15 Bäume wichen, um Platz für ein Unternehmen zu schaffen. Foto: Venturini

Eine Ludwigsburger Firma zeigt Interesse an einem Teil des Wilkin-Areals und will 400 Arbeitsplätze nach Kornwestheim bringen. Die Stadt ist begeistert – ein Nachbar weniger. Auch er hatte das Gebiet im Visier.

Kornwestheim - Claudia Hartmann, Prokuristin und Miteigentümerin der Firma Acsys in der Kornwestheimer Leibnizstraße standen die Tränen in den Augen. Ruckzuck hatten Bauarbeiter die Bäume auf dem noch freien Grundstück neben dem Acsys-Gebäude gefällt. Dabei wollte das Unternehmen das Grundstück mit dem alten Baumbestand kaufen, wie es schon vor Jahren der Stadt mitgeteilt hat.

Dem Ersten Bürgermeister Dietmar Allgaier stehen eher die Tränen der Freude in den Augen. Nicht wegen der gerodeten Bäume, sondern weil die Arbeiten ein Zeichen dafür sind, dass das letzte verbliebene Grundstück auf dem Wilkin-Areal kurz vor dem Verkauf steht. Interessiert ist ein Unternehmen aus Ludwigsburg, das mit 400 hochwertigen Arbeitsplätzen nach Kornwestheim kommen will. Allgaier ist nach einer Planungsbesprechung im Rathaus optimistisch, dass der Gemeinderat in den nächsten zwei Monaten grünes Licht für einen Verkauf geben kann. Dann will das Unternehmen, dessen Namen der Bürgermeister noch nicht preisgibt, möglichst schnell mit dem Bau beginnen. Deshalb, sagt Allgaier, hätte noch im Februar gerodet werden müssen. Von März bis September ist das Fällen von Bäumen verboten.

Schon früh hatte auch Acsys sein Interesse an einem Teil des Grundstücks bekundet – zum einen, um den Baumbestand auf dem Areal zu retten, zum anderen aber auch, um im hinteren Bereich Fläche für einen ins Auge gefassten Ausbau zu haben. Allerdings wurde aus dem Interesse keine Kaufverhandlung. Und die Offerte des Ludwigsburger Investors war für die Stadt ungleich lukrativer. Aber vielleicht kommt Acsys doch noch zum Zuge.

Was die Bäume betrifft, kann Allgaier keine Hoffnung mehr machen. Die 15 Bäume, die gefällt worden seien, hätten aber auch keine langfristige Lebenserwartung mehr gehabt, sagt der Erste Bürgermeister. Vor der Fällaktion hätten sowohl der Stadtgärtner als auch die Umweltbeauftragte der Stadt die Bepflanzung begutachtet.

Allgaier will sich aber dafür einsetzen, dass die Ausweitungswünsche von Acsys bei der Erstellung der Pläne für den neuen Investor mit einfließen. Möglicherweise ließen sich ja beide Vorhaben unter einen Hut bringen. Das lasse sich aber erst überblicken, wenn man im Planungsprozess weiter fortgeschritten sei. Gleichwohl ist man bei Acsys über das Vorgehen enttäuscht – auch vor dem Hintergrund, dass das Unternehmen „nunmehr 14 Jahre seit Bestehen immer ein verlässlicher Gewerbesteuerzahler“ gewesen sei, wie es in einem Schreiben an die Stadt heißt.

Allerdings hatte die Stadt das Unternehmen Mitte Januar bereits über die anstehenden Baumfällarbeiten informiert. „Es ist mir wichtig, Sie als direkt betroffenen Grundstücksnachbarn vorab über die in Kürze bevorstehende Räumungs- und Fällaktion zu informieren“, schrieb Allgaier seinerzeit. In dem Brief bot er Acsys auch einen schmalen Streifen zum Kauf an. Weil beim Bau des Unternehmensgebäudes der vorgeschriebene Abstand zum Nachbargrundstück nicht eingehalten worden war, könnten auf diesem Wege wieder ordnungsgemäße Zustände einkehren.