Szene aus „Viel Lärm um nichts“ Foto: Messina, LLC

Der Krieg der Geschlechter ist keine Erfindung Hollywoods. Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“ darf als Vorbild eines Genres gelten, das später Screwball-Comedy genannt wurde. Und Joss Whedons Kinoversion des Stücks kann das beweisen.

Der Krieg der Geschlechter ist keine Erfindung Hollywoods. Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“ darf als Vorbild eines Genres gelten, das später Screwball-Comedy genannt wurde. Und Joss Whedons Kinoversion des Stücks kann das beweisen.

Stuttgart - Es ist ein seltsames Stelldichein von Vampirjägern, Dämonen, High-Tech-Geheimagenten und Weltraumschmugglern, auf das man hier trifft. Wer gerne Science-Fiction- und Fantasyfilme schaut, erkennt zumindest die Gesichter der Menschen wieder, die sich hier als Hochzeitsgesellschaft ausgeben, sich in ein hübsches Häuschen in Santa Monica zurückgezogen haben und in Reimen sprechen.

Statt sich spektakuläre Kämpfe zu liefern, sagen sie nun Verse auf wie „O wie vermag in Würd’ und Glanz der Tugend / Verworf’ne Sünde listig sich zu kleiden!“, seufzen „Leb wohl denn, Mädchenstolz, auf immerdar!“ oder jammern, wenn ihnen mal die Worte ausgehen: „Ich bin einmal nicht unter einem reimenden Planeten geboren.“ Damit verraten sie sich als die Grafen, Prinzen und Edelleute aus Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“. Regisseur Joss Whedon hat mit seinen Lieblingsschauspielern die Mutter aller Screwball-Comedys als sachliche Romanze fürs Kino aufbereitet.

Joss Whedon fiel bisher vor allem durch seine fantastischen TV-Serien „Buffy“, „Angel“ oder „Firefly“ auf. Und er hat den knuffigen, sämtliche Kassenrekorde brechenden Superheldenfilm „Marvel’s The Avengers“ gemacht. Und er ist einer, der einem in seinen Dialogen ständig Popkulturzitate um die Ohren haut.

Doch jetzt hat er sich eines Klassikers angenommen, in einer „Avengers“-Drehpause in seinen eigenen vier Wänden in zwölf Tagen Shakespeare verfilmt – und glücklicherweise der Versuchung widerstanden, die Texte aufzuhübschen. So kommt es, dass ein Ensemble, das man aus Whedons Fantasy- und Science-Fiction-Œuvre kennt, artig Shakespeare-Verse aufsagt.

Dezent und in Schwarz-Weiß-Bildern erzählt Whedon von Beatrice und Benedick (Amy Acker und Alexis Denisof aus „Angel“), die sich so sehr necken, dass sie sich einfach lieben müssen, erlaubt ihnen nur wenig vom in der Vorlage angelegten Slapstick. Mit ruhiger Kamera und ungewohnt langen Einstellungen begleitet er das Verwirrspiel, an dem Clark Gregg („Avengers“), Nathan Fillion („Castle“) und Sean Maher („Firefly“) zwischen Kinderzimmer, Küche und Garten eifrig mitmischen, und vertont nebenher selbst auch noch Shakespeare-Liebesgedichte. Joss Whedon traut man ja einiges zu. Mit der lässigen Nüchternheit seiner Inszenierung, die gar nicht versucht, mit Kenneth Branaghs überkandidelter „Viel Lärm um nichts“-Fassung aus dem Jahr 1993 mitzuhalten, überrascht er einen dann doch.

Vor allem führt Whedons „Viel Lärm um nichts“ einmal mehr vor, dass das Genre der Screwball-Comedy, die den Kampf der Geschlechter temporeich inszenieren, nicht etwa eine Erfindung Hollywoods ist. Dass Filme wie Frank Capras „Es geschah in einer Nacht“ (1934), Peter Bogdanovichs „Is’ was, Doc?“ (1972) oder Lawrence Kasdans „French Kiss“ (1995) alle letztlich auf die großartige, wortgewaltige Komödienkunst Shakespeares zurückgeführt werden können.

„Viel Lärm um nichts“ (keine Altersbeschränkung) startet an diesem Donnerstag in Stuttgart im Kino Delphi.