Szene aus „Lichtung“ Foto: Töpfer

„Geräuschtheater von und mit Martin Heidegger“ ist der Untertitel des Stücks „Lichtung“, das Antje Töpfer und Folkert Dücker im Stuttgarter Figurentheater Fitz zeigen. Die Aufführung ist keine leichte Verführung.

„Geräuschtheater von und mit Martin Heidegger“ ist der Untertitel des Stücks „Lichtung“, das Antje Töpfer und Folkert Dücker im Stuttgarter Figurentheater Fitz zeigen. Die Aufführung ist keine leichte Verführung.

Stuttgart - Verwüstung pur. Das Mobiliar zertrümmert, grobe Computertechnik demoliert, Mehlhaufen zerstäubt. Erde rieselt, elektronisch produzierte Geräusche mutieren zu Höllenlärm. Und auf den Monitoren spucken Vulkane feurige Lava. Nach langem Stieren der Zuschauer durch künstlich erzeugte Nebelbänke kehren zwei Menschen zurück auf die Bühne. Erdwürmern gleich kriechen sie aus dem Versteck. Doch ihre Hoffnung liegt weder in Todesklagen noch im aktionistischen Wiederaufbau. Ihre Hoffnung liegt im Denken. Im Neu-Denken über die Bedingungen des Daseins. Nicht im Zentrum der Welt lebt der Mensch, sondern in deren Gesamtzusammenhang.

Frei nach Martin Heidegger (1889– 1976), dass der Mensch, der sich der Technik bedient, in der von ihm erzeugten Wüste nur von Gott gerettet werden kann, und frei nach den Fragestellungen, die der Kultfilm „Koyaanisqatsi“ im Jahre 1972 (Teil 1) aufgelegt hat, konfrontieren Antje Töpfer und Folkert Dücker das Publikum mit ihrer Variation des Themas. Das Stück, „Geräuschtheater von und mit Martin Heidegger“ genannt (Samuel Hof führt Regie), schwankt durch die Wahl der Mittel zwischen dem sinnlichen Spiel poetischer Grobmotoriker und intellektuellem Diskurs.

Töpfer und Dücker produzieren in sechs Kapiteln in einer Art heimischer Küche an Mikrofonen und Sensoren eines Modularsynthesizers Bilder auf der Bühnenrückwand und zwei Monitoren. Heidegger wird zitiert, als Schriftband über der Bühne, später im Dialog. „Lichtung“ ist keine leichte Verführung. Aber künstlerisches Schwarzbrot hat sättigendes Potenzial. Der lila Theatervorhang, der zu Beginn der Inszenierung ganz real in einer Waschmaschine rumpelt, wird zum Ende frisch gewaschen wieder aufgehängt. Man soll, sagt Heidegger, „die Dinge in Ruhe lassen“. Denn „im Warten sind wir reine Gegenwart und sonst nichts“.

Wieder am 24., 25. und 26. April.