Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat bereits vor dem Hilferuf das Renault-Gelände als Standort angeboten. Foto: Norbert J. Leven

Die Standortsuche für Flüchtlingszelte stößt in der Verwaltung auf offenes Ohr. Allerdings wird ein kreisweites Konzept für die Unterbringung von Asylbewerbern gefordert.

Filderstadt - Der drastische Flüchtlingsappell aus dem Esslinger Landratsamt stößt in Filderstadt offenbar nicht auf taube Ohren. Im Rathaus wird nach dem Hilferuf verstärkt über provisorische Standorte für die Notunterbringung von Asylbewerbern nachgedacht. „Wir müssen gemeinsam etwas tun – allen voran die Großen Kreisstädte“, betonte Baubürgermeister Reinhard Molt am Donnerstag.

Ob es geeignete Flächen für den Aufbau von winterfesten Zelten oder Traglufthallen gibt, ist allerdings fraglich. Über konkrete Standorte will Reinhard Molt deshalb keinesfalls sprechen. Und auch an der ins Auge gefassten Größe der vorübergehenden Unterkünfte scheiden sich die Geister. „Bei 300 Flüchtlingen in einer Unterkunft tue ich mich schwer, von einer noch integrierbaren Größenordnung zu sprechen“, stellt der Bürgermeister klar.

Landkreis hat die 44 Kommunen um Hilfe gebeten

Der Landkreis Esslingen sucht wie berichtet händeringend nach provisorischen Schlafplätzen für die massiv steigende Zahl ankommender Asylbewerber. In einem Brief an die 44 Städte und Gemeinden hat Marion Leuze-Mohr, Stellvertreterin von Landrat Heinz Eininger, eindringlich auf die aktuelle Notlage bei der Unterbringung hingewiesen – und die Kommunen um Mithilfe bei der Standortsuche gebeten.

Der Hintergrund: Noch vor wenigen Monaten wurden bis Jahresende kreisweit 3900 Asylbewerber erwartet. Nach den jüngsten Prognosen aber werden bis Ende Dezember etwa 5800 Flüchtlinge im Landkreis Esslingen angekommen sein.

Im Kreis Esslingen fehlen aktuell noch etwa 2600 Plätze

Anders ausgedrückt fehlen aktuell noch 2600 Plätze – die Ankündigung der Bundesregierung, dass Deutschland schon dieses Jahr gut 800 000 Flüchtlinge aufnimmt, bringt den Kreis in die Bredouille.

Der Bau fester Unterkünfte ist kurzfristig keine Lösung, selbst die Aufstellung von Containern braucht durch das nötige baurechtliche Verfahren mehr Zeit. Deshalb wird an winterfeste Zelte und Traglufthallen gedacht. Die vom Landkreis genannten Mindestanforderungen sind allerdings nicht zu unterschätzen: Der Platz sollte nicht nur befestigt und durch Strom und Wasser erschlossen sein, sondern bei einer Minimalbreite von 20 Metern auch zwischen 1500 und 4500 Quadratmeter groß sein. In Frage dürften deshalb nur Gewerbegebiete, große Parkplätze oder die örtlichen Festplätze kommen. „Es ist wichtig, dass wir solche Fragen erst mal mit der Kommunalpolitik diskutieren“, sagt Molt.

Filderstadt muss 567 Flüchtlinge unterbringen

Aus seiner Sicht müssen sich die Großen Kreisstädte gemeinsam mit dem Kreis im September an einen Tisch setzen und ein übergreifendes Konzept erarbeiten. Filderstadt muss bis Ende 2016 voraussichtlich 567 Flüchtlinge unterbringen – gedacht war bisher an 340 bis Ende dieses Jahres.

Die Nachbarn in Leinfelden-Echterdingen sind der Bitte des Landkreises schon zuvorgekommen – und haben dem Landkreis das Renault-Gelände als Standort für eine Notunterkunft angeboten.