Auch die Ortsbibliothek in Hemmingen ist von den Sparempfehlungen der Verwaltung betroffen. Foto: factum/Granville

Die von Finanzproblemen geplagte Gemeindeverwaltung hat Sparempfehlungen vorgelegt. Sie betreffen vor allem die Kinderbetreuung.

Hemmingen - Schon lange denkt die Hemminger Verwaltung über Sparmöglichkeiten nach. Vor allem Personalkosten in Höhe von rund sieben Millionen Euro bereiten der Strohgäu-Gemeinde Kopfzerbrechen. Bei der Sitzung des Verwaltungsausschusses am Dienstagabend hat der Bürgermeister Thomas Schäfer nun eine Liste mit mehreren Sparempfehlungen vorgelegt. Schäfer hatte bereits in einer Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik im Januar deutlich gemacht, dass man zuallererst auf die Freiwilligkeitsleistungen schauen werde – darunter fällt beispielsweise auch die Sprachförderung in den Kindertagesstätten und Schulen, die sich auf dem ersten Posten der vorgelegten Liste befindet.

Gerade weil in Hemmingen zwei Sprachfördermodelle etabliert seien – das Hemminger Modell und das Bundesmodell Sprachkitas – gebe es Doppelstrukturen, die man abbauen könne, so Schäfer. Reduziert werden soll das Hemminger Modell im Kindergarten Schlosspark, im Kinderhaus Eberdinger Straße und im Kindergarten Hauptstraße. Die Verwaltung geht von 44 000 Euro im Kindergarten- und Schulbereich aus, die gespart werden könnten.

SPD-Fraktion kritisiert Sparvorschläge

In den betroffenen Einrichtungen werde der Schritt bedauert. „Überrascht hat es aber niemanden“, berichtete der Hauptamtsleiter Ralf Kirschner. Die Reduzierungen sollen in Absprache mit den Mitarbeitern getroffen werden. So habe eine Kollegin bereits angekündigt, ohnehin weniger arbeiten zu wollen. Zwischen April und den Sommerferien sollen weitere Arbeitsstunden eingespart werden – „so, dass es personalverträglich ist und es auch für die Kinder in Ordnung ist“, sagte Kirschner.

Kritik gab es vonseiten der SPD-Fraktion. „Wir werden der Empfehlung nicht zustimmen“, sagte Wolfgang Stehmer. „Wir wollen keinen Rückschritt in der Sprachförderung machen. Das Hemminger Modell ist ein Alleinstellungsmerkmal.“ Man spreche zwar von Doppelstrukturen, noch sei aber nicht klar, wo genau diese vorhanden seien. Er forderte konkrete Zahlen, die Bürgermeister Schäfer im Gemeinderat vorlegen will. Walter Bauer, der Fraktionschef der CDU, stellte sich deutlich hinter die Sprachförderung, sprach sich aber dafür aus, Doppelstrukturen abzubauen. Derselben Meinung ist Jörg Haspel von den Freien Wählern. Die Reduzierungen müssten aber vorher mit den Mitarbeitern geklärt werden, sagte er.

Lange Debatte um Sachkosten im Kindergarten

Einig waren sich die Mitglieder des Verwaltungsausschusses hingegen beim Thema Kindergartengebühren, die neu kalkuliert werden sollen. Zudem soll ein Modell zu einkommensabhängigen Gebühren erarbeitet werden. Das Wahlrecht der Eltern für eine zwei- oder dreitägige Betreuung soll wegfallen. Zudem plant die Gemeinde, die Ortsbibliothek einen weiteren Tag in der Woche zu schließen. Neben Montag wäre die Bibliothek somit auch am Mittwoch ganztags geschlossen. Rund 10 000 Euro an Personalkosten sollen so laut der Empfehlungsvorlage eingespart werden.

Hitzig und lange debattiert wurde über die Sachkosten bei den Kinderbetreuungseinrichtungen, die laut Bürgermeister Schäfer rund 200 000 Euro betragen. Die Verwaltung sah eine Kürzung der Kosten um zehn Prozent vor. Kritik kam von der SPD. Die Kürzung solle nicht nur die Kindergärten, sondern die gesamte Verwaltung betreffen, sagte der SPD’ler Gerhard Stahl. „Wir wollen es nicht einfach auf die Kindergärten schieben“, so Stahl. Der Gemeinderat wird am 14. März über die Empfehlungen abstimmen.