Magdalena Heinrichs vom Samariterstift und Gert Dannenmann hoffen, dass die Initiative in ganz Feuerbach bekannt wird. Foto: Marta Popowska

In einer Serie stellen wir Lebenshilfen im Stuttgarter Norden vor. Der fünfte Teil widmet sich der Zeit-Börse der Feuerbacher Stiftung. Die ehrenamtliche Initiative unterstützt Menschen bei kleinen alltäglichen Dingen.

Feuerbach - Den Vorhang aufhängen, eine Glühbirne austauschen oder den neuen Digitalfernseher einstellen: Es gibt Dinge, die kann man irgendwann nicht mehr selbst machen. Sei es, weil man mit dem Alter die Beweglichkeit eingebüßt hat, die Gesundheit es nicht zulässt oder man schlichtweg nicht weiß, wie es geht. Wenn es für den Handwerker zuwenig, für einen selbst aber zuviel ist, dann können häufig die Ehrenamtlichen der Feuerbacher Zeit-Börse einspringen. Seit gut vier Jahren ist die Initiative, die mit dem neuen Wohnquartier „Rund um den Feuerbacher Balkon“ entstanden ist, aktiv.

Die Idee ist denkbar einfach: Bei der Zeit-Börse können Nachbarn Fähigkeiten und kleine Dienstleistungen anbieten und anfragen. Die Zentrale, wo alles zusammenläuft, befindet sich im Erdgeschoss im Service- und Quartiershaus der Samariterstiftung. „Wir sind die institutionalisierte Form der Nachbarschaftshilfe. So halten wir die Qualität hoch“, sagt Magdalena Heinrichs. Heinrichs ist Koordinatorin für die Quartiersentwicklung und einzige hauptamtliche Kraft. Sie betont, dass die Angebote nicht nur für das neue Quartier, sondern für Menschen aus ganz Feuerbach da sind. Die größte Schwierigkeit sei es, dass auch Leute in der hintersten Ecke Feuerbachs von der Hilfe erfahren.

Internetbörse ist angedacht

Die derzeit gut 100 Ehrenamtlichen dagegen kommen bereits aus ganz Feuerbach. So wie Gert Dannenmann, Freiwilliger und Unterstützer der ersten Stunde. „Am besten ist es, wenn Hilfen ausgetauscht werden“, sagt er. Aber das sei keine Voraussetzung. Wer Hilfe braucht, bekommt sie auch so. Die Gesuche sind laut Dannenmann vielfältig: „Manchmal muss man ein gebrochenes Schrankscharnier austauschen, jemanden zum Arzt oder zum Einkaufen begleiten oder jemand sucht Gesellschaft, etwa zum Schachspielen.“ Häufig gefragt sei technische Unterstützung. Die TV-Umstellung auf digitales Fernsehen überforderte viele. „Das ist für Senioren eine Herausforderung“, sagt er. Auch PC-Kurse seien gefragt.

Das Angebot richtet sich dabei nicht nur an ältere Menschen. „Unser Ziel ist die Vernetzung von Nachbarn, also auch von jungen Leuten“, betont Heinrichs. Das Verlangen, sich zu kennen, sei bei Nachbarn generell da. Und so kommt es auch vor, dass man Gruppenausflüge auf die Kirbe organisiert und so Generationen verbindet.

Anfragen und Angebote unterbreiten kann man bislang persönlich direkt im Büro oder man wirft einen Blick in die gedruckte Marktzeitung der Zeit-Börse. Künftig ist angedacht, eine Internetbörse einzurichten. „Aber die müsste natürlich regelmäßig gepflegt werden, damit sie aktuell ist“, sagt Heinrichs. Um das zu realisieren, werden technisch fitte Ehrenamtliche gesucht. Doch bereits jetzt in seiner analogen Form ist die Zeit-Börse für Heinrichs und Dannenmann ein Erfolgskonzept. „Kürzlich hatte sich eine Frau gemeldet, die dachte, eine andere Dame bräuchte eventuell unsere Hilfe“, berichtet Dannenmann. Und eine andere hat ihn einst gebeten, ihre Daten zu erfassen, für den Fall, dass sie selbst mal Hilfe braucht. „Das zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt er.