Fifa-Präsident Joseph Blatter bei der Eröffnung des Kongresses in Zürich. Foto: dpa

Sollte der 79 Jahre alte Schweizer am Freitagnachmittag in Zürich nicht erneut zum Präsidenten des Fußball-Weltverbands gewählt werden, wäre das eine Sensation - Fifa-Skandal hin oder her.

Zürich - Trotz des größten Skandals in der Fifa-Geschichte darf Joseph Blatter mit der Wiederwahl als Präsident des Fußball-Weltverbands rechnen.

Beim Kongress in Zürich wäre alles andere als die Kür des 79 Jahre alten Schweizers in der Abstimmung gegen seinen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien eine Sensation. Die Abstimmung über eine mögliche fünfte Amtszeit Blatters steht als 17. Punkt auf der Agenda des Treffens (9.30 Uhr) der 209 Fifa-Mitgliedsverbände und wird nicht vor 17 Uhr erwartet.

Die Europäische Fußball-Union Uefa hatte am Donnerstag kurz vor der Kongresseröffnung einen zuvor erwogenen Boykott verworfen. Die meisten der insgesamt 53 Uefa-Delegierten wollen ihre Stimme für Al-Hussein abgeben, darunter auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Da zuletzt allerdings die Vertreter Afrikas (54) sowie die asiatische Konföderation (46) ihre Unterstützung für Blatter bekräftigt hatten und auch Ozeanien (11) wohl ebenfalls zu dessen Lager gehört, dürfte der Schweizer mehr als die nötigen 105 Stimmen auf sich versammeln.

Der Weltverband war am Mittwoch von einem neuen Skandal erschüttert worden. Im Auftrag der US-Justiz hatten Schweizer Sicherheitsbehörden sieben Fußball-Funktionäre festgenommen, unter ihnen zwei Stellvertreter Blatters.

Dieser hatte bei der Eröffnung des Kongresses am Donnerstagabend einen Kampf gegen korrupte Einzelpersonen angekündigt. Die nächsten Monate würden nicht einfach für die Fifa. "Ich bin sicher, dass weitere schlechte Nachrichten folgen werden", sagte Blatter.

Die weiteren Haupt-Themen des Kongress:

NIERSBACH IN FUSSBALL-WELTREGIERUNG

Als Nachfolger von Theo Zwanziger zieht Niersbach in das Fifa-Exekutivkomitee ein. Der 64-Jährige war von den Delegierten der Europäischen Fußball-Union Uefa für das Amt bestimmt worden. Niersbach lässt sich eine Übernahme des Sitzes bei einer Wiederwahl Blatters zwar offen, ein sofortiger Rückzug ist allerdings kaum erwartbar. Die erste wichtige Amtshandlung wird das Ringen um die Anzahl der europäischen Startplätze bei der WM 2018 am Samstag.

PALÄSTINA VS ISRAEL

Der Verband Palästinas verlangt einen Ausschluss Israels aus dem Weltverband, da Spieler in ihrer Bewegungsfreiheit behindert worden sein sollen. Die benötigte Dreiviertelmehrheit dürfte der Antrag bei der Abstimmung zwar nicht bekommen. Dass Blatter dieses Politikum allerdings auch durch Besuche bei Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nicht beenden konnte, ist jedoch ein Ärgernis für den Schweizer.

CHEFERMITTLER

Nach dem Rückzug von Michael Garcia wird ein neuer Chefermittler der Fifa-Ethikkommission bestimmt. Bislang hatte der Schweizer Rechtsanwalt Cornel Borbély den Vorsitz der Untersuchungskammer übernommen. Garcia hatte die Ermittlungen zu möglichen Korruptionsfällen bei der Vergabe der WM 2018 an Russland und 2022 an Katar geleitet. Gegen den Zwischenbericht seines 430 Seiten umfassenden Reports hatte er Einspruch eingelegt. Dieser war von der Fifa-Berufungskommission abgewiesen worden. Garcia war daraufhin von seinem Posten zurückgetreten.