Mehr als 800 Besucher waren bei der städtischen Veranstaltung Foto: Häusser

Die Vorstellung der OB-Bewerber in der Filharmonie war besonders gut besucht. Mehr als 800 Bürger kamen, um die vier Kandidaten für die Wahl am 5. Juli live zu erleben, und etwas über ihre Ziele und Pläne zu erfahren.

Bernhausen - Der Saal der Filharmonie war voll besetzt, einige Besucher mussten sogar stehen. Das Interesse an der Oberbürgermeister-Wahl am 5. Juli war sehr groß. Die Menschen wollten hören, was die vier OB-Anwärter, die in der Reihenfolge ihres Bewerbungseingangs auftraten, zu sagen haben.

Der Kandidat Christoph Traub machte den Anfang. Auffallend war, dass er im Gegensatz zu den folgenden Bewerbern ohne Manuskript ans Rednerpult ging. Er machte auch sonst den souveränsten Eindruck und hielt sich nicht am Rednerpult fest. Traub, der viel Zeit für seine Vorstellung verwendete, um dann seine Ziele zu benennen, erhielt immer wieder Zwischenapplaus. Auch bei der anschließenden Fragerunde gab er sich keine Blöße: Eine Zuhörerin sah bei dem CDU-Kandidaten zwar die Gefahr der Vetterleswirtschaft. Traub aber erklärte trocken: „Ich hab’ hier kein Äckerle – und damit auch keine Aktien im Spiel.“

Angriffslustige Bürger

Auf wenig Freude stieß bei den Zuhörern der Auftritt von Fragensteller Kurt Maier. Er wollte von Traub wissen, wie lange bei ihm die Beantwortung von Bürgeranfragen dauern würde, nachdem er zuvor geschimpft hatte, dass man von der Amtsinhaberin keine Antwort bekomme. Er werde als OB nach acht Tagen zumindest Bescheid geben, wann mit einer Antwort zu rechnen sei, sagte der Kandidat.

Vom Rektor der Werkrealschule Bonlanden, Ralph Schindler, wurde dann nicht nur Traub, sondern auch Gabriele Dönig-Poppensieker ins Visier genommen. Er beklagte sich darüber, dass seine Schule nicht zur Gemeinschaftsschule wird, obwohl dies nach seiner Ansicht ohne Investitionen möglich gewesen wäre. Von Traub wollte er wissen, wie er dazu stehe, dass die von der Kirche organisierte Schulsozialarbeit an der Werkrealschule auslaufen müsse. Der Kandidat meinte, dass die Schulsozialarbeiter in anderen Schulen eine Beschäftigung finden.

„Vom Herzen her bin ich SPD-Mitglied“

Gabriele Dönig-Poppensieker verteidigte die Entscheidung, an der Gotthard-Müller-Schule die Gemeinschaftsschule einzurichten. „Nach langem Ringen hat sich der Gemeinderat dazu durchgerungen“, erklärte sie. Ein Zuhörer wollte von ihr wissen, ob sie wieder in die SPD eintreten werde. Sie sei wegen Unstimmigkeiten auf lokaler Ebene ausgetreten. „Vom Herzen her bin ich aber SPD-Mitglied“, sagte sie. Als Oberbürgermeisterin sei sie jedoch bisher neutral und wolle dies auch bleiben. Dönig-Poppensieker, die in ihrer Rede schwerpunktmäßig auf das bisher Geleistete eingegangen war, bekannte sich auf ein Frage hin dazu, die Grundsteuer erhöhen zu wollen. Die Einnahmen würden dringend für Investitionen gebraucht. Weil vor Ablauf der 30-minütigen Redezeit, die jedem Bewerber zur Verfügung stand, die Fragen ausgingen, hielt die Kandidatin zum Schluss einen kleinen Vortrag über die Kulturangebote in der Stadt, um damit klar zu machen, wie gern sie in Filderstadt lebe.

Einer Vorlesung glich der Vortrag von Kandidat Walter Schupeck. Der Diplom-Informatiker teilte zwar mit, dass er Bezirksbeirat in Degerloch sei verschwieg aber, dass er für die AfD im Gremium sitzt. Auffallend war in seiner Rede, dass er sich zu einer Erhöhung der Gewerbesteuer bekannte und gleichzeitig für eine Senkung der Kindergartengebühr eintrat. Er betonte, dass die Finanzsituation verbessert werden müsse. „Filderstadt befindet sich in einem Liquiditätsengpass“, sagte er. Schupeck versprach, sich dafür einsetzen zu wollen, dass ein Technisches Gymnasium in die Stadt kommt. Warum er mit 62 Jahren als Oberbürgermeister kandidiere?, fragte eine Zuhörerin. Schließlich müsse ein OB mit 68 Jahren abtreten. Fünf Jahre seien selbst in der Industrie genug Zeit, etwas auf die Beine zu stellen, sagte Schupeck und fügte hinzu: „Ich kann 40-Jährige noch in den Senkel stellen.“

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“

Kandidat Georg Müller, der zunächst seine Familie vorstellte, betonte dann das für ihn wichtige Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, und erntete ein Raunen aus dem Publikum. Müller schwärmte von Filderstadt und erklärte, dass alle Menschen gleichviel Wert seien. Der Kandidat sagte, er wolle bezahlbaren Wohnraum schaffen und forderte wie Schupeck zur Realisierung eine städtische Wohnbaugesellschaft. Zwischendurch bekannte er, dass für ihn Vereine und die Kirchen wichtig seien und versuchte schließlich eine Parallele zum früheren Oberbürgermeister Peter Bümlein herzustellen. „Ich habe gehört, er sei einfach immer da gewesen – das will ich auch sein“, sagte der Kandidat, der als einziger von sich aus die Integration von Asylbewerbern ansprach. „Es ist unsere Pflicht diese Menschen aufzunehmen“, erklärte er. Man müsse aber auch dafür sorgen, dass nächtliche Ruhestörungen durch Flüchtlinge beendet werden. Müller, der unterstrichen hatte, dass er Bürgern zuhören wolle, hatte zum Schluss keine Zeit mehr, sich befragen zu lassen. Offenbar war ihm dies selbst peinlich. Man könne mit ihm nach der Veranstaltung sprechen, sagte er entschuldigend.