Franz Alt (Mitte) diskutiert mit Experten über die Energiewende. Foto: Thomas Krämer

Stadtoberhäupter, Wissenschaftler und der Journalist Franz Alt diskutieren bei dem von Filderstadt und Waldenbuch ins Leben gerufenen ersten lokalen Klimagipfel über die Energiewende.

Filderstadt/Waldenbuch - In Paris verhandeln in diesen Tagen Regierungschefs und Forscher darüber, wie man die globale Erderwärmung bremsen kann. In der Filharmonie in Bernhausen wurde am Mittwochabend darüber gesprochen, welchen Beitrag man auf lokaler Ebene leisten kann. „Erster Filderstädter und Waldenbucher Klimagipfel 2015“ hieß die Veranstaltung, zu der der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub sowie dessen Waldenbucher Kollege Michael Lutz rund 170 Gäste begrüßen konnten. „Wir sind in Filderstadt seit 20 Jahren im Klimaschutz unterwegs“, sagte Traub, und Lutz betonte, dass der Klimawandel unseren Planeten gefährde. „Jeder trägt Verantwortung für den Erhalt der Umwelt.“

Diesen Ansatz betonte der Gastredner Franz Alt, der zuerst mit einem nicht funktionierenden Mikrofon kämpfte und das mit den Worten „muss wohl Atomstrom sein“ kommentierte. Damit wurde klar, wie der ehemalige „Report“-Moderator die künftige Energieversorgung der Menschheit sieht. Alts These: „Wir lernen nur aus Katastrophen, die werden kommen“, sagte das einstige CDU-Mitglied in Anspielung auf Fukushima und Tschernobyl.

Eine Million Flüchtlinge „nur ein Vorspiel“

Und auch bei diesem Thema ging es um Flüchtlinge. Allerdings sind die eine Million Menschen, die 2015 nach Deutschland gekommen sind, für Alt nur ein „Vorspiel“. Wenn der Meeresspiegel steige, würden viele Millionen Menschen vor allem in Asien ihre Heimat verlieren. Auch die Böden in südlichen Ländern würden durch höhere Temperaturen weniger fruchtbar, was weitere Menschen in die Flucht treibe. „Wenn wir so weitermachen, werden wir Hunderte Millionen Flüchtlinge bekommen“, lautete die Prognose des Theologen, Politikwissenschaftlers und Historikers, der auf die parallele Entwicklung von höherem Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre und steigenden Temperaturen hinwies.

Für ihn liegt die Lösung des Energieproblems am Himmel: „Bei meiner Anfahrt nach Bernhausen habe ich viele Dächer ohne Solaranlage gesehen“, merkte er an. Stattdessen würde man Gas aus Russland und Öl aus den arabischen Ländern beziehen, um zu heizen. Für die künftige Energieversorgung sollten Windenergie und Biomasse stärker genutzt werden. „Wirtschaftliche Interessen verhindern den Durchbruch neuer Lösungen“, kritisierte Alt und betonte den Einfluss der vier mächtigen Energiekonzerne. „Erneuerbare Energien sind ein Gewinnerthema“, sagte Alt und bezeichnete angesichts der menschlichen Unvernunft den Homo sapiens als „Homo dummkopf“.

Klimawandel wird lokal zu spüren sein

In der Diskussionsrunde stellten Forscher den Klimawandel aus ihrer Perspektive dar. Volker Kienzlen von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg sieht die Kommunen als zentrale Akteure im Kampf gegen den Klimawandel. Der wird nach Ansicht von Hans Schipper auch in Filderstadt zu spüren sein. „Die Temperatur ist in den vergangenen Jahrzehnten in der Region stärker gestiegen als im Durchschnitt“, sagte der Meteorologe und Mitarbeiter des Süddeutschen Klimabüros. Jörn Birkmann, der Leiter des Instituts für Raumordnung an der Universität Stuttgart, prognostizierte einen hohen Siedlungsdruck auf Kommunen wie Filderstadt und Waldenbuch, da Menschen aus dem „Hotspot Stuttgart“ wegziehen würden.