Die S-Bahn-Haltestelle am Flughafen wird nicht für Gäubahnzüge genutzt werden – das freut die Stuttgarter Städträte Foto: dpa

Die neue Planung für die Bahngleise am Flughafen kommt bei der Landeshauptstadt sehr gut an. Nach OB Fritz Kuhn (Grüne) tragen jetzt auch die Stadträte mit, was der Lenkungskreis für S 21 beschlossen hatte.

Stuttgart - Die Signale stehen auf Grün. Der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik hat es am Dienstag gutgeheißen, neben dem S-Bahnhof Flughafen/Messe ein weiteres Gleis zu bauen, das in den Antragsunterlagen der Bahn AG bisher nicht enthalten war. Dieses Gleis – und nicht wie bisher geplant die S-Bahn-Station – soll in einigen Jahren für die Gäubahnzüge von und nach Zürich als Bahnhof dienen.

So will der Lenkungskreis für S 21 zumindest einen Engpass für S-Bahnen vermeiden, auch wenn die Gäubahnzüge zwischen Vaihingen und Flughafen künftig einige Kilometer auf derselben Trasse wie die S-Bahnen zurücklegen sollen.

Dass die Stadt Stuttgart die Kosten zwar nicht direkt mitfinanziert, aber über den geplanten Kostenanteil des Verbandes Region Stuttgart mit 5,2 Millionen Euro mit von der Partie ist, befanden die meisten Stadträte für richtig. Nur zwei Vertreter der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus und der Stadtist Ralph Schertlen lehnten die neuen Pläne und die Beteiligung der Stadt ab.

Die großen Fraktionen vertraten in dem 17-köpfigen Gremium die Ansicht, dass mit dem sogenannten dritten Gleis neben den beiden S-Bahn-Gleisen sowie mit planerischen Änderungen zugunsten einer Rohrer Kurve die Planung für S 21 am Flughafen besser werde. Es sei allerdings nicht das Optimum erreicht, sagte CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Das war darauf gemünzt, dass die Überlegungen für einen neuen Kombibahnhof für alle Fern- und Regionalzüge nahe der Flughafenterminals vor allem an den Mehrkosten gescheitert waren. Der geplante neue DB-Bahnhof bleibt damit den Zügen von und nach Ulm sowie Tübingen vorbehalten. „Aber das dritte Gleis ist ein guter Kompromiss“, sagte Kotz, „den tragen wir mit.“

Für den öffentlichen Nahverkehr am Flughafen werde eine Verbesserung erreicht, „und die war auch dringend nötig“, sagte Peter Pätzold (Grüne). Sonst hätte man „sehenden Auges eine Verschlechterung für den Nahverkehr gebaut“. Nach wie vor gebe es ein paar Mängel, über die man reden müsste, er sei aber froh über den Kompromiss. Martin Körner (SPD) meinte, dank des „guten Kompromisses“ könne man einen sehr leistungsfähigen Bahnknoten Stuttgart erwarten.

Nun sei auch klar, dass die bisherige Schleife der Gäubahn im nördlichen Stuttgarter Innenbezirk zum Hauptbahnhof entfallen kann und dass vom oberirdischen Kopfbahnhof nach Inbetriebnahme des Tiefbahnhofes nichts mehr gebraucht werde. Die Freien Wähler und die FDP stimmten ohne große Worte zu. Für die AfD sagte Eberhard Brett, seine Fraktion stimme ebenfalls zu. Die Stadt komme bei diesen Verbesserungen „preiswert weg“.

Widerspruch kam von Gangolf Stocker (SÖS). Nach seiner Auffassung krankt der Tiefbahnhof an einer zu geringen Kapazität für den erforderlichen Bahnverkehr. Daher werde man auf den Kopfbahnhof nicht verzichten können – und auch nicht auf die Panoramastrecke der Gäubahn in Stuttgart und ihre sogenannte Einschleifung zum historischen Hauptbahnhof. Was der Lenkungskreis der S-21-Partner beschlossen hat, ist für Stocker „im Prinzip eine Verschlimmbesserung der bisherigen Pläne“.

OB Fritz Kuhn (Grüne) widersprach der Kritik von Kotz, dass die Weiterentwicklung der Pläne zu lang gedauert habe und wahrscheinlich viel schneller vonstattengegangen wäre, hätten die Grünen ihre Landtagskandidaten schon zur Zeit des Filder-Dialogs zu den Bahnplänen gekürt. Kotz spielte darauf an, dass Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) vor ein paar Wochen als Kandidat im Stuttgarter Filderwahlkreis nominiert wurde und er sich deshalb in der S-21-Diskussion bewegt habe. Einige Zwischenschritte seien nötig gewesen, sagte Kuhn, „wären wir schneller gewesen, dann wäre am Ende die Antragstrasse der Bahn rausgekommen“, die ja heftig kritisiert wurde. Manchmal brauche die Politik auch eine gewisse Zeit für die Entscheidungsfindung.

Kuhn hatte dem Kompromiss im Lenkungskreis schon am 20. April zugestimmt – aber unter dem Vorbehalt, dass die Stadträte mitziehen. Die Verbesserungen kosten rund 80 Millionen Euro. Die Region bringt 20 Millionen. Das Land beteiligt sich durch Bestellung von Verkehrsleistungen bei der Bahn.