Freundlich im Umgang, hart in der Sache: „Wir verschwenden keine Zeit, die Energiewende in Frage zu stellen“, sagt EnBW-Chef Frank Mastiaux und weiß, dass er den drittgrößten deutschen Energiekonzern komplett umbauen muss . Foto: dpa

Was wird aus der EnBW? Vorstandschef Frank Mastiaux, seit genau einem Jahr im Amt, ist derzeit an allen Ecken und Enden gefordert. Begegnungen mit einem Top-Manager, der zum Erfolg verdammt ist.

Stuttgart/Brüssel - Drei Jahre nach dem Widereinstieg des Landes bei der EnBW ist die finanzielle Lage beim drittgrößten deutschen Energiekonzern offenbar angespannter als bisher vermutet. „Es ist nicht mehr auszuschließen, dass der Konzern aufgrund des langwierigen Umbaus vom Atomkonzern zum Unternehmen für erneuerbare Energien in finanzielle Schwierigkeiten kommt. Aber noch ist unklar, wo das Geld herkommen soll“, zitieren die Stuttgarter Nachrichten Aufsichtsratskreise des Konzerns.

Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten wurde das Problem diese Woche auch bei einem vertraulichen Treffen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Finanzminister Nils Schmid (SPD) mit Mitgliedern des Aufsichtsrates erörtert. Man sei sich einig gewesen, so berichten Teilnehmer, dass nach weiteren Sparmöglichkeiten gesucht werden müsse. „Die EnBW wird es schwer haben, in absehbarer Zeit Geld zu verdienen“, zitiere das Blatt einen Aufsichtsrat des Unternehmens. Als möglicher Ansatzpunkt zum Sparen wurde unter anderem über Gehaltssenkungen für neu einzustellende Mitarbeiter diskutiert. Eine mögliche erneute Kapitalerhöhung durch die beiden Anteilseigner – also Grün-Rot und die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) - sei aber bislang kein Thema gewesen, hieß es.

„Wir werden keine Zeit verschwenden, die Energiewende in Frage zu stellen“

Der EnBW-Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux ging beim EnBW-Jahresempfang in Brüssel nicht auf das Treffen in Stuttgart ein, machte aber indirekt klar, dass die Lage angespannt ist. „Wir werden keine Zeit verschwenden, die Energiewende in Frage zu stellen“, sagte er den Stuttgarter Nachrichten. Mastiaux räumte aber ein, dass sich die EnBW in einer „finanziell schwierigen Situation“ befinde: „Eine Effizienzsteigerung ist unvermeidlich, um das Unternehmen wetterfest zu machen.“

Derzeit hat die EnBW rund 20.000 Mitarbeiter und verbucht einen Jahresumsatz von rund 20 Milliarden Euro. Der Ausstieg aus der Atomenergie hat Verluste von rund 900 Millionen Euro hinterlassen, über 1300 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden. Mastiaux hatte im Frühsommer angekündigt, er müsse den Konzern „komplett umbauen“. Durch den Verkauf von Beteiligungen will die EnBW bis zum Jahr 2020 bis zu drei Milliarden Euro erlösen.