Die Reise mit dem Pferdewagen durch Europa kostete Franziska Heck und Baptiste Le Pennec nur wenig Geld. Foto: privat

Die Möhringer Franziska Heck und Baptiste Le Pennec sind seit Mai mit dem Pferdewagen unterwegs durch Europa.

Möhringen - Sie hat ihn zunächst für verrückt erklärt, sagt Franziska Heck. Die Idee ihres Freundes Baptiste Le Pennec, mit dem Pferdewagen quer durch Europa zu reisen – ohne Zeitplan, ohne Zeitlimit und auch ohne Ziel –, erschien der 28-Jährigen zunächst wagemutig. Schließlich kannte sie sich mit Pferden gar nicht aus.

Le Pennec hatte zuvor eine Familie in Frankreich getroffen, die ebenfalls so gereist war, und steckte die Möhringerin mit seinem Enthusiasmus für den Trip an. Nach fast zwei Jahren Vorbereitung, während der Le Pennec den Wagen gebaut und Heck einen Kutsch-Führerschein gemacht hat, ging es im Mai 2016 los. Die Route führte am Bodensee vorbei, über München nach Österreich, dann bis nach Ungarn, am Balaton vorbei bis nach Kroatien, wo sie aktuell noch unterwegs sind.

Das Teuerste ist der regelmäßige Besuch beim Hufschmied

„Wir wollen weiter Richtung Rumänien, die Slowakei und später dann nach Frankreich“, sagt Heck. In der Bretagne möchten sie und ihr Freund nach ihrer Rückkehr sesshaft werden. Der 26-Jährige stammt ursprünglich aus dieser Gegend. Der Zeitpunkt dafür ist aber noch unklar. „Vielleicht noch ein weiteres Jahr“, sagt Heck. Schließlich sei die Reise ja noch nicht zu Ende.

Geld brauchen die beiden dafür wenig. „Das Teuerste ist der regelmäßige Besuch beim Hufschmied“, sagt Heck. Die Pferde finden genug Futter auf den Wiesen, wo die Reisenden auch ihr Nachtlager aufschlagen. Für sich selbst brauchen sie nicht viel. Hinzu kommt die unvorhergesehene Gastfreundschaft, die das Paar auf ihrer Reise schon erleben durfte und aufgrund derer die Reisekasse meistens geschont werde: „In Österreich konnten wir uns vor geschenkten Marmeladen nicht retten. In Kroatien waren es eingemachte Paprika“, sagt die 28-Jährige und lacht.

Die Natur diktiert den Speiseplan

Besonders begeistert beide die Langsamkeit ihrer selbst gewählten Reiseform. Und sie schätzen die besondere Verbundenheit mit der Natur, da unter anderem der Speiseplan auch nur aus Dingen besteht, die gerade wachsen. „Viele beneiden uns um die Freiheit und die Romantik unserer Reise“, sagt Heck. Allerdings sehe die Realität manchmal doch anders aus. Abhängig von zwei Tieren, die manchmal zu müde zum Gehen sind, auch mal schlechte Laune haben oder krank werden können, bekomme eben auch die Romantik einen Dämpfer.

Rückblickend erinnert sich die therapeutische Sozialarbeiterin neben den vielen positiven Erlebnissen im Jahr 2016, auch an ein weniger schönes: „In Österreich hatten wir einen Unfall, weil uns ein Laster zu knapp und zu schnell überholt hat. Die Pferde sind uns durchgegangen und wir sind im Bach gelandet“, erzählt Franziska Heck. Gott sei Dank sei nicht viel passiert, und Anwohner hätten tatkräftig geholfen den Wagen zu reparieren. Dennoch war das nach den Worten von Heck ein harter Schlag. Es dauerte einige Zeit, bis die Tiere wieder Vertrauen gefasst haben. Seitdem stockt Franziska Heck gelegentlich der Atem, wenn Autofahrer sie überholen.

Obwohl bis zum Start manche Freunde und Bekannte an dem Vorhaben, mit der Pferdekutsche durch Europa zu reisen, gezweifelt hätten, hat Heck ihren Entschluss nie bereut: „Und wenn man was wirklich will, einen Traum hat, dann schafft man das auch“, sagt sie.