Matthias Buck (li.) und Siegfried Dannwolf auf dem Fernsehturm. Weitere Bilder in unserer Fotostrecke. Foto:  

Am 30. Januar wird der Fernsehturm wiedereröffnet. Zwei freut das ganz besonders: Matthias Buck und Siegfried Dannwolf. Die haben lange für diesen Tag gekämpft.

Degerloch - Am 30. Januar beginnt der Ruhestand. Eigentlich ist Siegfried Dannwolf seit September 2015 Rentner. Aber der ehemalige Leiter der SWR Media Services, dem Betreiber des Fernsehturms, hat verlängert. Auf Bitten des SWR-Indentanten. Er sollte das Projekt „Fernsehturm“ zu Ende bringen. Und am 30. Januar ist es soweit: Der Fernsehturm wird nach fast drei Jahren Zwangspause wiedereröffnet. Dannwolf kann sich auf die Schulter klopfen, aufatmen und sich in den Ruhestand verabschieden. Doch vorher kommt der 30. Januar. Das wird eine Sause.

Verlassenes Turmcafé

Dannwolf und der Chef-Techniker am Fernsehturm, Matthias Buck, rechnen mit langen Warteschlangen. Buck ist einfach nur glücklich. So sitzt er im Turmcafé, das noch völlig verlassen daherkommt. Sein Telefon klingelt mehrmals, er geht nicht ran. Er will lieber erzählen, wie er auf diesen Tag gehofft hat. Der Möhringer weiß noch genau, wie er vor knapp drei Jahren den Anruf bekam. Er war gerade zu Fuß zum SI-Zentrum unterwegs, als ihm seine Kollegin erzählte, dass der Fernsehturm geschlossen werden soll. Er hat gesagt: „Das glaubst auch nur du.“ Buck gluckst beim Gedanken daran. Er hat sich in aller Ruhe sein Musical angeschaut, applaudiert und ist heimgegangen. Doch am nächsten Tag traf ihn die bittere Wahrheit. Buck hat es zunächst nicht wahrhaben wollen. Dann hat er einfach nur gewartet.

Sie hatten viel Leerlauf. „Und plötzlich ein Wochenende“, sagt Buck. Bisher hatten sie 364 Tage im Jahr, außer an Heiligabend, offen, nun waren Schichtdienste unnötig. Von 16 Leuten, deren Arbeitsplatz der Fernsehturm war, war in der Schließzeit die Hälfte da. Die Wartezeit haben sich die Techniker beim Kelleraufräumen, Putzen oder Malern vertrieben. „Alles muss in Schuss gehalten werden, sonst verkommt es“, sagt Buck. Er arbeitet seit 1987 am Fernsehturm.

Sie verstanden die Welt nicht mehr

Die Zeit ist stehengeblieben. Unten beim Kartenhäuschen hängen ein Retrotelefon und ein Abreißkalender an der Wand. Das oberste Kalenderblatt zeigt als Datum den 27. März 2013, der Tag, an dem der Oberbürgermeister mehr als überraschend verkündet hat, dass der Fernsehturm geschlossen werden muss. Der Brandschutz sei nicht mehr ausreichend, hatten Gutachter festgestellt. Dannwolf und Buck können darüber nur den Kopf schütteln. Sie verstanden die Welt nicht mehr. Seit 1956 waren 27 Millionen Menschen auf dem Fernsehturm, „unfallfrei“, sagt Buck. Sie würden es so vielleicht nicht sagen, aber diese beiden Männer lieben den Fernsehturm. Und nicht nur sie. „Die Sympathiewelle, die durch Stuttgart ging, war überwältigend“, sagt Dannwolf. Der Fernsehturm war das Topthema.

Die vergangenen drei Jahre waren eine Zitterpartie. „Es war ein ständiges Auf und Ab“, sagt Buck. Für manche Probleme schien es keine Lösung zu geben. „Das ist eine Baustelle, die nicht alltäglich ist“, sagt Dannwolf. Doch sie haben es geschafft. Zur neuen Brandschutztechnik gehören bessere Flucht- und Rettungswege und isolierte Kabel. Kostenpunkt: 1,8 Millionen Euro. Der Fernsehturm war nicht Dannwolfs einziges Projekt, aber es sollte das werden, das ihm fehlte, um seine Laufbahn gebührend abzurunden. Sein Ruhestand beginnt im Februar. Am 5. Februar steht eine weitere Sause an: Der Fernsehturm wird 60 Jahre alt. Danach kann der Ruhestand getrost beginnen.

Die Wiedereröffnung:

Am 30. Januar ist es so weit, der Fernsehturm wird nach einer beinahe dreijährigen Zwangspause wieder für Besucher geöffnet. Von 9 bis 23 Uhr haben Fernsehturm-Fans Gelegenheit, von 217 Metern aus einen Blick auf die Stadt zu werfen. Die Öffnungszeiten sind: Montag bis Donnerstag 10 bis 23 Uhr, Freitag bis Sonntag 9 bis 23 Uhr