Vertreter der Fellbacher Bank unterstützen die Vorstandsstrategie mit Stimmkarte. Foto: Patricia Sigerist

Die erste Abstimmung ist erfolgreich überstanden. Mit einer Mehrheit von 93 Prozent stimmen die Vertreter der Fellbacher Bank für die Fusion mit der Untertürkheimer Volksbank.

Fellbach - Mit einem kurzen, aber intensiven Applaus freuten sich die Vertreter in der Fellbacher Bank über ihren historischen und weitschauenden Beschluss: Von 151 anwesenden Vertretern stimmten am Montagabend 141 für die Verschmelzung mit der Untertürkheimer Volksbank zur „Volksbank am Württemberg“. Nur zehn Vertreter stimmten in geheimer Wahl gegen die Fusion.

Die Mehrheit von 93 Prozent der Stimmen im Hesse-Saal der Schwabenlandhalle war fast schon ein Traumergebnis für die beiden Vorstandsmitglieder Ingolf Epple und Peter Hermanutz, die den zur Abstimmung vorgelegten Verschmelzungsvertrag maßgeblich ausgehandelt hatten. Sie hatten zuvor gute Geschäftszahlen aus dem Jahr 2015 berichtet. So ist das Ergebnis aus der normalen Geschäftstätigkeit um 4,4 Prozent gestiegen. Ein Bilanzgewinn von 1,5 Millionen Euro lässt sowohl die Zahlung einer Dividende von fünf Prozent auf die Geschäftsanteile zu als auch die Stärkung der Rücklagen um eine Million Euro.

Fusion soll rückwirkend ab 1. Januar gelten

Die Erwartung richtete sich anschließend auf den Dienstagabend, an dem die Vertreter der Untertürkheimer Volksbank im Betriebsrestaurant des örtlichen Werks der Daimler AG über die Fusion abstimmen sollten. Für die Fusion ist mindestens eine Drei-Viertel-Mehrheit beider Vertreterversammlungen erforderlich.

Nach den Beschlüssen und der Eintragung ins Genossenschaftsregister entsteht rückwirkend zum 1. Januar die „Volksbank am Württemberg“. Sie startet mit 205 Mitarbeitern. Einschließlich der Geschäfte mit den Verbundpartnern betreuen diese ein Kundenkreditvolumen von rund 1,1 Milliarden Euro. Das Kundenanlagevolumen beträgt 1,7 Milliarden Euro. Die gemeinsame Bank wird eine Bilanzsumme von 1,6 Milliarden Euro aufweisen. Laut Gerhard Schorr, dem Vorstandsmitglied des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, ermöglicht diese Größe, die notwendige Leistungsfähigkeit der Bank auf Dauer zu sichern. Sie wird helfen das zu tragen, was er als einziges im Prüfungsbericht an der Fellbacher Bank zu bemängeln hatte: Traditionell gibt es in der Bank „große Kreditengagements mit erheblichen Blankoanteilen.“ Schorr sagte aber über das neue Institut auch: „Das ist ein überschaubarer Rahmen, der Kundennähe möglich macht.“

So viel Fellbach wie möglich in der neuen Bank angestrebt

Um diesen engen Kontakt zu den Kunden und die eigene Identität ist es den Bankchefs vorrangig gegangen: „Wir wollen so viel Fellbach wie möglich in der neuen Bank“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Knodel. Dieser Wunsch überwog sogar gegenüber der Trauer, dass die Bank nach 125-jähriger Geschichte die Stadt nicht mehr im Namen trägt. Oberbürgermeister Christoph Palm drückte es so aus: „Ein leere Flasche, auf der ,Fellbacher Wein’ drauf steht, ist mir nicht so lieb, wie eine Flasche, wo Fellbacher Wein drin ist – egal was draufsteht.“ Knodel wählte ebenfalls ein einprägsames Bild, als er die Fellbacher Bank wegen ihres bisherigen Drangs nach Selbstständigkeit als „Asterix-Bank“ bezeichnete. Er sagte: „Es ist besser, wenn sich die Asterix-Bank einen Obelix sucht, statt dass sie von Caesar besetzt wird“ – das soll heißen, ihre Identität und enge Beziehung zur Stadt in einer Fusion mit einem zu großen Partner verliert.

Leise Kritik am Namen und große Unterstützung der Partnerwahl

Sogar der frühere Aufsichtsratsvorsitzende in den Jahren 1974 bis 2005, Hagen Müller, einst ein energischer Verteidiger der Selbstständigkeit, bescheinigte dem Vorstand und Aufsichtsrat, sich unter heutigen Umständen in die richtige Richtung zu bewegen und einen guten Partner gewählt zu haben. Einzig der Name der fusionierten Bank stimmte ihn zu leiser Kritik: „Wir waren nie eine Volksbank, sondern waren immer eine Raiffeisenbank gewesen.“ Manfred Heß hätte deswegen „VR-Bank am Württemberg“ als Name gewählt: „Es wird künftig in Fellbach eine kleine und eine große Volksbank geben“, befürchtete er. Gerhard Ebinger wünschte der Fusion alles Gute. Er hatte beantragt, über den Namen getrennt abzustimmen, zog dies aber zurück, als sich die rechtlichen Schwierigkeiten damit herausstellten. Auch Wilfried Stirm stellte sich hinter die Fusion. Er hat ausgerechnet, dass die Untertürkheimer Mitglieder pro Kopf mehr Vermögen einbringen als die Fellbacher, letztere also – auf dem Papier – gewinnen.