Zum Teil mit eigenen Instrumenten kommen die Musikschüler zum Unterricht. Foto: Patricia Sigerist

Die Musikschule will mit ihrem breit aufgestellten Angebot ein Teil der künftigen Ganztagsschule werden.

Fellbach -

Wer das Harfespiel lernen möchte, muss die Fellbacher Stadtgrenze überschreiten. Alle anderen gängigen Blechblas-, Holzblas, Streich-, Zupf- und Tasteninstrumente können in der Musikschule erlernt werden. Selbst Exoten wie Mandoline-Unterricht hat die Einrichtung mit dem markanten, türkisfarbenen Bau im Angebot. „Unser System ist so aufgebaut, dass wir für alle Altersklassen mindestens fünf instrumentale Gattungen anbieten, damit jeder die freie Wahl hat und sich richtig entscheidet“, sagte Matthias Kuch.

Der Leiter der Fellbacher Musikschule hat in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses den Jahresbericht für das abgelaufene Schuljahr – also von Anfang September 2013 bis Ende August 2014 – präsentiert. Neben allgemeinen Punkten zur Strukturierung der staatlichen Einrichtung, die im Jugendbildungsgesetz verankert ist, ging er besonders auf das umfassende Angebot inklusive kostenloser Einzelberatung, Wettbewerbe, das Qualitätsversprechen und auf die Zusammenarbeit mit Kindergärten, Schulen und Vereinen ein. Ein wichtiger Punkt war auch der Umgang mit dem Thema Ganztagsschule. „Wir wünschen uns Kooperationen. Das Musikbildungsangebot muss ein Teil davon werden“, sagte Matthias Kuch. Auch dort müsse es individuelle Förderung geben sowie die Möglichkeit zum Üben in geeigneten Räumen.

Kompetente und ortsnahe Versorgung

Der Aspekt, dass es für Schüler auch im Ganztagsbetrieb die Möglichkeit geben muss, städtische Angebote und Vereinsaktivitäten weiterhin wahrzunehmen, war den Fraktionsmitgliedern besonders wichtig. So sagte beispielsweise FW/FD-Stadtrat Ulrich Lenk: „Die Ganztagsschule wird eine große Herausforderung. Wenn wir da mit der Stadt und den Vereinen keinen Fuß reinkriegen, wird die Landschaft ärmer werden.“ Ähnlich sieht es auch Hans-Ulrich Spieth. „Ich befürchte, dass der Musikunterricht im neuen Bildungsplan eine noch geringere Rolle spielen wird“, sagte der CDU-Stadtrat. Agata Ilmurzynska (Grüne), Andreas Möhlmann (SPD) und Andreas Zimmer (AfD) lobten die Musikschule mit ihrer kompetenten und ortsnahen Versorgung durch 42 Lehrer.

In einem Eckpunktepapier des Landes Baden-Württemberg und der kommunalen Landesverbände zur Ganztagsschule heißt es, dass Gruppen à 25 Schüler gebildet werden. „Das ist schlecht, weil wir Kleingruppen wollen. Zudem besteht für die Kinder Schulpflicht. Wir aber haben den Wunsch, dass sie weiterhin zu uns kommen dürfen“, sagte Matthias Kuch, der eine von insgesamt sechs Musikschulen im Rems-Murr-Kreis leitet. Im Einzelfall könnten Lehrer zwar Befreiungen aussprechen, aber man sei vom Wohlwollen der Schulleiter abhängig, so Matthias Kuch.

Mit der Musikwerkstatt in die Zukunft

Oberbürgermeister Christoph Palm äußerte sich beruhigend. „Die Schülerzahlen so stabil zu halten, wie es die Fellbacher Musikschule schafft, ist ein großes Gut und zeigt den hohen Stellenwert.“ Es gelte die Zukunft zu gestalten und das werde auch klappen, sagte der Oberbürgermeister und bescheinigte der Stadt eine günstige Prognose. Auch das Grundschulprojekt Musikwerkstatt stieß bei den Stadträten auf offene Ohren. Das niederschwellige Angebot soll Kinder, auch bildungsferne und Kinder aus anderen Kulturkreisen an Musik heranführen. „Das Land erwartet in zehn Jahren 70 Prozent Ganztagsschulen. Unsere Vorstellung ist, dass die Musikwerkstatt flächendeckend für alle Erstklässler im Ganztagsbereich angeboten wird“, sagte der Leiter der Fellbacher Musikschule.