Das CVUA Stuttgart findet in ihren Proben unappetitliche Kuriositäten. Foto: dpa

Das CVUA Stuttgart findet in ihren Lebensmittelproben unappetitliche Kuriositäten wie Kakerlaken, Schrauben und Mäusekot. Steigende Anforderungen bei unveränderter Finanzausstattung belasten das Chemische Veterinärsuntersuchungsamt zunehmend.

Fellbach - Einen ganz besonderen Eiweißhappen haben die Mitarbeiter des in Fellbach beheimateten Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) Stuttgart unlängst in einem Mehrkornbrot gefunden: Eine Kakerlake. „Mit allen anatomischen Feinheiten einschließlich der Fühler“ sei das Insekt in der Oberfläche des Brots sichtbar gewesen, so steht es mit feinsinniger Ironie im kürzlich vorgestellten Jahresbericht. Ebenso wie der Mäusekot in einem Hafertee, der angeblich neurologische Krankheitssymptome ausgelöst haben soll, können derartige Befunde noch halbwegs in die Kategorie der unappetitlichen Kuriositäten eingeordnet werden.

In 26 Fällen sind die Proben gesundheitsschädlich

Gar nicht mehr lustig wird es dann allerdings auf der Folgeseite des eine halben Zentimeter dicken Berichts. In 26 Fällen waren die untersuchten Proben gesundheitsschädlich. Salmonellen fanden sich in Eiernudeln ebenso wie in einer Mettwurst und in gemahlenem Pfeffer, Bier war mit Reinigungslauge versetzt, und gleich mehrfach fanden sich Glassplitter oder Schrauben in verschiedensten Lebensmitteln. Zu diesen 26 Proben kommen Lebensmittel, bei denen die Referenzdosis für Pestizide so weit überschritten war, dass sie ebenfalls als gesundheitsschädlich gelten.

Es fehlt an Geld für Chemikalien und Investitionen

Allein schon diese Einzelbeispiele zeigen, dass bei der Lebensmittelsicherheit noch Luft nach oben ist. Insgesamt gut 23 000 Proben von Lebensmitteln, Trinkwasser und Bedarfsgegenständen haben die Mitarbeiter des CVUA im vergangenen Jahr untersucht. Hinzu kamen gut 53 000 labordiagnostische Proben und angelieferte Tierkörper, denn am Fellbacher CVUA arbeiten auch 15 sachverständige Tierärzte. Die Zahl der Planstellen im CVUA verringert sich jedoch langsam aber sicher. Waren es 2010 laut Managementbericht noch 187,5 Vollzeitstellen, so sank die Zahl im Jahr 2013 auf 183 Planstellen. „Die Steigerung der Personalkosten wird durch Stellenstreichungen kompensiert“, sagt Maria Roth, die Amtsleiterin des CVUA. Von einer Steigerung des 13-Millionen-Etats kann die Leitende Chemiedirektorin seit etlichen Jahren nur träumen. Das Problem dabei: Weil die Personalkosten 85 Prozent des Etats betragen und auch die Sachkosten stetig steigen, bleibt zu wenig Geld für Chemikalien oder Investitionen in neue Laborausstattungen.

Gleichzeitig steigen die Anforderungen. Allein die 2013 erfolgte und mit einem erheblichen Aufwand verbundene Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) hat externe Kosten in Höhe von 60 000 Euro verursacht.

Aufgaben sollen stärker gebündelt werden

Um dennoch ihre Aufgaben bewältigen zu können, hat eine Arbeitsgemeinschaft der Leiter und stellvertretenden Leiter aller vier CVUAs in Baden-Württemberg das Projekt Zug (Zusammen umgestalten und gewinnen) gestartet. Das Ergebnis ist eine stärkere Bündelung von Aufgaben. Für das Fellbacher CVUA bedeutet das den Verlust der Zuständigkeit für Mykotoxine, also Schimmelpilzgifte. Diese Untersuchungen sind damit ausschließlich bei den Kollegen vom CVUA in Sigmaringen angesiedelt, wo schon bisher nach Mykotoxinen gefahndet wurde. Im Gegenzug sind die Fellbacher Fachleute für Bedarfsgegenstände nun auch für Textilien zuständig. „Da jetzt einen Forschungsimpuls zu setzen, macht Sinn“, sagt Maria Roth.

Impulse setzt das CVUA auch auf anderen Gebieten. Während im Zuge der Verhandlungen über das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) so genannte Chlorhühnchen in die Diskussion kamen, sind Chlormöhren längst Realität in Deutschland. Verstärkt durch die EHEC-Epidemie, werden offenbar massenhaft landwirtschaftliche Produkte in chloriertem Wasser gewaschen oder gekühlt. Als Nebenprodukt kann dabei Chlorat entstehen, das in den Ländern der EU nicht zugelassen ist. Die aus den USA stammenden Chlormöhren haben die erlaubte Höchstmenge um das 54-Fache überschritten. Bei einer Untersuchung von 1087 Obst-, Gemüse- und Getreideproben lagen 24,5 Prozent über der Höchstmenge. Nach Ansicht von Maria Roth handelt es sich um ein massives Problem: „Die landwirtschaftliche Produktion muss auf neue Füße gestellt werden.“