Im Freiburger Mordfall hat es eine Festnahme gegeben. Foto: dpa

Ein Flüchtling steht im Verdacht, die 19-jährige Studentin in Freiburg ermordet zu haben. Hat Freiburg damit seine Kölner Silvesternacht erlebt?, fragt unser Autor Eberhard Wein.

Freiburg - Ein junger Afghane steht im dringenden Verdacht, die Freiburger Medizinstudentin Maria L. vergewaltigt und umgebracht zu haben. Ein Aufatmen geht durch die Stadt, dass der Tatverdächtige nach sieben zermürbenden Wochen endlich gefunden ist. Gleichzeitig wachsen neue Sorgen. Wie werden die Menschen mit der Erkenntnis umgehen, dass mutmaßlich ein Flüchtling – illegal eingereist und erst 17 Jahre alt – die grausame Tat begangen hat? Wird das Klima in der sonnenverwöhnten Stadt, das zuletzt von Verunsicherung geprägt war, nun frostig und in Ablehnung gegenüber allen Flüchtlingen umschlagen? Hat jetzt auch Freiburg seine Kölner Silvesternacht erlebt?

Die Frage liegt nahe, und auch den Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) treibt sie um. Kaum ist der Ermittlungserfolg verkündet, mahnt er an, auch hier den Einzelfall zu betrachten. Eigentlich ist das eine Selbstverständlichkeit, doch in den einschlägigen Foren wird das Wort Einzelfall längst nur noch in Anführungszeichen gesetzt. Dort wird jede einzelne Straftat von Flüchtlingen dankbar als Bestätigung der eigenen Vorurteile wie eine Silvesterrakete duch die sozialen Netzwerke gefeuert.

In Freiburg, wo die grün-alternative Szene so fest verwurzelt ist wie in Oberbayern der Gamsbart, wird all dies wohl differenzierter aufgearbeitet. Dabei hilft auch das Gerichtsverfahren, das nach Abschluss der Ermittlungen ansteht und das die Freiburger aus nächster Nähe erleben. Viele grausame Details dürften dabei zur Sprache kommen, doch zugleich wird der schreckliche Unbekannte aus der Tatnacht zur traurigen Gestalt schrumpfen – und am Ende für lange Zeit hinter Schloss und Riegel landen.