Im Wintergarten einer Fellbacher Tierarzt-Familie haben sich die Eichhörnchen häuslich eingerichtet. Foto: Gabriele Lindenberg

Drei Eichhörnchenbabys, die samt Kobel vom Baum gefallen sind, finden bei der Fellbacher Tierarzt-Familie Matzen Unterschlupf.

Fellbach - Solche Untermieter lässt man sich als Hausbesitzer eigentlich nicht bieten: Zahlen keinen Cent, machen Dreck, nagen am Fensterrahmen und erwarten auch noch eine regelmäßige Fütterung. Aber bei heimatlosen Eichhörnchen wird in der Tierarztfamilie Matzen gern einmal ein Auge zugedrückt. „Wir bekommen jedes Jahr eins oder mehrere junge Eichhörnchen zum Aufziehen“, sagt Vater Knut.

Tochter Tina, die die Veterinärpraxis übernommen hat, berichtet von der zeitraubenden Aufzucht der drei Mädels, die in der Nähe von Bietigheim-Bissingen gefunden wurden. Das etwa zwei Wochen alte Trio war vor einem Monat mitsamt Kogel, der Eichhörnchen-Behausung, vom Baum gefallen.

Die Eichhörnchen-Babys müssen anfangs alle zwei Stunden mit der Spritze gefüttert werden

Eine Praxis-Mitarbeiterin hatte die Waisenkinder zum Aufpäppeln nach Fellbach gebracht. Und hier geht es ihnen richtig gut. „Die erste Zeit mussten wir sie alle zwei Stunden mit einer Spritze füttern“, berichtet Gastgeberin Tina Matzen. Das war vor allem in den Nachtstunden ganz schön anstrengend. Mittlerweile sind die drei so weit, dass sie selbstständig fressen und saufen können. Sie tragen inzwischen auch schon Fell, und der Schwanz ist bereits schön buschig und biegt sich beim Sitzen am Rücken entlang, wie sich das für ein ordentliches Eichhörnchen gehört.

Besonders ausgeprägt ist das Sitzfleisch jedoch nicht, doch Platz zum Spielen gibt es genug: Die drei haben einen kleinen Wintergarten ganz für sich allein, ausgestattet mit Tisch und Sofa, Decken und Zweigen, Schlafkistchen, Gartenblick und Rotlichtmilieu: Beim Pressebesuch genießt eine des Trios – Namen haben die haarigen Weibchen keine – die Wärme vor der Infrarotlampe.

Die Waisenkinder rennen blitzschnell herum – als Fotomodell eignen sie sich deshalb eher weniger

Den anderen beiden ist mehr nach herumwuseln. Als Fotomodelle eignen sie sich leider weniger, weil sie lieber blitzschnell herumrennen, als vor der Linse zu posieren. Obwohl sie so possierlich sind!

Mir nichts dir nichts hat die Schreiberin ein Eichhörnchen auf dem Schoß – auf der Schulter – auf dem Kopf: „Das ist die Vorwitzigste von den Dreien“, sagt Tina Matzen und zieht das kesse Nagetier aus den Haaren. Ein intensiver Kontakt mit Menschen wird jedoch trotz aller Zutraulichkeit der Eichhörnchen nicht gepflegt. Denn in etwa drei Wochen soll das Trio langsam ausgewildert werden.

Natürlich werden die „Mietnomaden“ nicht sang- und klanglos in den Garten gesetzt. „Wir öffnen ein Fenster, sodass sie jederzeit raus und rein können“, sagt Tina Matzen. Dann dürfen die wuseligen Nager ihr neues Revier erforschen – und jederzeit zum Fressen und Schlafen zurückkommen. Bis sie sich dann endgültig aus dem Staub machen.

Langweilig wird es der Familie Matzen nicht: Laufend treffen neue tierische Pensionsgäste ein

Langweilig wird es der Familie Matzen jedoch nicht: Es sind schon wieder neue Pensionsgäste zum Aufpäppeln eingetroffen: eine Taube und ein Mauersegler, beide aus dem Nest gefallen.