Helmut Mailänder macht den letzten Feinschliff an seinem Film über Manosque. Foto: Wiebke Wetschera

Helmut Mailänder hat einen Film über Manosque, die Partnerstadt von Leinfelden-Echterdingen, gedreht. Ein Besuch an seinem Schnittplatz zeigt, wie viel Leidenschaft dahinter steckt.

Oberaichen - Ein Video zeigt einen Kirchturm aus der französischen Stadt Manosque vor einem strahlend blauen Himmel. Hinter dem Turm fliegt ein Flugzeug am Horizont entlang. „Das war nicht echt“, sagt Helmut Mailänder und grinst. „Aber das Bild war mir sonst einfach zu langweilig.“ Schnell wird klar: Das Filmen ist für ihn mehr als nur ein nebensächliches Hobby. An jeder Stelle bastelt Mailänder herum, bis es ihm gefällt. „Aber die Bienen waren echt“, sagt er. „Nur hingen sie nicht dort an dem Haus, sondern ursprünglich bei meinen Nachbarn.“ Dann lacht er.

Helmut Mailänder sitzt im Keller seines Hauses in Oberaichen. Hier hat er seinen Schnittplatz, an dem er schon mehrere hundert Filme geschnitten hat. Einige zeigt er regelmäßig bei den Film-Nachmittagen im Treff Impuls in Leinfelden. An zwei Bildschirmen setzt der Filmemacher die einzelnen Schnipsel zu einem großen Ganzen zusammen. Er tut das mit Leidenschaft, das merkt man sofort. Erst zeigt er ein paar kleine Videos, dann erzählt er: wie er das Intro gebaut hat, wie lange er geschnitten hat, was er während des Drehs alles erlebt hat. Auf den ersten Blick würde man nicht denken, dass sich der 78-Jährige mit Technik so gut auskennt. Aber er filmt und schneidet nicht nur, er rückt auch mit anderen Programmen alles so zurecht, wie er es gerne haben möchte. Ob eine Aufnahme in seinen Filmen wirklich echt ist, weiß man daher nie.

Schritt für Schritt zum Profi

1963 hat Mailänder zum ersten Mal eine Kamera in die Hand gedrückt bekommen. Ein Freund heiratete und er sollte die Feier in einem Video festhalten. Damals noch mit einer altmodischen Doppel 8 Kamera, bei der noch auf Filmrollen aufgezeichnet wurde. Tonaufnahmen waren zu der Zeit noch nicht möglich. Heute arbeitet Mailänder mit einer modernen Videokamera. „Die meisten geben auf, aber ich mache immer ein bisschen was und werde so nach und nach besser“, verrät Mailänder. Zu Beginn hat er drei Monate gebraucht, um sich in die Technik einzuarbeiten. Mittlerweile baut er sich seine Computer sogar selbst zusammen. Die Mitglieder seines Filmclubs fragen ihn regelmäßig nach Ratschlägen. Denn Helmut Mailänder weiß viel.

Im Alter plagen Mailänder hier und da gesundheitliche Probleme. „Der Arzt hat gesagt, es ist eine Art Beschäftigungstherapie und ich sollte es auf keinen Fall bleiben lassen“, erzählt er. Macht er auch nicht, denn er liebt das Filmen. Das anschließende Schneiden der Aufnahmen liebt er aber noch mehr – vor allem wenn diese gut gelungen sind.

Reise nach Manosque

Am liebsten filmt Mailänder auf Reisen. Auf sieben Festplatten und zahlreichen Kassetten finden sich Filme von Amerika über Asien bis nach Australien. Es scheint, als gäbe es keinen Ort, an dem er noch nicht gewesen wäre. Und davon wiederum keine Reise, auf der die Kamera nicht mit dabei war. „Ich filme eigentlich alles, was ich mag – ganz impulsiv“, sagt Mailänder. Für den Film über die Partnerstadt von Leinfelden-Echterdingen, Manosque, waren seine Frau Senta und er im Juni 2015 mit einer Gruppe rund um die Leiterin des Kulturamts, Dorothea Wissman-Steiner, auf Reisen. In Manosque und der umgebenen Haute Provence filmten sie eine Woche lang Eindrücke der Stadt. Der entstandene Film dauert eine dreiviertel Stunde. Nicht selten passiert es, dass Mailänder auch mal direkt am Abgrund einer Klippe liegt, um ein gutes Bild zu bekommen. Dass er eigentlich nicht schwindelfrei ist, verdrängt er dann. „Meine Frau hat nur zu mir gesagt: Du spinnst“, sagt er.

Der Manosque-Film endet mit einem Sonnenuntergang über der Stadt. Die Stadt verliert an Helligkeit, bis irgendwann nur noch ihre Lichter zu sehen sind. Echt ist davon nicht alles. Mailänder hat im Hintergrund fleißig erneuert. Etwa ein Jahr Arbeit steckt in dem Film. Mailänder sitzt in seinem Bürostuhl und sagt stolz: „Jetzt habe ich mal wieder einen richtig schönen Film gemacht.“ Dann lächelt er zufrieden.