Beim Filder-Feldtag vor vier Jahren in Harthausen war auch eine Kartoffelernte wie früher angesagt. Foto: Archiv Otto-H. Häusser

Der landwirtschaftliche Obmann von Filderstadt-Sielmingen, Markus Bauer, ist verärgert über Stadträte. Der Filder-Feldttag wurde deshalb abgesagt. Hier erklären wir, warum.

Filderstadt - Eine Umfahrung Sielmingen wird von den Landwirten abgelehnt. Das war bisher weitgehend Konsens. Umso mehr ist es dem dortigen Obmann der Landwirte, Markus Bauer, aufgestoßen, dass einige seiner Berufskollegen Ende Mai im Gemeinderat für die Untersuchung einer solchen Trasse, die im Tunnel verlaufen soll, gestimmt haben.

Da muss Markus Bauer der Kragen geplatzt sein. Zumal drei dieser Stadträte aus der Fraktion der Freien Wähler zusammen mit ihm und den jetzigen Sechstklässlern der Jahnschule einen Filder-Feldtag abhalten wollten. Der sollte ähnlich wie sein Vorgänger vor vier Jahren ablaufen: mit einer spektakulären Ernte von Kraut und Kartoffeln, dazu passenden Fachvorträgen und einem Verkauf.

Verärgert über Abstimmung

Der Grundstock dafür war bereits gelegt. Die Kartoffeln waren gesteckt, das Kraut gepflanzt. Die Ernte-Veranstaltung sollte einen Tag vor der Bundestagswahl stattfinden. Doch daraus wurde nichts. Markus Bauer, der den Organisatoren und Stadträten Andreas Schweizer, Ernst Schumacher und Gebhard Handte sein Feld zur Verfügung gestellt hatte, machte seinem Unmut über deren Abstimmungsverhalten Luft. Im Ausschuss des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Sielmingen regte er sich darüber auf, dass Stadträte, die einen Filder-Feldtag propagieren, dafür stimmen, dass bei der Fortschreibung des Regionalverkehrsplans eine Umfahrung untersucht wird. Man könne doch nicht für den Erhalt der wertvollen Filder-Scholle werben und gleichzeitig eine Betonierung derselben ermöglichen, so Bauers Vorwurf.

„Diese Kritik habe ich aber nur im Ausschuss geäußert“, sagt Markus Bauer auf unsere Anfrage. Er wisse nicht, wie sie nach außen gedrungen sei. Sie kam nämlich auch den Stadträten zu Ohren. Andreas Schweizer war deswegen sauer. „Ich bin trotz dieser Abstimmung gegen eine Umfahrung“, sagt er auf Anfrage, immer noch entrüstet. Er habe für die Untersuchung gestimmt, weil dadurch festgestellt werden könne, dass eine Umfahrung im Tunnel viel zu teuer und deshalb nicht umsetzbar wäre. Aus Verärgerung über Bauer verfolgte er offenbar den Filder-Feldtag nicht weiter. Die Folge war, dass Kraut und Kartoffeln ohne große Öffentlichkeit geerntet wurden. Die Werbung für die Filder-Scholle fand deshalb nicht statt.

Schüler hatten trotzdem Spaß

Der pädagogische Nutzen für die Schüler blieb trotzdem nicht aus. „Den Kindern hat es viel Spaß gemacht, und sie haben viel gelernt“, sagt Dagmar Reutter, die Klassenlehrerin der jetzigen Sechstklässler der Jahnschule. Sie hätten das Feld zweimal gejätet und schließlich bei der Ernte geholfen. Und dann verkauften sie die Feldfrüchte an zwei Tagen auf dem Wochenmarkt in Harthausen. Sie haben gelernt, wie viel Arbeit das Ganze bedeutet“, sagt Reutter. Man sei froh, dass die Landwirte schon seit Jahren mit der Jahnschule kooperieren, sagt deren Rektor Ulrich Heller, der von dem Streit nichts mitbekommen haben will.

Auch die beiden potenziellen Mitorganisatoren des Feldtags, Ernst Schumacher und Gebhard Handte, wollen über die Sache Gras wachsen lassen. „Es ist schade, dass es die Veranstaltung nicht gegeben hat“, sagt Schumacher zum Ausfall des Filder-Feldtags. Es sei aber auch kein Beinbruch. Sein Abstimmungsverhalten im Gemeinderat rechtfertigt Schumacher damit, dass eine Umfahrung im Tunnel nur die allerletzte Option sei. „Zunächst braucht es mehr öffentlichen Nahverkehr“, sagt er. Gebhard Handte, der die Kartoffeln und das Kraut mit Schumacher und den Schüler geerntet hat, ist froh, dass es den Schülern Spaß gemacht hat. „Vielleicht klappt es dann in einem der nächsten Jahre mit dem Feldtag“, sagt er.