Fellbach bringt Asylbewerber unter – Hoffnung auf das Roncalli-Haus. Foto: Patricia Sigerist

Weil der Rems-Murr-Kreis überraschend weitere Asylbewerber unterbringen muss, will er Gemeinschaftsräume zu Schlafräumen umwidmen. Der Freundeskreis ist besorgt.

Fellbach - Ein Brief vom Landratsamt Waiblingen hat die Mitglieder des Freundeskreises für Flüchtlinge in Fellbach aufgeschreckt. Der Flüchtlingsstrom sei kurz vor Weihnachten so stark angeschwollen, dass der Landkreis am 29. Dezember eine „Zwangszuweisung“ von 38 Flüchtlingen aus Karlsruhe erhalten werde, hatte Harald Deiß, Leiter des Geschäftsbereichs „Besondere soziale Hilfen“, geschrieben. Da die vorhandenen Plätze belegt seien, könnten die Neuankömmlinge nur notdürftig in den bestehenden Häusern untergebracht werden. 20 davon sollen ins Containerdorf in der Bruckstraße in Fellbach einziehen. „Dies bedeutet, dass wir zum Beispiel kurzfristig Gemeinschaftsräume belegen müssen. Wir werden uns bemühen, dass diese Maßnahmen nur vorübergehender Natur sind“, heißt es im Brief. Nun bangen die Ehrenamtlichen vom Freundeskreis um ihr Asyl-Café, das jeden Mittwoch als Treffpunkt dient und in dem fast täglich Sprachkurse stattfinden.

Vorrangig sollten die Räume belegt werden, die für die Unterbringung vorgesehen sind, erklärte Harald Deiß auf Nachfrage. „Die Sozialarbeiter haben die Anweisung, wenn möglich die Gemeinschaftsräume außen vor zu lassen.“ Genaues könne er aber erst sagen, wenn die Belegung am Montag erfolgt sei. Deiß ist froh, dass Fellbach bereit ist, 20 Asylbewerber aufzunehmen. Zwar sei die Baugenehmigung für die Container auf 180 Menschen ausgelegt, und so viele lebten auch dort. Faktisch hätten aber 210 Flüchtlinge Platz, sagt Deiß. 200 werden es nun für eine Weile sein. „Wir haben vereinbart, dass wir die 20 Flüchtlinge so schnell wie möglich woanders unterbringen.“ Vier Wochen werde die Notunterkunft wohl gebraucht werden.

Stadtverwaltung Fellbach zeigt sich solidarisch

Fellbach zeige sich gerne solidarisch und helfe dem Landkreis aus einer Notlage, sagte der Erste Bürgermeister Günter Geyer. Der Freundeskreis für Flüchtlinge drängt darauf, dass möglichst bald das Roncalli-Haus in Oeffingen wieder als Unterkunft zur Verfügung steht. In einem Schreiben an Christoph Palm bitten Cornelia Funk und Harald Gemmrich den Oberbürgermeister, angesichts der angespannten Flüchtlingssituation die fehlende Baugenehmigung fürs Roncalli-Haus möglichst noch vor den Feiertagen bewilligen. „Gerade im Winter werden Ausweichmöglichkeiten zu den Schlafräumen gebraucht, um das beengte Leben in den Containern nicht zum Pulverfass werden zu lassen.“ Eine kurzfristige Reaktivierung des ehemaligen Lehrlingswohnheims in Oeffingen sei derzeit leider nicht möglich, so die Antwort von Oberbürgermeister Christoph Palm. Der Rechtsstreit vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim, bei dem die Stadtverwaltung eine Unterbringung auch nach bisherigem Baurecht verlangt, sei nicht abgeschlossen. „Ich hoffe aber auf eine zügige richterliche Entscheidung im neuen Jahr.“

Roncalli-Haus bleibt eine Option, auf der Hoffnung ruht

Für Harald Deiß ist das leer stehende Haus in der Max-Eyth-Straße in Oeffingen ebenfalls eine Option. Der Landkreis sei mit dem Vermieter so verblieben, dass es, sollte eine neue Baugenehmigung vorliegen, sofort wieder belegt wird. „Es ist das beste Heim, das wir im Kreis haben.“