An der Filmakademie Ludwigsburg werden jetzt nicht nur Drehbücher geschrieben. Foto: Pascal Thiel

Studenten schreiben Geschichten über Liebe und Lebensbrüche. Nachzulesen sind sie in einem Buch, das im neugegründeten Verlag der Filmakademie erschienen ist.

Ludwigsburg - Üblicherweise können die Professoren und Studenten an der Filmakademie gar nicht genug von modernster Technik haben – egal ob es um Hightech-Kameras für den Filmdreh oder um Superrechner im Animationsinstitut geht. Jetzt haben Studenten Einspruch erhoben: Die technifizierte und digitalisierte Welt sei vielleicht doch nicht alles. Oder anders gesagt - vieles sei nichts ohne das Uraltmedium Buch. Darum hat die Ludwigsburger Filmakademie nun sogar einen eigenen Verlag gegründet und am Montag die erste Publikation präsentiert: Die Kurzgeschichtensammlung „Schluss-Striche“.

„Ich brauche die Eselsohren an meinen Büchern und meine Anstreichungen auf Papier“, schwärmte Hannah Lau, Autorin und Mitinitiatorin des Sammelbands. „Und ich liebe es, ein Buch zu verleihen, um dann mit jemand darüber reden zu können.“ Am Montag hat sie auf einem Podium mit dem Akademieleiter Thomas Schadt, dem Diogenes-Verlagsleiter Philipp Keel und dem Dozenten und Drehbuchautor Michael Achilles über das neue Buch geredet, bevor Studenten der Akademie für Darstellende Kunst (ADK) Geschichten daraus vorlasen.

Das E-Book wird überschätzt

„Wahrscheinlich sind wir die letzten Amateure, die in dieser Zeit noch einen Verlag gründen“, scherzte Schadt. Weil das Geld fehlte, habe man zunächst daran gedacht, den Kurzgeschichtenband als E-Book zu verlegen. Dass am Ende die Entscheidung für ein gedrucktes Buch fiel, findet Keel, der 2012 von seinem Vater die Leitung des Diogenes-Verlags und für den ersten Band des Filmakademie-Verlags die Schirmherrschaft übernommen hat, richtig. Er findet, das E-Book werde überschätzt. In besseren Zeiten habe der digitale Anteil der bei Diogenes publizierten Bücher bei acht bis neun Prozent gelegen, sagte Keel. „Der Anteil des E-Books liegt jetzt nur noch bei fünf bis sechs Prozent.“

Befragt, wie lange er brauche, um die Qualität eines Buches einzuschätzen, sagte der Verleger: „Ich lese eine halbe oder eine ganze Seite, aber eigentlich weiß ich schon nach einem Absatz, ob es mich packt.“ Der Unterhaltungsfaktor sei entscheidend. Seiner Ansicht nach habe hier auch die Trennlinie zwischen bloßem Schreiben und künstlerischer Produktion ihren Ausgang. „Ein Autor sollte immer auch über die Relevanz seines Textes nachdenken“, ergänzte Achilles.

Wichtiger Widerhall beim Publikum

Er sei da etwas gespalten, gestand Schadt. Die Arbeit beim Film habe ihm gezeigt, dass jemand, der ausschließlich ans Publikum denke, leicht in einer Sackgasse lande. Irgendwann werde es unerlässlich, dass ein Autor an „einen Widerhall beim Publikum“ denke, sagte Achilles. Andernfalls drohe die Gefahr, dass er sich in reiner Selbstbespiegelung verliere. Das Künstlerische komme jedenfalls erst dank der Reibung mit anderen zum Ausdruck.

Um diese Auseinandersetzung zu eröffnen und „den eigenen Verstand zu schärfen“ (Lau), waren vor allem die Studenten der Drehbuchabteilung aufgefordert, Geschichten einzureichen. 17-mal geht es in dem Buch um Scheitern, die Liebe oder gravierende Umbrüche im Leben.