Der Stuttgarter Fernsehturm muss auf unbestimmte Zeit schließen. Foto: www.7aktuell.de | Oskar Eyb

Die Nachricht, die Stadt werde den Stuttgarter Fernsehturm schließen, hat viele Beteiligte aus allen Wolken fallen lassen. Nicht nur die Macher des Theaters unter den Wolken, die im Turmkorb auf 144 Meter Höhe spielen.  

Stuttgart - Die Nachricht, die Stadt werde den Stuttgarter Fernsehturm schließen, hat viele Beteiligte aus allen Wolken fallen lassen. Nicht nur die Macher des Theaters unter den Wolken, die im Turmkorb auf 144 Meter Höhe spielen.

Ungehalten reagiert Siegfried Dannwolf, der als Geschäftsführer der SWR Media Services GmbH für den Eigentümer SWR den Turm verwaltet. „Dass der Fernsehturm kurzfristig geschlossen werden muss, trifft uns völlig unvorbereitet“, sagt Dannwolf. „Wir haben bei der Turmsanierung 2011 mit Millionenaufwand den Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht und alle städtischen Auflagen erfüllt.“ Man werde prüfen, „wie wir die für uns neuen Auflagen erfüllen können und ob ein wirtschaftlicher Betrieb dann überhaupt noch möglich ist“. Ziel sei, „dieses einzigartige Bauwerk baldmöglichst wieder voll nutzbar zu machen. Wir hoffen auf eine konstruktive Mitwirkung der Stadt, das Wahrzeichen der Landeshauptstadt für die Bürger zu erhalten.“

Bis sich solch optimistische Erwartungen erfüllen, ist das Theater unter den Wolken wohl längst abgestürzt. „Hä – wi:bidde?“, fragen dort zurzeit die Musikkabarettisten Peter Gorges und Achim Meyer in ihrem Stück. Doch die bereits ausverkauften Vorstellungen am 4. Juni und am 9. Juli werden ausfallen.

Ärger über Informationspolitik der Stadt

Betroffen von der Schließung des Turms ist auch die Gastronomie. Alex Deissler, einer der Betreiber des Cafés in der Kanzel und des Restaurants am Fuß des Turms, ist empört. „Es geht hier nicht nur um meine Existenz, sondern auch um 40 Mitarbeiter.“ Besonders verärgert ist der Wirt über die Informationspolitik der Stadt. Er habe von der Turmschließung erst durch Anrufe von Journalisten erfahren. „Was die Stadt da macht, ist menschlich verachtenswert“, kritisiert Deissler. Sein Ärger rührt auch daher, weil er erst 2011 mit seinem Partner eine sechsstellige Summe in die Gastronomie investiert hat. „Ich möchte wissen, was das für ein Skandal wäre, wenn Paris den Eiffelturm schließen würde“, sagt Deissler.

Kritisiert wird von den Gastronomen auch der Zeitpunkt der Schließung. „Das Geschäft läuft über die Feiertage und während der Osterferien immer sehr gut“, sagt Deisslers Kollege und Partner, Marc Mettler. „Den Leuten jetzt absagen zu müssen macht mir Sorgen. Das ist wie ein Riesenknoten im Bauch.“ Rechtliche Schritte will er nicht ausschließen, schließlich gäbe es noch laufende Verträge.

Von einer „wahnsinnigen Überraschung“ spricht Armin Dellnitz, der Geschäftsführer der Stuttgart Marketing GmbH. Er erwartet aber nicht, dass deshalb die Touristenzahlen in Stuttgart zurückgehen. „Wegen des Fernsehturms reist niemand aus Hamburg an“, sagt Dellnitz. „Wir wünschen uns aber, dass die Attraktion Fernsehturm möglichst rasch wieder erlebbar wird.“

Mit einer schrägen Idee will die Piratenpartei den Turm für die Bevölkerung zugänglich halten. Sie hat unter der Adresse www.de.pledgebank.com/fernsehturm zu einer Spendenaktion aufgerufen. „Die Summe wird für 250 Rettungsfallschirme gesammelt“, sagt Martin Eitzenberger, der Landesvorsitzende der Piraten.