Mit „Ohhhs“ und „Ahhs“ reagiert der Mensch auf Feuerwerke. Bei Störchen hingegen kann Pyrotechnik Panik und Flucht der Alttiere auslösen Foto: Horst Rudel

Hochzeiten, Jubiläen, Geburtstage: immer mehr Anlässe werden mit Feuerwerken untermalt. Im Landkreis Ludwigsburg steigt die Zahl der Lichtshows besonders stark an – häufig zum Leidwesen von Anwohnern und Tierschützern.

Ludwigsburg - Wenn es kracht, zischt und leuchtet, ist der Mensch fasziniert. Feuerwerke gelten als Publikumsmagnet und Quotenbringer – den Beweis dafür liefern die großen Pyro-Darbietungen im Blühenden Barock Ludwigsburg, die „Flammenden Sterne“ in Ostfildern oder die mittlerweile üblichen Abschlussfeuerwerke bei Volksfesten.

Inzwischen scheint sich das kunstvolle Böllern zu einem Trend zu entwickeln: im Kreis Ludwigsburg ist die Zahl der meldepflichtigen, größeren Feuerwerke stark im Anstieg begriffen. Während im vergangenen Jahr beim Landratsamt 32 Feuerwerke gemeldet wurden, waren es laut dem Pressesprecher Andreas Fritz dieses Jahr bereits 40. Anderswo scheint das Geböller weniger zu boomen – jedenfalls vermelden etwa das Landratsamt Esslingen oder das Rathaus Stuttgart keinen Anstieg.

Der Grund für die Zunahme der Feuerwerke sind keineswegs die großen Platzhirsche, die sich neue Events ausdenken. Vielmehr scheint es zunehmend zum guten Ton zu gehören, das Firmenjubiläum, den runden Geburtstag oder die Hochzeit mit einem Feuerwerk zum Großereignis zu machen. Das mag die Zuschauer erfreuen. Anwohner und Tierschützer reagieren allerdings genervt auf den Trend.

Eine der Böller-Hochburgen scheint die Stadt Bietigheim-Bissingen zu sein. Etwa ein Feuerwerk pro Monat werde vom Ordnungsamt genehmigt – bei steigender Tendenz. Vorbedingung sei, dass der Veranstalter Sicherheitsvorkehrungen treffe, die Zustimmung des jeweiligen Grundstücksbesitzers habe und nicht in der Nähe von Altstadt oder Krankenhaus und nicht nach 22 Uhr böllere, teilt die städtische Sprecherin Anette Hochmuth mit. Auch auf Grundstücken im Außenbereich seien Feuerwerke somit nicht ausgeschlossen.

Genau das stört aber Stefan Flaig, Kreisvorsitzender des Bundes für Umwelt- und Naturschutz. „Wir haben sowieso schon kaum noch Rückzugsflächen für wild lebende Tiere“, bemängelt Flaig, „da sollte man nicht noch einen draufsetzen.“ Er persönlich habe nichts gegen Feuerwerke, finde aber, „dass man auch feiern kann, ohne Raketen hochzuschießen“. Böllereien im städtischen Bereich mögen noch in Ordnung sein, „in freier Wildbahn sollte so etwas nicht genehmigt werden“.

Auch Werner Brekle will keineswegs Feuerwerke verteufeln. Ihm sei „auch schon aufgefallen, dass immer mehr geböllert wird“, sagt der Ludwigsburger Vorsitzende des Landesnaturschutzverbands. Tierfreundlich sei das aber grundsätzlich nicht, „sogar für Haustiere ist so etwas nicht erfreulich“. Bezogen auf wild lebende Tiere, etwa Vögel, seien Feuerwerke „grundsätzlich eine Gefährdung“, vor allem während der Brutzeiten und außerhalb des besiedelten Bereichs. Auch Claus-Peter Hutter von der Stiftung „Naturelife International“ mahnt zur Mäßigung. „Wenn so was bald überall wäre, gäbe es für die Tiere kaum noch Plätze, um Ruhe zu finden.“

Das Landratsamt Ludwigsburg und der zuständige Fachbereich für Arten- und Naturschutz, sieht das grundsätzlich auch so. „Die Störung von streng geschützten Arten“ sei „grundsätzlich verboten“, teilt der Sprecher Andreas Fritz mit. Allein: im Einzelfall sei schwer nachzuweisen, wann ein Feuerwerk bei der Brut oder Aufzucht störe. „Bisher liegen dazu nur sehr wenige Untersuchungen vor.“ Bei Störchen könne so etwas zu panikartiger Flucht der Altvögel und dem Tod des Nachwuchses führen. Das Landratsamt versuche, bei angezeigten Feuerwerken eine Störungsprognose für die dort lebenden Arten zu erstellen. „Bisher lagen uns noch keine gesicherten Erkenntnisse vor, auf deren Grundlage ein Feuerwerk hätte versagt werden können“, sagt Andreas Fritz.