Eine Fußgängerunterführung (FU) wird am Feuerbacher Bahnhof gebaut, zwei bestehende Unterführungen entfallen. Foto: DB-Bahnprojekt

Im örtlichen Bezirksbeirat sind erneut die Bauarbeiten am Bahnhof Feuerbach und die Auswirkungen von Stuttgart 21 auf den Stadtbezirk erörtert worden. Anwesende Bürger kamen nicht dazu, Fragen zu stellen oder Meinungen zu äußern.

Feuerbach - Wutentbrannt verließen einige Stuttgart-21-Gegner am Dienstagabend den großen Sitzungssaal im Feuerbacher Rathaus. Auch Bezirksbeirat Roland Saur von SÖS/Linke war nach der Diskussion über die Baumaßnahmen am Bahnhof Feuerbach verärgert. „Es ist nicht in Ordnung, dass den anwesenden Bürgern nicht die Gelegenheit gegeben wurde, Fragen zu stellen und zu den Berichten der Bahnmitarbeiter Stellung zu nehmen“, sagte er. Als später in derselben Sitzung der Verkehrsversuch Steiermärker Straße/Linzer Straße diskutiert worden sei, hätten die Bürger schließlich auch die Gelegenheit bekommen, ausführlich ihre Fragen zu stellen und ihre Meinung zu äußern, ergänzt Saur am folgenden Tag auf Nachfrage unserer Zeitung.

Keine Absicht, die Äußerungen der Bürger zu unterbinden

Bezirksvorsteherin Andrea Klöber, die die Sitzungen des Gremiums leitet, kann kein Versäumnis erkennen, räumt aber ebenfalls am Tag danach ein, es sei möglicherweise unglücklich gelaufen. „Vielleicht war ich ein bisschen schnell.“ Es sei sicherlich nicht ihre Absicht gewesen, irgendwelche Äußerungen der Bürger zu unterbinden. Aber die Regularien bei einer Bezirksbeiratssitzung seien grundsätzlich andere als bei einer öffentlichen Informations- und Ausspracheveranstaltung. Als die Berichterstatter der Bahn ihre Ausführungen beendet und die Bezirksbeiräte keine Fragen mehr hatten, „habe ich mich im Publikum umgeschaut“, sagt Klöber, „ob es aus den Reihen der Bürger noch weitere Fragen gibt. Aber es hat sich niemand gemeldet“. Eingangs der Sitzung hatte Klöber den Bürgern in Aussicht gestellt, dass diese ihre Anliegen später, direkt nach den jeweiligen Tagesordnungspunkten, vorbringen könnten. Doch dazu kam es nicht. „Einige Bürger hätten gern etwas gesagt und es lagen auch schriftlich formulierte Fragen vor“, ist Saur überzeugt.

Die Bahn-Vertreter hatten unterdessen zuvor in ihrer Präsentation wenig Neues zu berichten. Ekkehard Lay sagte, dass der Zeitplan der Bauarbeiten am Feuerbacher Bahnhof nicht eingehalten werden könne. Als Grund nannte der technische Leiter des Planfeststellungsabschnittes 1.5, dass im Bereich des Feuerbacher Bahnhofs Zauneidechsen gefunden worden seien. Sie mussten eingesammelt und umgesiedelt werden. Ein Planänderungsverfahren war dafür notwendig. Beim Eisenbahnbundesamt seien entsprechende Anträge eingereicht worden. „Wir haben inzwischen ein Ersatzhabitat für die Zauneidechsen in Steinheim gefunden“, sagte Lay.

Inbetriebnahme der Aufzüge für August 2016 vorgesehen

Auch die Pläne, den Feuerbacher Bahnhof barrierefrei zu gestalten, werden sich zeitlich verschieben. „Wir werden zwei Aufzüge einbauen, einen am Bahnsteig 1 beim Empfangsgebäude und einen am Bahnsteig 2“, sagte Bahnmanager Sven Hantel. Die Inbetriebnahme sei im August 2016 vorgesehen. Zudem sollen die S-Bahnsteige angehoben werden, um den Zugang in die Züge zu verbessern. Als positive neue Nachricht vermeldete Hantel, dass inzwischen auch die Finanzierung dieser Maßnahme gesichert sei. Der Leiter des Regionalbereiches Südwest geht davon aus, dass diese Maßnahmen 2018 beendet sein werden. Roland Saur sagte, dass insbesondere Feuerbach mit großen Beeinträchtigungen wegen der Baumaßnahmen zu rechnen habe: „Solange die Anhörung über die Grundwasserentnahme nicht abgeschlossen ist, kann und darf in Feuerbach nicht mit dem Tunnelanstich und Trogbau begonnen werden“, meinte er. Auch die hohe Bodenverschmutzung durch Schadstoffe am Wiener Platz sprach er an. Etliche Flächen seien untersucht worden, aber nicht alle. „Was geschieht, wenn bei Erdarbeiten eine Verunreinigung des Untergrunds entdeckt wird? Wie erfolgt die Information gegenüber dem Bezirksbeirat und der Bürgerschaft?“, wollte Saur wissen.

„Wir hatten auf 2014 gehofft“

Bei Sondermüll sei die deutsche Gesetzgebung besonders streng. Alles werde genau analysiert, so DB-Planer Lay. Am Bahnhof Feuerbach gebe es die Chance, den Sondermüll während der Baumaßnahme zu beseitigen. FDP-Bezirksbeirat Wolfgang Voelker hakte nach, ob durch den Bau der neuen Eisenbahnbrücke die darunter liegende Borsigstraße gesperrt werden müsse. Die Brücke werde so gebaut, dass es nicht zu dauerhaften Beeinträchtigungen auf der Borsigstraße komme, sagte Lay.

CDU-Bezirksbeirätin Ingrid Dettinger war enttäuscht, dass die Aufzüge nun später kommen: „Wir hatten auf 2014 gehofft.“ Wichtig sei deshalb, dass die ÖPNV-Betreuer weiterhin am Feuerbacher Bahnhof zur Verfügung stehen, um den mobilitätseingeschränkten Fahrgästen beim Einsteigen in die Züge zu helfen.