In Ludwigsburg wird der Feinstaubwert in der Friedrichstraße gemessen. Foto: factum/Archiv

Im Jahr 2016 wurde in Ludwigsburg in der Friedrichstraße an lediglich 14 Tagen dicke Luft gemessen. Das ist eine vergleichsweise niedrige Zahl. In der Neujahrsnacht indes waren die Feinstaubwerte extrem hoch.

Ludwigsburg - Ludwigsburg auf Platz eins, aber kaum jemand freut sich über diesen Spitzenplatz. Kein Wunder, geht es doch um die Liste der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) mit den höchsten Tagesmittelwerten in Sachen Feinstaub. An einem Tag wurde in der Friedrichstraße ein sogenannter vorläufiger Tagesmittelwert von 174 Mikrogramm je Kubikmeter gemessen. Erst auf Platz zwei folgt die Messstation Am Neckartor in Stuttgart. Die Werte dieser Anlage in der Landeshauptstadt machen seit Jahren bundesweit und sogar international Schlagzeilen. Stuttgart, heißt es immer wieder, sei die deutsche Stadt mit der schlechtesten Luft. Das ist ganz sicher keine gute Werbung.

„Ludwigsburg hat kein Feinstaubproblem“

Und jetzt soll Ludwigsburg der Landeshauptstadt diesen ungeliebten Spitzenplatz abgenommen haben? Nein, das sei nicht der Fall, erklärt die Pressesprecherin der LUBW, Tatjana Erkert, auf Anfrage. Denn bei dem extrem hohen Wert handele es sich um einen einzigen Ausreißer, der offenkundig der Böllerei geschuldet sei. In einer Pressemitteilung der Landesanstalt wurden nämlich die in der Silvesternacht beziehungsweise am Tag darauf gemessenen Tagesmittelwerte aufgelistet. Ludwigsburg, sagt die Sprecherin weiter, „hat kein Feinstaubproblem“. Jedenfalls kein gravierendes. Im vergangenen Jahr seien bis zum 27. Dezember an lediglich 14 Tagen erhöhte Werte gemessen worden. Maximal 35 Tage mit erhöhten Werten seien zulässig. Erst vom 36. Tag an mit Werten von mehr als 50 Mikrogramm Feinstaub je Kubikmeter müssten die Städte und Gemeinden Gegenmaßnahmen ergreifen.

Die Neujahrsnacht, sagt Tatjana Erkert, sei nicht repräsentativ, nicht für Ludwigsburg und auch nicht für die anderen Städte. Am 1. Januar 2016 sei in Ludwigsburg sogar ein noch etwas höherer Wert gemessen worden als am ersten Tag dieses Jahres.

Die Barockstadt sei bei Weitem nicht so stark betroffen wie Stuttgart, hieß es von Seiten der Ludwigsburger Kommunalverwaltung bereits vor einem Jahr. Und das gilt offenkundig immer noch. Im Jahr 2015 waren bis Anfang Dezember an der problematischen Friedrichstraße immerhin 22 Überschreitungen der Grenzwerte gemessen worden, also deutlich mehr als voriges Jahr. 2014 indes war lediglich an 13 Tagen der Grenzwert überschritten worden, 2013 an 37 Tagen und im Jahr 2011 an 46 Tagen.

Ludwigsburg hat in den vergangenen Jahren einiges unternommen, um die Zahl der Tage mit überschrittenen Grenzwerten zu senken. Die Umweltzone in und um Ludwigsburg wurde deutlich erweitert, es dürfen nur noch Fahrzeuge mit einer grünen Feinstaubplakette fahren. Rote oder gelbe Plaketten sind tabu.

Ludwigsburg fördert die Elektromobilität

Die Stadt verweist zudem gerne auf weitere Aktionen: Ludwigsburg fördere die Elektromobilität, wolle die Menschen vom Umstieg auf das Fahrrad überzeugen. Auch die geänderte Parkraumbewirtschaftung in der Oststadt habe dazu geführt, dass mehr Menschen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrräder umsteigen. An einem Punkt indes kommt Ludwigsburg nicht weiter: Ein Durchfahrverbot für Lastwagen lässt sich offenbar nicht einführen. Der Verkehr würde sich vermutlich verlagern und andernorts Probleme bereiten.