Bei der Geedenkfeier durfte man auch zum Gräberfeld gehen, das im militärischen Sperrbereich der Amerikaner liegt. Foto: Norbert J. Leven

Vor 70 Jahren wurden die 600 jüdischen Häftlinge ins KZ Außenlager Echterdingen/Bernhausen eingeliefert. Aus diesem Anlass wurde am Sonntag auch am Gräberfeld beim Airfield der Opfer des Nazi-Regimes gedacht.

Filder - Zum Schluss der Veranstaltung durften die rund hundert Besucher an die innerhalb des amerikanischen Geländes liegende Grabstätte gehen, wo 34 ehemalige Häftlinge des KZ-Außenlagers ihre letzte Ruhe gefunden haben.

Der Fund ihrer Leichname bei Bauarbeiten hatte die Aufarbeitung der schrecklichen Geschichte um das Lager erst angestoßen und schließlich auch den Bau der Gedenkstätte veranlasst. Dort haben sich am Sonntag die Besucher versammelt, um der mindestens 119 Männer, die im Lager umgekommen sind, aber auch der übrigen der insgesamt 600 Häftlinge, die unter grausamen Bedingungen in der Außenstelle des KZ Natzweiler-Struthof eingesperrt waren, zu gedenken.

„Vernichtung durch Arbeit“

Das unmenschliche Motto der NS-Machthaber habe „Vernichtung durch Arbeit“ geheißen, erinnerte der Bürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, Alexander Ludwig. Man müsse Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus entschieden entgegentreten, sagte der Bürgermeister, der auch für die Nachbarstadt von L.-E., Filderstadt, sprach. Wie aktuell diese Themen seien, zeigten die schrecklichen Morde, die der sogenannte Nationalsozialistische Untergrund begangen habe. Nicht nur der Gedenkstätte, auch der Gedenkstiftung komme deshalb bei der Erinnerung an die schrecklichen Taten der Nazis eine wichtige Aufgabe zu. Ludwig machte darauf aufmerksam, dass es im nächsten Jahr in L.-E. und Filderstadt eine bedeutende Ausstellung zum KZ-Lager Natzweiler-Struthof gebe. Diese Wanderausstellung werde an mehr als 20 Orten gezeigt, sagte Sibylle Thelen, die Leiterin des Gedenkstättenreferats der Landeszentrale für politische Bildung. „Die Gedenkstätten im Land sind gelebte Erinnerungskultur“, sagte sie und sie seien auch Orte wider das Vergessen. Thelen erinnerte daran, dass das Außenlager Echterdingen/Bernhausen eröffnet worden sei kurz bevor die US-Streitkräfte im elsässischen Natzweiler das Hauptlager entdeckten. Die Amerikaner seien linksrheinisch auf leere Lager gestoßen, weil die Häftlinge auf die rechtsrheinische Seite deportiert worden waren.

Aktuelle Politik als Warnsignal

Auf die aktuelle Politik ging anschließend Susanne Jakubowski, Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, ein. Weil der Iran und die Hamas die Auslöschung von Israel wollten, müsse immer wieder an den Holocaust erinnert werden, sagte sie. Jakubowski berichtete von einer Umfrage, nach der 27 Prozent der befragten Deutschen die Judenverfolgung der Nazis mit den Angriffen Israels auf die Palästinenser verglichen. „Das hat mich entsetzt“, sagte sie. Unter Tränen las die Jüdin schließlich ein Gebet vor, das an den Holocaust der Nationalsozialisten erinnert.

Zum Schluss der Gedenkfeier ergriff Heidi Malarchik, die stellvertretende Kommandeurin der US-Streitkräfte in Stuttgart, das Wort. Sie sagte die Gedenkstätte sei zur Erinnerung für diejenigen da „die nach uns kommen“. Man müsse anderen Kulturen und Religionen Respekt zollen, fügte sie hinzu und versicherte, dass sich die US-Streitkräfte auch künftig um die Erhaltung des Gräberfelds auf dem Airfield kümmern würden. Im Anschluss an ihre Rede ermöglichte die stellvertretende Kommandeurin den Besuchern der Gedenkfeier den Gang zum Gräberfeld, das im militärischen Sperrgebiet liegt.