Fritz Kuhn spricht sich gegen den Kurs von verkehrsminister Winfried Hermann aus Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

An Fahrverboten scheiden sich die Geister – auch die von Verkehrsminister Winfried Hermann und Stuttgarts Oberbürgermeister Kuhn (beide Grüne). Kuhn setzt im Kampf gegen Feinstaub vor allem auf freiwillige Lösungen.

Stuttgart - Unmittelbar vor dem von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) angesetzten Mobilitätsgipfel an diesem Mittwoch hat Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn seine Haltung zur Feinstaubproblematik erläutert. Im Interview mit unserer Zeitung sprach sich Kuhn klar gegen den Kurs von Verkehrsminister Winfried Hermann aus, der für 2017 tageweise Fahrverbote und für 2019 die Einführung einer blauen Plakette angekündigt hatte, wovon nach heutigem Stand 663 065 Fahrzeuge in Stuttgart und der Region betroffen wären: „Wenn man gleich die Verbotskeule schwingt, hat man keine Chance mehr, dass die Leute aus Einsicht und freiwillig einen Beitrag leisten wollen“, sagte Kuhn: „Mein Wunsch ist es, dass es nie Verbote gibt.“ Einer schnellen Einführung der blauen Plakette gemäß der Euro-6-Norm erteilte er eine Absage: „Meine klare Aussage ist: Bis 2019 ist das nicht zu machen.“

Zugleich betonte er, man wolle die EU-Werte bis spätestens 2021 einhalten. „Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass die Leute Luft zum Atmen haben. Wir müssen das verbessern“, sagte Kuhn: „Aber immer unter der Maßgabe: Wir sind eine Autostadt. Man kann nicht sagen: Leute kauft Autos aus Stuttgart, aber in Stuttgart selbst will man sie nicht sehen.“

Die Arbeitgeber forderte Kuhn auf, ihren Beschäftigten an Tagen mit hoher Feinstaubbelastung mehr Heimarbeit zu ermöglichen. Das würde auch Engpässe im öffentlichen Nahverkehr vermeiden, sagte er. Außerdem sollte man darüber nachdenken, wie man mittelfristig den Arbeitsbeginn besser variieren könne. Kuhn kündigte er an, massiv in den Ausbau des Radverkehrs investieren zu wollen.