wäre, könnte es ja jeder, werden nun einige sagen. Aber längst nicht jeder ist in der Lage, Leistungen eines Marcel Hirscher zu vollbringen. Das gilt für die Weltcup-Konkurrenz, vielmehr aber noch für jene, die nicht wegen der Aussicht auf Siege die Skier anschnallen – sondern weil ihnen der Sport an schneebedeckten Hängen schlicht und ergreifend Spaß macht. Doch auch auf diese etwas weniger extremen Belastungen sollte der Körper vorbereitet sein. Meint zumindest Albert Doppelhofer.

Hier finden Sie die besten Übungen für Ski Alpin.

Der 41-jährige Österreicher ist Trainer der deutschen Technikergruppe um Felix Neureuther und Fritz Dopfer und gibt seinen Schützlingen nicht nur zwischen den Stangen die Richtung vor. Sondern auch, wenn es darum geht, deren Körper bereitzumachen für die Belastungen des Skirennsports. „Ausdauer, Beinkraft, Rumpfkraft, Flexibilität, Koordination“, zählt der Coach auf und ist kaum zu bremsen. Denn die Anforderungen, die an Skisportler gestellt werden, sind vielfältig. „Nicht die einzelne Fähigkeit verbessert die Leistung“, sagt Doppelhofer, „es geht immer um das Gesamtpaket.“

Seine Leistungssportler schickt der Österreicher Rennradfahren, in den Kraftraum oder auf die Slackline. Aber auch Hobbyskiläufern empfiehlt er vor der Wintersaison eine gezielte Vorbereitung. „Auf einen Marathonlauf bereiten sich Freizeitsportler monatelang vor. Vor dem Skiurlaub ist manchen eine Woche schon genug – obwohl die Kräfte extrem wirken“, warnt der Trainer. Vor allem, seit es die modernen Sportgeräte auch weniger begabten Skisportlern erlauben, geschnittene Schwünge und enge Radien zu fahren. „Der Druck ist größer“, sagt Doppelhofer, „und er kommt viel häufiger.“ Und das mündet am Ende nicht nur in der Frage nach der sportlichen Leistung – sondern auch in der nach der Sicherheit.

„Wir bewegen uns am Limit“

Skifahren gilt als Risikosport, auch deshalb ist eine gute Vorbereitung so wichtig. „Eine bessere körperliche Verfassung ermöglicht eine bessere Leistung – das gilt für Hobbyskiläufer noch mehr als für die Leistungssportler“, sagt Doppelhofer, „man fährt besser und vor allem sicherer.“ Der DSV-Trainer präzisiert: „Je länger ein Skitag dauert, desto unruhiger wird die Piste. Wenn dann noch Ermüdung eintritt, passieren Verletzungen.“

Neben einem generellen Ausdauertraining empfiehlt der Experte eine weitere Trainingseinheit für die Kräftigung der Beine und des Rumpfes. Ebenso wichtig: Durch regelmäßiges Dehnen die Muskulatur flexibel halten, um auf den Skiern die nötigen Positionen einnehmen zu können. Wer das dank eines flexiblen Bewegungsapparats schafft, entlastet vor allem den unteren Rücken. Sollte innerhalb einer Trainingswoche dann noch Zeit sein, empfiehlt Doppelhofer Übungen für die Koordination. Denn: „Ein Skirennsportler bewegt sich immer zwischen zwei Polen: der reinen Kraft und der Feinfühligkeit.“

Ein wenig radikaler drückt es Felix Neureuther aus: „Wir bewegen uns am Limit“, sagt der Skistar. Aber der konkurriert ja auch mit Marcel Hirscher – und nicht mit dem Hobbywedler auf der Genussabfahrt.

Das sagt der Mediziner

Beim Ski Alpin muss das Gesamtpaket stimmen. Aber was spricht dafür? Und was spricht gegen die Sportart? Das sagt der Sportorthopäde und Sportmediziner Raymond Best

Allgemein „Skifahren ist für die meisten Menschen eine klassische Spaßsportart. Die frische Luft, an der man sich bewegt, trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei.“

Herz-Kreislauf „Regelmäßiges Skifahren hat viele positive Seiten. Es stärkt das Herz-Kreislauf-System. Wer beim Skifahren Haltung bewahren und Schwünge fahren will, beansprucht die gesamte Muskulatur, nicht nur die der unteren Körperhälfte. In gehockter Position kommen dabei besonders Beine, Hintern, Bauch und Rücken zum Einsatz.“

Psyche „Skifahren fördert die geistige Beweglichkeit und wirkt sich durch positive Reize von Höhe, Kälte und Konzentrationsbelastung positiv auf das Gehirn aus. ‚Glückshormone’ werden freigesetzt. Wichtig: bei Ermüdung steigt das Verletzungsrisiko. Daher ist Vorsicht vor Selbstüberschätzung geboten.“

Vorsicht „Um das Sturzrisiko und die Verletzungsgefahr zu minimieren, sollte man sich auf die Saison entsprechend vorbereiten. Krafttraining und Muskelaufbau sind die beste Basisausrüstung für den Start. Zu empfehlen ist eine spezielle Skigymnastik, die gezielt auf die Muskeln um die Kniegelenke, an den Oberschenkeln und am Rumpf ausgerichtet ist. Absolut unabdingbar ist das Tragen eines Helms. Grundsätzlich ist vor Beginn einer neuen Sportart ein sportmedizinischer Checkup sinnvoll!“