Am Geschwister-Scholl-Gymnasium (Bild), am Wilhelms-Gymnasium und an der Fritz-Leonhardt-Realschule sind freie Stühle derzeit Mangelware. Die Schulen verzeichnen hohe Anmeldezahlen. Foto: Caroline Holowiecki

Am Montag, 11. September, beginnt wieder die Schule. Dabei zeichnet sich ab, dass die Anmeldezahlen für die Schulen auf der Filderebene ganz unterschiedlich ausfallen. Zwei Schulen mussten wegen Überfüllung sogar Kinder abweisen.

Filder - Insgesamt sind es 141 Mädchen und Jungen, die nach den Sommerferien erstmals einen Fuß ins Sillenbucher Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) setzen werden. Das ohnehin schon größte Gymnasium Stuttgarts verzeichnet einen Anmelderekord. Waren im vergangenen Schuljahr noch 115 Fünftklässler in vier Klassen unterrichtet worden, müssen nun fünf Eingangsklassen gebildet werden. An keinem anderen Gymnasium in der Landeshauptstadt sind in den vergangenen Wochen und Monaten so viele Anmeldungen eingegangen, bestätigt ein Rathaussprecher.

960 GSGler werden demnach nach den Ferien unterrichtet. Für die Schulgemeinschaft wird das eine Herausforderung, Irmgard Brendgen, die Schulleiterin, ist mit solchen Situationen aber bereits vertraut. „Wir waren immer wieder mal fünfzügig“, sagt sie. So gibt es fünf achte und fünf neunte Klassen. Ganz einfach ist das im Alltag aber nicht. Der Platz im GSG ist so gut wie ausgeschöpft. „Wir haben minimale Reserven“, sagt die Rektorin. In den Kursstufen werden Jugendliche daher wandern müssen, da Räume zwangsläufig mehrfach genutzt werden. Schon jetzt ist der naturwissenschaftliche Unterricht zu Teilen in die Schule im Langen Morgen in Heumaden ausgegliedert. Entspannen wird sich das Ganze durch die zusätzliche Klasse nicht.

Unklar, ob GSG saniert oder neu gebaut wird

Der Andrang wird die Diskussion um den Zustand des Schulgebäudes neu anfeuern. Das Platzproblem ist nämlich ein altes, hinzu kommt die ebenso alte Erkenntnis, dass das etwa 40 Jahre alte Haus marode ist. In den vergangenen Monaten hat die Frage, ob die Schule im laufenden Betrieb saniert oder neu gebaut werden soll, Bürger, Politiker und Verwaltungsleute entzweit. Aktuell ist das Thema auf Dezember vertagt. Erst wenn klar ist, ob im neuen Regionalverkehrsplan die Filderauffahrt das Grundstück der Wahl weiter blockiert, soll entschieden werden.

Dass dennoch mehr Kinder als im Jahr zuvor angenommen wurden, hat für die Rektorin einen einfach Grund. Der allergrößte Anteil der Anmeldungen kommt aus Sillenbuch selbst. „Ich tue mich schwer, Kinder aus dem Bezirk wegzuschicken“, stellt Brendgen klar. Und dass trotz der Querelen um die Schulzukunft viele Eltern ihre Kinder am GSG anmelden, wertet die Pädagogin als gutes Zeichen. „Sie haben die freie Wahl, und wenn sie sich für uns entscheiden, heißt das, dass sie mit unserem Konzept einverstanden sind.“ Dennoch gibt sie zu denken, dass sich der Wind auch schnell drehen könnte, sollte die Schule doch saniert werden – mehrere Jahre mit Lärm und Unterricht in Containern stehen im Raum.

Das WG und die FLR mussten Schüler abweisen

Sehr beliebt sind auch die beiden Schulen in Degerloch. Sowohl das Wilhelms-Gymnasium (WG) als auch die Fritz-Leonhardt-Realschule (FLR) mussten Schüler abweisen. An der FLR haben sich für das kommende Schuljahr 108 Fünftklässler angemeldet. Die Rektorin Karin Grafmüller konnte nur 90 Kindern eine positive Rückmeldung geben. „In diesem Jahr konnten wir nicht nur allen Kindern aus Degerloch, sondern auch den Birkachern und einigen Möhringern positive Rückmeldungen geben“, sagt Grafmüller. Im vergangenen Jahr hatten einige Birkacher Eltern protestiert, dass ihre Kinder nicht aufgenommen wurden. Damals musste Grafmüller 30 Absagen erteilen – das entspricht genau einer Schulklasse. Platz für vier fünfte Klassen gibt es an der FLR schlichtweg nicht.

Ähnlich sieht es am benachbarten Wilhelms-Gymnasium (WG) aus: Der Schulleiter Peter Hoffmann musste elf der 104 Schüler, die sich angemeldet hatten, eine Absage erteilen. „Damit zumindest alle Kinder aus Degerloch zu uns können, haben wir ausnahmsweise 93 statt 90 Kinder aufgenommen“, sagt er. Der Andrang am WG war in den vergangenen Jahren bereits besonders hoch – auch deshalb, weil an dem Gymnasium zusätzlich zu klassischen achtjährigen Abitur auch das Abitur in neun Jahren angeboten wird.

Manche Eltern reagieren verärgert auf die Absage

Auf Nachfrage, wie die abgelehnten Kinder und Eltern auf die Nachricht reagieren, sagt Hoffmann: „Manche melden sich gar nicht, andere sind verärgert, wieder andere finden es sehr schade und kommen persönlich nochmals vorbei und fragen nach.“ Jedem Schüler, den er abweisen müsse, schicke er aber eine persönliche Empfehlung für ein alternatives Gymnasium und spreche dies auch vorher mit den jeweiligen Schulleitern ab, so dass diese dort auf jeden Fall einen Platz bekommen.

Sabine Witzke wertet die aktuellen Anmeldungen für das Schuljahr 2017/2018 als Zeichen dafür, dass ihre Schule als attraktiv gilt. 75 neue Schüler werden in drei fünften Klassen vom 11. September an am Hohenheimer Paracelsus-Gymnasium (PGH) unterrichtet. „Wir haben einen guten Zulauf und einen ebensolchen Ruf“, sagt die Schulleiterin. In der Vergangenheit gab es Sorgen an der Schule, ob die Querelen um den Bau einer Mensa Eltern nicht versunsichern könnte. Das sei nun vom Tisch, meint Witzke. „Wir haben jetzt eine Lösung, die für uns und für die Körschtalschule gut ist“, sagt sie.

An der Körschtalschule sind die Schülerzahlen konstant

Die neuen Schüler des PGH kämen zumeist aus Plieningen und Birkach, sagt Witzke. Natürlich gebe es die freie Schulwahl, sagt Witzke. „Aber Stuttgarter Schulen sollten in erster Linie Stuttgarter Schüler aufnehmen“, sagt sie. So erkläre sich auch, dass im vergangenen Jahr noch 90 Kinder auf dem PGH aufgenommen worden sind, sagt Witzke. „Da waren einige neue Schüler aus Neuhausen mit dabei“, erklärt sie.

An der Plieninger Körschtalschule steht die Zahl der Anmeldungen noch nicht endgültig fest. Es kämen immer noch Zuzüge, meint die neue Schulleiterin Stefanie Lenuzza. „Es sind knapp 40 Anmeldungen“, sagt sie zum momentanen Stand der Dinge. Lenuzza kann keine Veränderung der Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren erkennen. „Es ist eigentlich jedes Jahr ähnlich“, sagt die Leiterin der Körschtalschule.