Es geht um das Image der Stadt. Stuttgart muss klarstellen, ob man Menschen locken oder fernhalten will, kommentiert STN-Titelautor Sven Hahn.
Stuttgart - Was will Stuttgart sein: aufstrebende Metropole oder ein überfordertes Städtchen? Diese Frage ist schon deshalb schwer zu beantworten, weil richtungweisende Entscheidungen zuletzt nicht stimmig, sondern widersprüchlich waren.
Für die Metropole spricht der Weg, den Handel und Hotelerie eingeschlagen haben. Das Wachstum im Einzelhandel ist bundesweit einzigartig. Seit 2014 wurde dessen Fläche um 20 Prozent erweitert. Mit dem Dorotheen-Quartier geht der Boom munter weiter. Dazu steigt die Zahl der Hotelbetten – mehr als 1000 sind allein 2016 hinzugekommen. Alles mit freundlicher Genehmigung der Politik.
Für das überforderte Städtchen sprechen Verkehrschaos und drohende Fahrverbote. Vieles deutet darauf hin, dass ein drastischer Imageverlust die nachhaltigste Folge der Feinstaubdebatte sein könnte. Konkret heißt das: Wer mehr Handelsfläche genehmigt, lockt zwangsläufig mehr Menschen an. Gleichzeitig wird das Ziel formuliert, den Verkehr im Kessel deutlich reduzieren zu wollen. Parallel wird aber die Kapazität des öffentlichen Nahverkehrs nicht spürbar ausgebaut. Das alles passt nicht zusammen.
ÖPNV muss angenehmere Option werden
Richtig ist: Die Stadt kommt nicht darum herum, die Luft im Kessel zu verbessern. Es ist eine ihrer dringendsten Aufgaben. Fakt ist aber auch: Die Strategie von Handel und Hotellerie funktioniert bislang besser als die der Politik. Jahr für Jahr steigen die Touristenzahlen. Weniger Verkehr lässt sich hingegen nicht feststellen – es spricht also alles für die Metropole. Dann aber bleibt nur eine Lösung: Damit mehr Menschen in die Stadt kommen können, ohne Luft und Klima zu belasten, muss der ÖPNV endlich die im Vergleich zum Auto angenehmere und wesentlich günstigere Option werden.
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