An den Stuttgarter Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof ist Buero.de nicht interessiert. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Weg für Verhandlungen zwischen Galeria Karstadt Kaufhof und Buero.de ist frei. Welche Filialen würde Buero.de-Chef Markus Schön gerne übernehmen? Und was hat er mit ihnen vor?

Zwischen dem angeschlagenen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof und dem Online-Händler Buero.de ist der Weg für Gespräche über die mögliche Übernahme von Filialen frei. „Die von uns eingebrachte und von uns als unverzichtbar eingestufte Anti-Korruptionsklausel wurde akzeptiert“, bestätigte buero.de-Geschäftsführer Markus Schön unserer Zeitung. Die Klausel hatte Schön mit Blick auf die Ermittlungen gegen Investor René Benko in Österreich gefordert. Man habe dem Warenhauskonzern einen Fragekatalog übermittelt. Wann die Gespräche geführt würden, werde nicht kommuniziert, so Schön.

Über die Gespräche wurde Vertraulichkeit vereinbart. Federführend für eine mögliche Kommunikation sei Galeria. „Als sehr erfolgreicher und substanzstarker Mittelständler aus Ostwestfalen in Familienbesitz bewegt man sich gern außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung“, sagte Schön.

Hoffnung gibt es für Standorte in Esslingen, Leonberg und Offenburg

Buero.de möchte bundesweit 47 Galeria-Standorte im mittelgroßen Städten übernehmen. Von den 14 Standorten in Baden-Württemberg sind dies Esslingen, Leonberg, Offenburg, Singen, Konstanz und Lörrach. Freiburg und Heidelberg haben derzeit je zwei Filialen – hier ist Buero.de an je einer interessiert.

Kein Interesse hat Buero.de an den Standorten in Stuttgart, Reutlingen, Pforzheim, Heilbronn, Karlsruhe und Ulm.

Für eine mögliche Übernahme der Filialen hat sich Buero.de den Markennamen „Schön hier“ beantragt. Man wolle an den Standorten „Einkaufserlebnisse schaffen, die die Kundinnen und Kunden mit dem Markennamen verbinden „und ihnen ein Gefühl der Heimat und des Zuhauses vermitteln“, heißt es.

„Schön hier“ soll der neue Markenname werden

Darüber hinaus hat sich Buero.de rund 100 Domains gesichert, bei denen die gewünschten Standorte mit dem möglichen Namen der Warenhäuser kombiniert werden. Die Webseite von Leonberg könnte zum Beispiel www.leonberg-schoen-hier.de heißen. Die Vielzahl der gesicherten Webseiten hänge damit zusammen, dass man sich für die Filialen auch Varianten mit und ohne Umlaut gesichert habe.

Bisher habe man in das Projekt einen einstelligen Millionenbetrag investiert, sagte Schön. Für die mögliche Übernahme der 47 Standorte gehe man von Investitionen im dreistelligen Millionenbereich aus. Schön betonte nochmals, er wolle die derzeit rund 5500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den 47 Standorten weiterbeschäftigen. „Wir glauben, dass wir einen leistungsfähigen Vorschlag vorgelegt haben, materiell wie inhaltlich. Und wir wollen mit allen Mitarbeitern weitermachen.“

Das derzeitige Sortiment der Kaufhäuser solle sich nicht wesentlich ändern, sagte Schön unserer Zeitung: „Es wäre eine Evolution statt Revolution.“ Derzeit hat Buero.de vor allem Erfahrungen im Büro- und Schulbedarf, zu dem auch Spielwaren zählen. Schön betonte auch die Expertise im Onlinegeschäft und in der Logistik, für die Weiterentwicklung habe man Mitarbeiter neu eingestellt. „Im Erfolgsfall werden wir einen anderen Servicegedanken mitbringen, eine andere Vernetzung zwischen dem stationären und digitalen Geschäft und eine andere Warenpräsentation“, kündigte Schön an.

Galeria Karstadt Kaufhof hat Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Ersten Ankündigungen zufolge will das Unternehmen im Rahmen der Sanierungsbemühungen mehr als 40 seiner verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen. Der Handelsriese mit seinen 17 000 Mitarbeitern ist noch in 97 deutschen Städten vertreten.

Galeria verhandelt mit den Vermietern

Der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz sagte auf Anfrage, solange ein persönliches Treffen mit Herrn Schön nicht stattgefunden habe, könne man „inhaltlich zu den Ambitionen noch keine Stellung nehmen“. Davon unabhängig gehe man zeitnah in Gespräche mit den Vermietern. Hier gehe es neben der Miete selbst auch um weitere Fragen wie etwa der Flächennutzung, der energetischen Sanierung oder Modernisierungs- und Baumaßnahmen. „Ob ein Standort erhalten bleibt, wird stark von diesen Gesprächen abhängig sein“, sagte Geiwitz.