Ulrich Tukur als Rommel bei den Dreharbeiten auf der Schwäbischen Alb. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie. Foto: Leif Piechowski

War Erwin Rommel ein Karrierist, der Adolf Hitler seinen Aufstieg verdankte und ihm bis zum Ende treu blieb, oder war der Generalfeldmarschall in den Widerstand gegen Hitler verstrickt? Der ARD-Fernsehfilm „Rommel“ versucht die Annäherung an einen Mythos.

Stuttgart - Der Film „Rommel“ wird von der ARD am 1. November ausgestrahlt. Im Anschluss an den Fernsehfilm ist eine Dokumentation mit Beiträgen aus Wochenschauen und Kommentaren von Historikern zu sehen. Mit dieser Mischung aus Film und vertiefender Information folgt der Sender einer Tradition, die sich bei den Beiträgen „Mogadischu“ und „Stauffenberg“ bewährt hat. Für die Doku, sagt ihr Autor und Regisseur Thomas Fischer, habe er ein Jahr lang Literatur gelesen, mit Historikern gesprochen, Ton- und Filmarchive ausgewertet und den Stoff mit den Redakteuren Walter Sucher und Gerolf Karwath bearbeitet.

Auch beim Fernsehfilm legt der Sender Wert darauf, dass er die Fakten auf dem gegenwärtigen Stand der Forschung präsentiere. Vor rund einem Jahr hatte es wegen des Drehbuchs noch Konflikte mit Erwin Rommels Familie gegeben. Auch die Historikerin Cornelia Hecht vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg hatte die Quellentreue im Drehbuch angezweifelt. „Ich hatte mit so viel Aufregung nicht gerechnet. Wir haben sorgfältig recherchiert“, beteuert SWR-Intendant Peter Boudgoust.

Ursprünglich hatte Regisseur Niki Stein gar nicht an einen Rommel-Film gedacht: „Ich wollte einen Film über Rommels Generalstabschef Hans Speidel machen, dann hat aber Rommel das Drehbuch erobert.“ Der sogenannte Wüstenfuchs spiegle die Situation eines ganzen Volkes, das zwölf Jahre einem Massenmörder hinterherlaufe und dann am Ende erschreckt feststelle, dass dieser ein Verbrecher sei. War Rommel so, wie ihn Ulrich Tukur im Film darstellt? „Ich habe mit Hans Speidels Sohn gesprochen. Er fand den Film gut, aber Rommel sei in Wirklichkeit unnahbarer, kantiger, bornierter gewesen“, sagt Niki Stein.

Rommel wird am 17. Juni bei einem Fliegerangriff schwer verletzt

„Man ist auch für seinen Gehorsam verantwortlich.“ Diesen Satz der politischen Theoretikerin Hannah Arendt (1906–1975) hat Niki Stein als Motto für seinen Fernsehfilm gewählt. Rommel ist sich dieser Verantwortung spät bewusst geworden, deshalb setzt der Film erst im März 1944 ein, vor der Landung der Alliierten in der Normandie. Angesichts der Übermacht der Alliierten, denen die Landung gelingt, zweifelt er immer mehr an Hitlers militärischen Zielen.

Rommels Generalstabschef Hans Speidel (Benjamin Sadler) unterhält Verbindungen zum militärischen Widerstand um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und will Erwin Rommel für die Verschwörung gegen Hitler gewinnen, doch der Generalfeldmarschall lehnt ein Attentat ab. Hin und her gerissen zwischen Loyalität und Realismus neigt er schließlich dazu, die Front für die Alliierten zu öffnen. Unterdessen bereiten die Verschwörer das Attentat vor und hoffen, dass Rommel nach Hitlers Tod auf ihrer Seite steht. Doch Rommel wird am 17. Juni bei einem Fliegerangriff schwer verletzt. Drei Tage später scheitert der Anschlag auf Hitler, und die Verschwörer, darunter Speidel, werden verhaftet. In ihren Verhören fällt Rommels Name. Der Generalfeldmarschall wird vor die Alternative gestellt: Selbstmord mit Gift und ein Staatsbegräbnis, oder Schauprozess und Sippenhaft für Frau und Sohn. Rommel entscheidet sich für Suizid und nimmt das Geheimnis über seine Rolle im Widerstand mit ins Grab. Möglicherweise hat es genügt, dass er die Verschwörer kannte, sie aber nicht preisgab.

Der Fernsehfilm „Rommel“ wird am Donnerstag, 1. November, 20.15 Uhr, im ersten Programm der ARD ausgestrahlt. Um 22.15 Uhr folgt „Rommel – die Dokumentation“.