Feiert den Aufstieg: Spielertrainer Recep Yildiz Foto: Pressefoto Baumann

Der FC Stuttgart-Cannstatt hat nach dem Aufstieg in die Bezirksliga Großes vor. Freuen würden sich die Verantwortlichen aber vor allem über eines: einen deutschen Spieler.

Stuttgart - Der Blick hinauf auf die Weinreben ist idyllisch. Doch Recep Yildiz schaut lieber über den Kunstrasen auf der Sportanlage des FC Stuttgart-Cannstatt, beobachtet seine Jungs beim Training, die sich auch von einem kräftigen Sturm nicht abhalten lassen, und ist einfach nur glücklich. Endlich kann er den Fußball wieder genießen, seinen Sport, der einmal sein Beruf gewesen ist. Stuttgarter Kickers, Antalyaspor und Adanaspor lauteten seinen Stationen, bei denen er als Profi nie das große Glück gefunden hat. Im Gegenteil. Ausgebrannt, frustriert und um sein Gehalt betrogen kam er vor zwei Jahren aus der Türkei zurück und wollte gar nicht mehr gegen den Ball treten. Doch nach einer Auszeit ist er jetzt wieder mittendrin im Kampf um Tore, Punkte und eine gute Platzierung. „Jetzt kann ich Fußball wieder genießen, das kannte ich gar nicht mehr“, sagt Recep Yildiz.

Als Spielertrainer hat er zusammen mit Gökhan Dogan beim FC Stuttgart-Cannstatt auf Anhieb Großes erreicht: Als Aufsteiger der Kreisliga A, Staffel 2, sicherte sich sein Team vier Spieltage vor Schluss den Titel und den Aufstieg in die Bezirksliga. Man nennt so etwas Durchmarsch, denn die Rot-Weißen wurden in der Saison davor auch Meister in der Kreisliga B. „Wir wurden von diesem Erfolg praktisch überrollt – im positiven Sinne“, erzählt Trainer Gökhan Dogan. Und natürlich darf es gerne so weitergehen. Die neue Spielzeit in der Bezirksliga soll jedenfalls kein flüchtiges Abenteuer werden. Zum einen will die Mannschaft um das Trainerduo der offensiven Philosophie treu bleiben, 68 Treffer stehen bislang auf dem Konto. Zum anderen soll die anfällige Defensive gestärkt werden.

„Zu null haben wir nie gespielt“, sagt Gökhan Dogan, der neben dem Titel am vergangenen Wochenende auch noch Hochzeit feiern durfte. Er weiß, dass seine Formation in der höheren Liga konzentrierter, schneller und athletischer agieren muss. „Aber wir achten bei der Auswahl der Spieler darauf, dass sie charakterlich passen“, sagt Dogan.

An ihrem Jugendstil hingegen wollen sie festhalten – fünf A-Junioren wurden in dieser Runde eingebaut, die sich an dem erfahrenen Recep Yildiz aufgerichtet haben. Ihn als Vorbild sehen. „Ohne die Jugend hätten wir es nicht geschafft“, sagt Gökhan Dogan. Ali Sivka (20) ist einer von ihnen und mit zwölf Treffern genauso erfolgreich wie Spielertrainer Recep Yildiz. „Es ist toll, dass der Verein uns das Vertrauen gegeben hat“, sagt Sivka, der gerade sein Fachabitur macht. Er ist ein Deutschtürke wie viele seiner Mitspieler, doch es sind auch Griechen, Bulgaren oder Kasachen dabei. Insgesamt sind 19 Nationen im Verein vertreten. Alles ziemlich multikulti.

Dabei klingt FC Stuttgart- Cannstatt doch ziemlich deutsch. Die Auflösung: Der 1995 gegründete Club hieß früher TSV Hilalspor und bekam 2006 den neuen Namen, der die Öffnung nach außen dokumentieren sollte. 40 überwiegend türkischstämmige Personen verließen darauf den Verein – diesen Verlust hat der FC Stuttgart-Cannstatt mehr als kompensiert und ist auf 350 Mitglieder angewachsen, was vor allem am Aufbau der sehr erfolgreichen Nachwuchsarbeit mit 16 Teams liegt, in denen auch viele deutsche Jugendliche kicken.

„Ich aber würde mich richtig freuen, wenn wir in der aktiven Mannschaft auch wieder einen deutschen Spieler hätten“, sagt Spielleiter Erol Sivka. Ob mit oder ohne deutsche Verstärkung – Recep Yildiz geht selbstbewusst in die neue Runde: „Wir haben die Qualität, um drinzubleiben.“