Mit dem Bekenntnis zum E-Auto kann man billig punkten. Die ökologische Gesamtbilanz dieser Art der Fortbewegung ist bislang aber eher mau Foto: dpa-Zentralbild

Dem Elektroauto werden magische Kräfte zugeschrieben. Doch das E-Auto wird die Welt nicht retten, meint unser Kommentator Rainer Wehaus. Dies zeigt auch die zähe Ausschreibung der Stadt Stuttgart, die ihren Fuhrpark elektrisieren will.

Stuttgart - Für Elektroautos zu sein, heißt mit dem Strom zu schwimmen. Wer das Wort „Elektromobilität“ auch nur in den Mund nimmt, gilt schon als fortschrittlich, visionär und tugendhaft. Politiker können auf die Art billig punkten, und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat diesem Öko-Populismus gefrönt, als sie vor Jahren von einer Million Elektroautos in Deutschland bis zum Jahr 2020 fantasierte. Dieses Ziel hat Merkel nun endlich wieder kassiert, was zumindest die Hoffnung nährt, dass sie sich künftig wieder stärker vom Machbaren und weniger von Wunschdenken leiten lässt. Wie sagte der verstorbene Alt-Kanzler Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.

Kostpieliger Murks in Grün

Schon die Energiewende war kostspieliger Murks, weil Merkel vor allem auf Moralisten und Machtstrategen hörte und weniger auf Techniker und Ingenieure. Dem Klima hat das Ganze bislang nichts gebracht, und die schwarzen Zahlen, die angeblich mit grünen Ideen geschrieben werden, finden sich vor allem in den Bilanzen chinesischer Solarfirmen.

Teuer und wenig komfortabel

Auch auf dem Elektroauto ruhen mehr Hoffnungen als es tragen kann. Die Ökobilanz ist momentan eher mau, wenn man den Kohlestrom und den Aufwand für die Batterie-Herstellung berücksichtigt. Es sollte auch zu denken geben, dass jeder E-Autos irgendwie toll findet, aber kaum einer bisher eines fährt. Die Stadt Stuttgart hat bei der Ausschreibung für 44 Elektroautos nun so ihre Erfahrungen gemacht: E-Autos sind noch rar, teuer, wenig komfortabel, und ihre Zuverlässigkeit im Alltag müssen sie erst noch beweisen. Mal sehen, wie die neuen Autos der Stadt den ersten Winter überstehen. Für das von Schadstoff-Debatten geplagte Stuttgart mag die Anschaffung gleichwohl das richtige Zeichen sein. Als Weltenretter taugen E-Autos aber nicht.

rainer.wehaus@stuttgarter-nachrichten.de