Das Gemälde „Giftgasangriff“ zeigt das Grauen des Ersten Weltkriegs. Foto: privat

Der in Filderstadt geborene Konzeptkünstler Jan-Hendrik Pelz hat auf dem Dachboden seines Elternhauses gestöbert. Dabei hat er verschollen geglaubte Kunstwerke seines Urgroßvaters gefunden. Jetzt stellt er sie aus.

Filderstadt - Jan-Hendrik Pelz ist ein international renommierter Künstler. Malerei, Performance, Konzeptkunst und Videokunst beschäftigen den 33-Jährigen, der 1984 in Filderstadt geboren wurde. Auf dem Dachboden seines elterlichen Hauses in Heubach stieß er 2014 hinter Gerümpel auf einen verloren geglaubten Schatz: 100  Gemälde seines Urgroßvaters, der ebenfalls Jan Hendrik Pelz hieß, und der mit der kritischen Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs Furore gemacht hatte. Bei einem Atelierbrand 1943 wurde der größte Teil seiner Werke zerstört. Der Fund auf dem Dachboden wurde sorgfältig restauriert und wird nun in einer Ausstellung des Kunstvereins Friedrichshafen der Öffentlichkeit präsentiert.

„Die Bilder und die Erzählungen über meinen Urgroßvater haben mich dazu inspiriert, Kunst zu studieren“, sagt der Urenkel. Den Urgroßvater und den Urenkel verbindet nicht nur der Name, sondern auch das Geburtsdatum. Beide sind an einem 8. Februar geboren. Der eine 1884 und der andere 1984. Der Vorfahre des Konzeptkünstlers wurde aber nicht in Filderstadt, sondern in Stuttgart geboren. Nach einer Lehre zum Schilder- und Dekorationsmaler studierte er von 1907 bis 1913 an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. 1914 wurde er Soldat im Ersten Weltkrieg.

Während des Kriegs änderte sich sein Stil

Die ersten Bilder seines Vorfahren, sagt Jan-Hendrik Pelz, seien „sehr akademisch“. Erst während des Kriegs änderte sich sein Stil. Die akademische Malweise wich einem schnellen Pinselstrich. „Wenn Blendgranaten und Landminen explodieren, Gas einen Nebel hinterlässt, der auf die Augäpfel drückt, dann wird kein Maler dieser Welt – Gottlob, wir leben noch! – daran denken, zwei Tage dafür zu verwenden, einen Gipskopf abzuzeichnen“, schrieb er 1916. In den 1920er Jahren malte er im Stile der Neuen Sachlichkeit und nahm an großen Ausstellungen teil, darunter in der Großen Berliner Kunstausstellung oder in der Münchner Jahresausstellung im Glaspalast. Als 1933 die Nazis an die Macht kamen, war der Pazifist als Maler geächtet. Zwei seiner Werke wurden für die Ausstellung „Entartete Kunst“ eingezogen, aber nicht gezeigt. 1934 zog er sich wie Otto Dixund Erich Heckel auf die Halbinsel Höri am Bodensee zurück. Schon ein Foto von 1923 zeigt ihn mit Otto Dix. „Sie kannten sich, ob sie befreundet waren, weiß ich nicht“, sagt sein Urenkel. Weil er nicht mehr arbeiten konnte, wurde Jan Hendrik Pelz von Schweizer Kunstsammlern wie Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza unterstützt. „Nach dem Krieg hat er seinen Stil in Richtung Abstraktion entwickelt“, sagt sein Urenkel. Gefragt waren die Werke nicht. Pelz züchtete Schweine und starb 1884 im Alter von 100 Jahren.

Den Wert des Funds auf dem Dachboden kann Jan-Hendrik Pelz nicht beziffern: „Sie sind nicht auf dem Kunstmarkt. Dies ist die erste Ausstellung der Arbeiten. Ich lasse mich von einem Experten beraten“, sagt der gebürtige Filderstädter.

Die Ausstellung:

„Jan Hendrik Pelz Retrospektive“ im Kunstverein Friedrichshafen, Buchhornplatz 6, ist vom heutigen Samstag, 16. September, bis zum Freitag, 10. November, zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag und Freitag: 15 bis 19 Uhr. Samstag, Sonntag, Feiertag: 11 bis 17 Uhr.