Duell im Neckar: Wer fällt bätschnass ins Wasser, wer bleibt furztrocken? Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Alle zwei Jahre findet auf dem Neckar bei Bad Cannstatt das traditionelle Fischerstechen statt. Dann werden die Lanzen gezogen – wer bleibt trocken?

stuttgart - Welch ein Reinfall für Bernd-Marcel Löffler: Da tritt der Bezirksvorsteher von Bad Cannstatt, als Cannstatter Zuckerle verkleidet, am Sonntag zum ersten Mal beim Cannstatter Fischerstechen an – und geht gleich im Neckar baden. Mit der Lanze vom Boot gestoßen von seinem Gegner Frank Dräbelhoff, dem Titelverteidiger in der Rolle des Bieres. Zu Löfflers Ehrenrettung sei gesagt: Auch Dräbelhoff fiel ins Wasser.

Eigentlich zählt im K.o.-System nur eines: Bätschnass oder furztrocken, wie es vom Ufer aus Hunderten von Kehlen höhnt und tönt. Bei Dräbelhoff macht die Jury eine Ausnahme: Er sei erst nach Löffler reingefallen. Also darf er weitermachen.

Das Finale: Titelverteidiger gegen Rekordsieger

Der Brauch des Fischerstechens geht auf das Jahr 1717 zurück und feiert das 300-Jahr-Jubiläum. 1713 war am Mühlgrün unter Herzog Eberhard Ludwig der erste Cannstatter Hafen eröffnet worden, dann maßen sich die Fischer erstmals im Wettstreit. Die Cannstatter Kübler ließen den Brauch wieder aufleben – nach der Zwangspause wegen des verschmutzten Neckars.

Wer hält dem Lanzenstoß länger stand? Das ist die Frage für die acht Paarungen jeweils aus Vorstadt und Altstadt und in diversen Rollen: St. Urban gegen den Richter, Mönch gegen Pfarrer oder Knastbruder gegen Büttel. Den Rekord hält mit vier Siegen der Kübler Panajotis Delinasakis. Den fünften Titel verpasst er im Finale: Dräbelhoff, das Bier, wiederholt seinen Sieg von 2015 mit einem entscheidenden Stoß.

Dazwischen trägt die Kanu-Gesellschaft Stuttgart den Cannstatter Drachenboot-Cup aus. Politiker wie Stefan Kaufmann (CDU), Ute Vogt (SPD) oder Armin Serwani (FDP) zeigten, wie schlagkräftig sie sind.