Kritisiert Pläne am Flughafen als „nicht genehmigungsfähigen Murks“: Hermann. Foto: Leif Piechowski

Grünen-Politiker Hermann will alte Gäubahn-Strecke an den geplanten Tiefbahnhof anschließen.

Stuttgart – Die Bahn will bei Stuttgart 21 Fernzüge aus Singen auf die S-Bahn-Gleise zum Flughafen lenken. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kämpft gegen diesen Mischbetrieb.

Herr Hermann, seit Samstag läuft der Filder-Dialog. Wozu braucht die Landesregierung diese Veranstaltung?
Die Regierung hat nach der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 versprochen, mit den Bürgerinnen und Bürgern auf den Fildern bessere Alternativen als den von der Bahn bisher geplanten Flughafenanschluss zu diskutieren. Auf den Fildern sind viele Probleme ungelöst, es gibt viel Kritik, aber keine genehmigte Bauplanung. Formal existieren hier die besten Voraussetzungen, noch etwas anders zu machen.

Sie könnten auch sagen, Bahn und Land sind sich über den Anschluss des Flughafens an Stuttgart 21 nicht einig. Jetzt sollen die Bürger Ihr Problem lösen. Sie sind die Krücke für die Landesregierung.
Nein, die Bürger sind keine Krücke! Und es gibt nicht nur zwei Projektpartner. Stadt und Region sind auch dabei. Land und Bahn haben sich verständigt, dass wir eine Verbesserung anstreben. Nicht die Landesregierung allein, schon gar nicht nur der grüne Teil. Alle haben gesagt, sie wollen eine Verbesserung der bisherigen Pläne. Insbesondere die Führung der Bahn war dazu bereit. Der Ministerpräsident und ich haben deutlich gemacht, dass wir nur dann einen Filder-Dialog starten, wenn die Bahn bereit ist, mögliche bessere Varianten auch tatsächlich zu bauen.

Es scheint unbestritten bessere Lösungen zu geben als lange Laufwege zwischen dem alten S-Bahn-Halt und dem geplanten Fernbahnhof. Warum plant die Bahn die nicht einfach? Haben die Ingenieure keine Prokura?
Ich muss das nochmals klarstellen: Die Bahn ist bereit, etwas zu ändern. Aber manche sagen jetzt, durch die Volksabstimmung seien deren bisherige Pläne, also Nutzung der S-Bahn-Gleise auch durch Fernzüge, beschlossen. Wir sagen zusammen mit der Bahn: Eine Änderung ist möglich, wenn alle Projektpartner mitmachen. Die Bahn würde die eben beschriebene Antragstrasse verändern, wenn es Einigkeit über eine bessere Lösung gibt. Wir haben von höchster Ebene das Signal, dass die Bahn für neue Lösungen offen ist. Da ist es ärgerlich, wenn der hiesige S-21-Sprecher den Eindruck erweckt, man könne gar nichts ändern. Stuttgarts OB Schuster und Regionalverbandspräsident Bopp und die CDU signalisieren das auch. Aber alle haben zuvor unterschrieben, dass sie offen sind für bessere Varianten.

Sie haben eben von Stuttgart-21-Projektsprecher Wolfgang Dietrich gesprochen – ein Golf-Kollege von Bahn-Chef Rüdiger Grube. Muss Herr Grube ihm die von Ihnen beschriebenen Voraussetzungen des Dialogs klarmachen?
Herr Dietrich ist Sprecher, aber nicht Entscheider der Bahn. Die Verantwortung dort tragen andere. Ich wünsche mir von Herrn Dietrich, dass er dieselbe Offenheit ausstrahlt, wie sie die Chefs der Bahn eindeutig ausstrahlen. Offenheit war Voraussetzung für den Filder-Dialog. Wir haben uns auf diesen eingelassen, eben weil die Bahn Änderungen zulassen will. Stadt und Region haben sich mit dieser Ansage auch eingelassen. Hinterher haben sie einen Brief an den Ministerpräsenten geschrieben mit dem Inhalt: Nichts wird geändert!