Szene aus „Zyrkl – im Kopf von Nr. 45“ Foto: Theater

Studierende des Figurentheaters gastieren derzeit im Wilhelma-Theater. Sie erinnern mit ihrem Stück „Zyrkl – im Kopf von Nr. 45“ unter anderem an den Erbauer dieses Hauses.

Stuttgart - Experimentell, absurd, verspielt: Drei Figurenspieler, Studierende des zweiten Studienganges Figurentheater der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart unter der Leitung Florian Feisels, suchen nach der Leere im Kopf, beziehen die Spielstätte Wilhelma-Theater ein. Insbesondere Sitzplatz Nummer 45 wird zum magischen Ort erklärt.

Es ist der Sitz, der der Stammplatz Karl Ludwig Zanths gewesen sein soll. Zanth war der Baumeister des in Deutschland einzigen noch erhaltenen, im pompejanischen Stil erbauten Theaters. Hier, in der Mitte der Zuschauerränge, wollen die Protagonisten – hin- und hergezogen zwischen akademischer Lehre und Spiel – „leer werden“. Zeugen der Handlung des Stücks „Zyrkl – im Kopf von Nr. 45“ sind drei Marionetten. Zeugen sind auch die Zuschauer, die durch die Gänge des Theaters zu drei Spielorten geführt werden.

Zuerst hinab in den Orchestergraben: Die Köpfe im Nacken, beobachtet das Publikum die erste Protagonistin, die in ihrem wahnhaften Monolog bald von einer zweiten abberufen wird. Eine männliche Stimme ruft „noch bist du nicht bereit für diesen Abend“. Auf einer Tafel entwickelt der Spieler, dem diese Stimme gehört, eine These über das Figurenspiel: den eigenen Kopf leeren, indem man alles in die Puppe gibt.

Von der Abstraktion zur Sinnlichkeit

Die Publikumskarawane zieht in den Studioraum. Das Stück wechselt von der Abstraktion in die Sinnlichkeit. Die Technik zaubert Blubbersound. Winni Luzie Burz, Paula Zweiböhmer und Jan Jedenak schlüpfen in weiße Hasenkostüme, verwandeln sich in gejagte Kreaturen. Sie tröten in elfenbeinfarbene Trichter, suchen „nach dem kosmischen Eins“, verschwinden zum pulsierenden Sound auf den Falten eines Tuches durch den Schlund des Mittelpunkts der Erde auf einem Trampolin. Spannend die Textpassagen, die die drei als Repräsentanten einer Figur wechselnd sprechen oder flüstern. Und manchmal formen sie stumm die Lippen zum Text, wenn sie „vom Ich zum Wir denken“.

Und dann im Theater, der dritten Station, die Überraschung: der Mond, auf Sitzplatz Nummer 45 und auf dem Kopf einer Figurenspielerin verankert. So romantisch, so groß, vom Parkett bis unter die Kronleuchter reichend. Als Schattenrisse sind die Spieler bei Übungen zur Schwerelosigkeit zu sehen. Es folgt eine Art Trümmermusik, ganz profan entweicht die Luft aus dem Ballon, zu verfremdeter asiatischer Musik öffnet sich der Theatervorhang, und Paula Zweiböhmer sagt: „Endlich ist wieder Ruhe in meinem Kopf.“ „Zyrkl“ ist ein ideenreiches Körpertheater, das die physischen Kräfte der Darsteller fordert.

Nächste Aufführung am 16. 4. um 20 Uhr. Karten unter 07 11 / 95 48 84 95