Ursula Teutrine mit Moritz Paysan und Thomas Hoppe vom Landesmuseum Württemberg beim Gestalten der Ausstellung im Stadtmuseum. Foto: Patricia Sigerist

Das Landesmuseum will künftig mit Exponaten unterwegs sein – und beginnt damit im Stadtmuseum.

Fellbach - Wie das Leben so spielt: Aus der Anfrage des Kulturamtes, ob Thomas Hoppe vom Landesmuseum Württemberg einen Vortrag über die Kelten und den Keltenhirsch halten könne, wird jetzt – zwei Jahre später – eine Ausstellung. „Der Keltenhirsch in Fellbach – die Schmidener Viereckschanze und ihre Schätze“ heißt sie. Eröffnung ist am 27. November.

Begonnen hat alles 2012 in Stuttgart mit der Landesausstellung zum Thema Kelten

Begonnen hat alles 2012 in Stuttgart mit der Landesausstellung zum Thema Kelten. Christa Linsenmaier-Wolf, Kulturamtsleiterin in Fellbach, hat sich gefreut, dass auch der Hirsch und die beiden Böcke aus Schmiden zu sehen waren, die bei Ausgrabungen zwischen 1977 und 1980 in der Viereckschanze am nördlichen Rand von Schmiden gefunden wurden. Als sie erfuhr, dass es die Lieblings-Exponate von Thomas Hoppe waren, war für sie klar, dass sie ihn zu diesem Thema gerne nach Fellbach einladen würde. Aber Hoppe winkte ab, er habe keine Zeit. Er könne sich aber vorstellen, mit und in Fellbach eine Ausstellung zum Thema Keltenhirsch zu unterstützen.

Bei der Ausstellung zum Armen Konrad im Sommer wurde von Fellbacher Seite eng mit dem Landesmuseum zusammengearbeitet. Hoppe erzählte in diesem Zusammenhang, dass er das Landesmuseum öffnen und mit Exponaten Ausstellungen im Land organisieren und unterstützen will.

In Fellbach wird diese Idee nun zum ersten Mal umgesetzt, dem Stadtmuseum fällt eine Vorreiter-Rolle zu

In Fellbach wird diese Idee nun zum ersten Mal umgesetzt, dem Stadtmuseum fällt eine Vorreiter-Rolle zu. Bis zum 8. März dürfen die Repliken des vor knapp 40 Jahren ausgegrabenen Keltenhirschs und den beiden Böcken in der Hinteren Straße gezeigt werden. „Die Originale dieses Kultbildes sind so wertvoll und einmalig, dass sie nie verliehen werden“, sagt Ursula Teutrine, die Leiterin des Stadtmuseums. Sie freut sich über viele andere kostbare Originale, die sie vom Landesmuseum bekommen hat. Abschließbare Vitrinen wurden dafür angeschafft, und eine Alarmanlage war Voraussetzung. Unter anderem werden Keramiken, Schmuck und Werkzeuge aus der Zeit zwischen 123 und 230 vor Christus gezeigt.

Eine große, farbige Zeichnung macht die Dimensionen der Viereckschanze deutlich

Eine große, farbige Zeichnung macht die Dimensionen der Viereckschanze deutlich. Damit bezeichnen Archäologen spätkeltische, rechteckige bis quadratische Wallgraben-Anlagen. Sie waren Mittelpunkt des ländlichen Siedlungsgefüges, oft gab es dort Versammlungsräume, einen Marktplatz und Platz für ein Heiligtum. Kultbauten, Brunnen, Wohnhäuser, Ställe und Speicher ergänzten das Ensemble.

Der durch eine gläserne Abdeckung im Foyer geschaffene Blick in die Tiefe wurde genutzt, um den Brunnen, in dem die Fundstücke ausgegraben wurden, zu zeigen – eine originelle Idee von Ursula Teutrine.

Untersuchungen haben ergeben, dass der Hirsch und die beiden Böcke aus demselben Eichenstamm geschnitzt wurden. Der Hirsch und die Böcke werden auf circa 127 vor Christus datiert. Die Böcke wurden wohl von einer menschlichen Figur, die allerdings nicht im Brunnen der Viereckschanze gefunden wurde, umschlossen und gehörten mit dem Hirsch wahrscheinlich zu einem Kultbild. Es stellt heute eines der bedeutendsten keltischen Kunstwerke dar.

Christa Linsenmaier-Wolf freut sich, dass das Thema Kelten mit einer Ausstellung, Lesung, Führungen und einem Vortrag aufgearbeitet und dabei der Stadtteil Schmiden im Stadtmuseum in den Mittelpunkt gerückt wird. Kurator Thomas Hoppe hat die erläuternden Texte geschrieben.

In einem etwa sechs Minuten langen Film wird nachempfunden, wie und mit welchen Werkzeugen Hirsch und Böcke geschnitzt wurden

In einem etwa sechs Minuten langen Film wird nachempfunden, wie und mit welchen Werkzeugen Hirsch und Böcke geschnitzt wurden. Ursula Teutrine erzählt, dass damals, als die Viereckschanze von den Kelten aufgegeben wurde, wohl alles in den Brunnen geworfen wurde und in dem feuchten Klima des circa 20 Meter tiefen Schachtes eine ideale Konservierung stattgefunden hat.

Bis heute weiß man nicht, weshalb die Viereckschanze aufgegeben wurde. Man hat Brandspuren entdeckt, entweder haben die Kelten selbst Feuer gelegt, um Spuren zu verwischen, oder die Teutonen. Zur Ausstellung erscheint jedenfalls eine kleine, informative Broschüre.