Die Eltern an der Filderschule haben sich gegen den Zwang zur Ganztagsschule gewehrt. Nun dürfen sie wählen. Foto: Archiv Barnerßoi

Für Eltern ist es eine gute Nachricht: Schicken sie ihr Kind an die Degerlocher Filderschule, dürfen sie fortan wählen, ob sie einen Ganztagsplatz brauchen oder nicht. Ihre Entscheidung ist aber für vier Jahre verbindlich.

Degerloch - Im September beginnt der Ganztagesbetrieb an der Filderschule. Ob sich von den vier ersten Klassen dann eine oder zwei Ganztagesklasse nennen, ist noch unklar. Das hängt davon ab, wie viele der 113 Kinder aus dem Einzugsbereich der Filderschule sich für den Ganztags- und wie viele sich für den Regelbetrieb anmelden. „Wir sind mitten im Prozess des Auszählens“, sagt die Rektorin Carola Frech.

Frech ist mit ihrer Stellvertreterin Carla Gulde zur jüngsten Sitzung des Degerlocher Bezirksbeirats gekommen, um über die Entwicklung des Ganztagsbetriebs an der Filderschule zu berichten.

Alle Kinder, die wollen, sollen einen Platz bekommen

Kein Kind soll abgewiesen werden

Es könnte sein, dass in den nächsten Tagen manche Eltern ihr Kind doch noch für die Ganztagsschule ummelden. Zum Beispiel, wenn ihnen bewusst wird, dass sie ihr Kind nicht mehr in den Hort bringen können. Sicher ist, dass alle Kinder, die einen Ganztagsplatz wollen, einen bekommen. „Kein Kind darf abgewiesen werden“, sagt die Schulleiterin Carola Frech.

Ab einer Gesamtzahl von 29 Kindern würden notfalls zwei Ganztagsklassen mit je 14 und 15 Schülern eingerichtet werden, verspricht Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamts. Für die restlichen Kinder gebe es weiterhin die verlässliche Grundschule. Die Eltern behalten also die volle Wahlfreiheit. Darum ist in der Vergangenheit heftig gerungen worden. Denn die Degerlocher Filderschule sollte eigentlich eine gebundene Ganztagsschule werden. Daraufhin hatten sich Eltern zusammengeschlossen und eine Initiative gegen den Zwang zur Ganztagsschule gegründet.

Entscheidung ist für vier Jahre verbindlich

Auch wenn die Eltern das Modell an der Filderschule nun frei wählen können, sei die Anmeldung für die gesamten vier Grundschuljahre verbindlich, sagt Frech und schiebt hinterher: „Es gibt immer Lösungen für Einzelfälle.“

Als zweiter Träger für die Ganztagsschule ist seit Mitte März das Stuttgarter Jugendamt mit von der Partie. „Wir haben uns die Betreuung aus einer Hand gewünscht“, sagt Frech. Nun sei sie froh, dass es geklappt hat. Denn auch der Hort ist schon in der Trägerschaft des Jugendamts.

Erste Entwürfe für die Osterferien geplant

Eltern werden beteiligt

Der Stundenplan von 8 bis 16 Uhr, samt Pausen- und Unterrichtszeiten, steht schon. Wie der Ganztagesunterricht in Zukunft genau aussehen wird, ist hingegen noch mit einigen Fragezeichen versehen. Laut der Schulleiterin Frech sollen die ersten Entwürfe nach den Osterferien gemacht werden. Lehrer sollen dann für ein paar Tage an die Karl-Benz-Schule gehen, um den Ganztagesbetrieb dort kennenzulernen und zu schauen, was sich auch für die Filderschule eignen würde. Dass es nachmittags Fachunterricht geben wird, schließt die Schulleiterin schon jetzt aus. Die Schüler sollen dann eher Übungs- oder Hausaufgaben machen.

Alle Kinder, egal ob sie ganztags oder halbtags an der Schule sind, bekommen übrigens ein Mittagessen, sagt Frech. Inka Glaser-Gallion von der CDU fordert, dies vertraglich festzuhalten. „Bis jetzt ist das eine Kann-Geschichte und keine Muss-Geschichte“, sagt die Bezirksbeirätin.

„Wir warten noch auf die Ausschreibung des Caterers“, sagt Frech. Die Fraktionen im Bezirksbeirat fordern, dass biologische und regionale Produkte bei der Auswahl berücksichtigt werden. Klaus-Dieter Kadner von der SPD sagt: „Essen muss nicht von überall hergekarrt werden.“ Die Schulleitung hat das Anliegen zur Kenntnis genommen. Die Eltern würden bei der Entscheidung beteiligt, sagt Gulde.

Hort will seine Qualität halten

Eine Ferienbetreuung bietet das Jugendamt übrigens nur für die Kinder der Ganztagsklassen an. „Damit soll verhindert werden, dass Eltern ihre Kinder nur zu ausgewählten Ausflügen anmelden“, erläutert Robert Böhm vom Stuttgarter Jugendamt und zudem Leiter der Kindertagesstätte an der Großen Falterstraße. Das würde die Qualitätsansprüche des Hortes gefährden. „Die Beziehungsarbeit ist sehr bedeutend für Schulkinder“, sagt Böhm. Die Eltern von Kindern aus den Regelklassen können daher nur auf die verlässliche Grundschule von 8 bis 14 Uhr zurückgreifen – außer in den Sommerferien, aber dann gibt es ja auch die Waldheim-Freizeit.