Handy rein und Pappbrille auf: Mit „Google Expeditions“ gelingt die Reise zum Mond vom Klassenzimmer aus. Foto: Marta Popowska

An der Realschule in Feuerbach erproben Lehrer und Schüler „Google Expeditions“. Bei aller Begeisterung wird das Thema auch kritisch behandelt.

Feuerbach - Abtauchen auf den Grund des Ozeans oder auf dem Mond spazieren gehen und das alles, ohne das Klassenzimmer zu verlassen. Mit „Google Expeditions“ können Kinder genau dies tun. Seit Beginn des Schuljahres bringt das Unternehmen Google seine speziell für den Unterricht entwickelte App auch an deutsche Schulen zum Einsatz. Vergangene Woche konnten Mädchen und Jungen die virtuellen Ausflüge aus den Klassenzimmern der Realschule Feuerbach unternehmen.

Frontalunterricht einmal anders. Klassenlehrerin Sonja Bauknecht steht mit einem Tablet vor den Kindern ihrer fünften Klasse und gibt das Kommando: „Brillen aufsetzen.“ Ihrer Aufforderung kommen die Kinder ohne Murren nach, denn ein paar Sekunden später schaltet sie den virtuellen Ausflug frei und alle stehen sie auf dem Grund des Ozeans. Aus den Tischreihen ertönen „Ohs“ und „Ahs“, Kinderköpfe drehen sich in jede erdenkliche Richtung. Hinter ihnen ein Taucher, rechts oben ein Hai und auf dem Meeresgrund die farbenfrohen Korallen.

Schüler sind begeistert von der virtuellen Klassenfahrt

Mehr als 500 Expeditionen gibt es bereits. Entwickelt wurden diese von Experten ihres Fachs. Für den Mondspaziergang etwa zeichnet sich die Nasa verantwortlich, betont der Google Sprecher Robert Lehmann. Nach einer mehrmonatigen Pilotphase an ausgesuchten Schulen bietet der Datenriese seine „Expeditions“ seit diesem Schuljahr allen Lehreinrichtungen an. Für eine Expedition sind lediglich eine Virtual-Reality-Pappbrille, das sogenannte Cardboard, und ein geeignetes Smartphone nötig. Lehrer und Klassen können sich kostenlos bei dem Programm anmelden. Zur Einführung schickt Google dann Expeditions-Trainer, die Tablets, Smartphones und Cardboards im Gepäck haben. Nach einer Schulung der Lehrer können diese die Expeditionen selbst anleiten. Einen Klassensatz Cardboards erhält die Schule kostenlos. „Die Resonanz ist groß und auch die Begeisterung darüber, welche digitalen Möglichkeiten es gibt“, sagt Lehmann.

Justin findet es einfach nur „cool“. Diese Art des Unterrichts würde sich der Zwölfjährige häufiger an der Feuerbacher Realschule wünschen. „Es ist besser, weil man die Dinge wirklich sieht und es Spaß macht“, sagt er. Doch findet der Schüler auch kritische Worte: „Dass Google unsere Daten sammelt, finde ich nicht so gut. Das sind schließlich meine privaten Daten.“

Kritischer Umgang mit dem Datenriesen

Ein kritischer Umgang mit Medien ist auch dem Klassenlehrer Florian Meitza wichtig. Er unterrichtet das neue Fach Medienbildung und hat mit seinen Klassen das Thema Google und Co. von allen Seiten behandelt. „Unser Ziel ist es, dass Kinder früh eine Souveränität im Umgang mit Medien entwickeln“, sagt Meitza. Deshalb starte man bereits in der fünften Klasse mit dem Fach. „Die Schule ist der richtige Ort dafür. Manche Eltern haben gar nicht die Kenntnisse oder den Zugang zu dem Thema“, sagt Meitza. Die Sache mit Google habe man auch im Vorfeld im Kollegium besprochen. Konsens sei gewesen, dass man das Angebot des Unternehmens nicht einfach annehme, sondern auch nacharbeite.

Der Mehrwert sei aber vorhanden. Über die einfachen Pappbrillen gelangen Kinder an die entlegensten Orte der Welt. Nicht jeder wird diese Möglichkeiten haben. „Und Google bietet Inhalte mit einem kindgerechten Zugang“, betont Meitza. Am Ende des Unterrichts wird eben auch deutlich: Können die Kinder so nah ran, scheint ihre Begeisterung über die Lebenswelt der Meerestiere und die Umweltverschmutzung zu diskutieren, deutlich größer zu sein.