Seit 1991 gilt europaweit die Notrufnummer 112. Foto: Thorsten Hettel

Wenn jemand die Nummer 112 wählt, rückt der Rettungswagen aus. Meist werden die Rettungsassistenten aber nicht wegen eines Verkehrsunfalls, sondern wegen Krankheiten wie Bandscheibenvorfall oder Hexenschuss gerufen.

Fellbach -

Wenn jemand im Kreis die 112 wählt, rücken Klaus Aldinger und seine Kollegen aus. Nicht immer nehmen solche Einsätze ein glückliches Ende. Auch im Fall eines alten Mannes, der vor Ort reanimiert werden musste, war sich der Fellbacher Rettungswachenleiter Klaus Aldinger nicht sicher, ob der Einsatz ein gutes Ende nehmen würde. Zeit, die Sache weiter zu verfolgen, hatte er nicht. Der nächste Einsatz wartete. Um so begeisterter war der 57-Jährige, als er einige Zeit später in einer Praxis mit einem gebrüllten „der war’s“ empfangen wurde. „Es war der Patient, den wir zurückgeholt hatten. Er hat mich erkannt und war glücklich, seinen Lebensretter zu sehen“, sagt Klaus Aldinger.

Im Team herrscht hohes Engagement

Wenn er ein bisschen überlegt, fallen dem gebürtigen Fellbacher mehrere solcher positiver Episoden ein. Ein weiteres Beispiel gefällig? Eine hochschwangere Frau wählte die europaweite Notrufnummer 112. Doch in die Klinik reichte es nicht mehr. Nach der geglückten Entbindung im Rettungswagen war die Mutter so dankbar, dass sie später mit dem Baby in der Wache vorbeikam. Vielleicht sind es solche Momente, die Aldinger dabei helfen, seine Berufswahl nicht anzuzweifeln. Trotz all dem Schrecklichen, das er schon sehen musste. „Bei uns im Team herrscht ein hohes Engagement, so wie wahrscheinlich in allen medizinischen Berufen. Das findet man in der freien Wirtschaft nicht“, sagt der gelernte Rettungsassistent, der den Job seit 1979 macht. Leiter der Fellbacher Wache, und damit auch für die Personaleinteilung und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist Klaus Aldinger seit 1998.

Schon seit 1991 gilt die kostenfreie Notrufnummer 112. Nicht ohne Grund wurde der 11. Februar zum Europäischen Tag des Notrufs erklärt: Die Zahlen des Datums sind identisch mit der Ziffernfolge.

Bei den meisten Problemen handeln die Leute richtig

Im Frühjahr soll mit der 116-117 auch im Rems-Murr-Kreis eine einheitliche Nummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst eingeführt werden. Sie soll die 112 nicht ersetzen, sondern entlasten. Aldinger sagt: „Bei den meisten Problemen handeln die Leute richtig, wenn sie die 112 wählen. Manche warten sogar zu lange damit. Aber einige rufen auch zu schnell oder bei Krankheitsbildern an, die allein, mit dem Hausarzt oder eben mit dem medizinischen Bereitschaftsdienst lösbar wären.“ Solche Anrufe blockieren die Leitung für jemanden, der zum Beispiel Hilfe für einen Herzinfarktpatienten braucht.

Bei Herz- und Kreislauferkrankungen sollte dringend die 112 gewählt werden. Um solche Krankheitsbilder handelt es sich oft, wenn Aldinger und seine Kollegen zu einem Einsatz gerufen werden. Auch häusliche und betriebliche Unfälle sind häufig. Zudem werden die Rettungsassistenten wegen Volkskrankheiten gerufen – also bei Unterzucker eines Diabetikers, einem Hexenschuss oder Bandscheibenvorfällen. „Wenn die Leute das Blaulicht sehen, denken sie immer, wir fahren zu einem Verkehrsunfall. Das ist aber in städtischeren Gebieten durch die verbesserte Technik der Fahrzeuge und die Geschwindigkeitslimits nicht mehr so ein großes Thema.“

Der Rettungsdienst gehört zu den Kernaufgaben

Der Rettungsdienst gehört zu den Kernaufgaben des Roten Kreuzes im Kreis. Die Einsätze der 17 Rettungswagen und acht Notarztwagen nehmen stetig zu. Die Lage des neuen Klinikums in Winnenden hat die Fahrzeiten verlängert. „Oft können wir nicht mehr zur Basis, sondern müssen von einem Einsatz gleich weiter“, sagt Aldinger. Das Problem sei auch, dass die Hilfsfrist von zehn Minuten einzuhalten sei. „Aktuell schaffen wir das sowohl beim Rettungsdienst als auch beim Notarzt.“