Im SDK-Gebäude soll der neue Betriebskindergarten entstehen. Foto: Firmenfoto

Im Gebäude der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) soll ein Betriebskindergarten entstehen. Die Kleinkindgruppe wird eingerichtet, wenn es mindestens sieben Anmeldungen von Unternehmen gibt.

Fellbach - Der Bau eines Betriebskindergartens im Rande des Büroparks beim Bahnhof steht schon seit Jahren auf der Agenda der Stadtverwaltung. Zum Beginn des Kindergartenjahres 2015/2016 soll die Einrichtung nun Wirklichkeit werden. Ein Neubau ist dafür nicht nötig, wie der Erste Bürgermeister Günter Geyer in der Dezembersitzung des Gemeinderats erklärte. Der Betriebskindergarten kann in einem leer stehenden Erdgeschosstrakt in der Lise-Meitner-Straße 4 eingerichtet werden. Das Gebäude gehört der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK). Die Räume erfüllen alle fachlichen und pädagogischen Voraussetzungen, um eine zweigruppige Ganztageseinrichtung für 15 Kleinkinder und 10 Kindergartenkinder aufzunehmen, sagte Geyer. Ein passender Außenbereich könne auch zur Verfügung gestellt werden.

Ein Baustein der Wirtschaftsförderung

Noch im vergangenen Jahr hatte Oberbürgermeister Christoph Palm bei seiner Stadtbegehung im Sommer die Unternehmer dafür gewinnen wollen, sich an den Kosten für einen Neubau zu beteiligen, der auf einer Grünfläche an der Nordseite des Büroparks Platz hätte. Jetzt hat man sich offenbar verständigt, diese „große Lösung“ nicht mehr weiter zu verfolgen, zumal beim Ausbau der Kinderbetreuung in Fellbach ein hoher Stand erreicht ist. Die Stadtverwaltung selbst hat für ihre Mitarbeiter im vergangenen Jahr eine Betriebs-Kita namens „Maikäfernest“ eröffnet. Das sei, so heißt es in der Sitzungsvorlage, „ein sichtbares und gelungenes Beispiel für die Schaffung von optimalen Rahmenbedingungen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Für Oberbürgermeister Christoph Palm sind Betriebskindergärten ein Baustein der Wirtschaftsförderung.

Im Büropark soll aber erst einmal klein angefangen werden. Die Kleinkindgruppe wird eingerichtet, wenn es mindestens sieben Anmeldungen gibt. Ein Unternehmen kann sich einen Platz in der Ganztags-Kita für 650 Euro pro Monat sichern und selbst entscheiden, wie viel von dieser Gebühr an die Mitarbeiter weitergereicht wird. Die Stadt bezuschusst jeden Platz mit 350 Euro. Damit geht die Kalkulation des künftigen Kindergartenträgers auf.

Die Entscheidung im Gemeinderat fällt einstimmig

Die Trägerschaft wird bei der Arbeiterwohlfahrt Kinder- und Jugendhilfe Rems-Murr liegen, einer gemeinnützigen GmbH. Sie betreibt bereits vergleichbare Einrichtungen im Kreis, zum Beispiel die betriebliche Kindertagesstätte des Klinikums Schloss Winnenden. Ihren Sitz hat die gGmbH in Fellbach, der Geschäftsführer der Awo Fellbach, Bernd Waizel, ist auch Geschäftsführer der Awo-KiJu-Rems-Murr. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Andreas Möhlmann, beteiligte sich nicht an der Beschlussfassung des Stadtparlaments, weil er als Vorsitzender der Fellbacher Awo vermutlich befangen wäre. Die Entscheidung für den Betriebskindergarten fiel jedoch sowieso einstimmig. Die Stadt will die Räume zunächst auf zehn Jahre anmieten, Umbaukosten übernimmt die SDK und legt sie auf den Mietzins um. Das unternehmerische Risiko für den Betrieb der Einrichtung übernimmt in den ersten drei Jahren die Stadt, zumal Landeszuschüsse nicht gleich zum Start fließen werden. Günter Geyer geht von einem Zuschussbedarf in Höhe von 50 000 Euro im Jahr 2015, 120 000 Euro im Jahr 2016 und 100 000 Euro im Jahr 2017 aus .

Die Sprecher der Fraktionen im Gemeinderat zeigten sich durchweg froh und erleichtert, dass die Betriebs-Kindertagesstätte nun an den Start gehen kann. „Davon profitiert die Wirtschaft“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler und Freien Demokraten (FW/FD), Ulrich Lenk. Dass man erst einmal klein anfängt, findet der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Spieth gut. Der Grünen-Stadtrat Karl Würz hätte sich als Vater solch eine Einrichtung gewünscht, als sein Sohn noch klein war. Und die SPD-Stadträtin Sybille Mack freute sich, dass für kleine und mittlere Unternehmen etwas getan werde, damit sie Mitarbeiter halten können.