Mit Musik wird der festliche Abend umrahmt. Foto: Elke Rutschmann

Der Förderverein Haus 49 richtet erstmals das Iftar, das Fastenbrechen aus.

Stuttgart - Auf den festlich eingedeckten Tischen im Eingangsbereich von Haus 49 an der Mittnachtstraße stehen Schalen mit Datteln, Zitronenviertel und Flaschen mit Wasser. Es ist alles gerichtet für den Iftar, das Fastenbrechen, zu dem erstmals der Förderverein Haus 49 eingeladen hat. Der Vorsitzende Halil Karacoban wirft noch einmal einen prüfenden Blick in den Raum, dann bittet er die Gäste herein. Es ist eine bunt gemischte Gruppe aus rund 60 Menschen: die Musiker und die Sänger vom Chor Firkat, Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart-Nord, türkische und deutsche Mitbürger aus dem Viertel. Sie spiegeln die Funktion des Hauses im Stuttgarter Norden als Anlaufstelle für alle Bewohner wider.

Das Fasten ist eine der fünf Säulen des Islam und die Zeit der besonderen Nähe zu Gott. Insgesamt 30 Tage verzichten Muslime auf der ganzen Welt auf Essen und Trinken von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Es ist auch wichtig, sich das Leid der Bedürftigen bewusst zu machen. „Der Iftar ist auch ein Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und seit rund drei Jahren auch von den vielen Flüchtlingen in den Moscheen geprägt“, sagt Halil Karacoban.

Der Fastenmonat dauert vom 26. Mai bis zum 24. Juni. Er verlangt von den Gläubigen Disziplin und Entbehrungen, ist aber auch die Zeit der offenen Herzen und der Nächstenliebe, der Begegnung mit Freunden und Familie. „Es ist üblich, dass man in dieser Zeit immer eingeladen wird, oder selbst Gäste daheim hat. Ich genieße das“, sagt die 38-jährige Zülfiye Toker, die am Ramadan teilnimmt, seit sie 13 ist.

Iftar ist Zeichen des Dialogs

Im Haus 49 ist der Iftar auch Zeichen eines gelebten Religionsdialoges, denn dem Vorstand des 30 Mitglieder zählenden Fördervereins gehören neben Halil Karacoban auch der evangelische Pfarrer Karl-Eugen Fischer, die katholische Gemeindereferentin Christine Göttler-Kienzle sowie Hatica Yilmaz an. Sie haben schon ein Straßenfest organisiert, im Herbst steht ein Benefizkonzert in der Brenzkirche auf dem Programm. Christine Göttler-Kienzle stellt eine gewachsene Neugier der Deutschen auf das Fastenbrechen fest. „Es ist ein verbindendes Element, eine Möglichkeit, sich besser kennenzulernen“, sagt die Gemeindereferentin.

Hatica Yilmaz bringt gerade ihre selbst gemachte Linsensuppe herein. Es ist gleich 21.24 Uhr, die magische Zeit, von der an wieder gegessen und vor allem wieder getrunken werden darf an diesem noch immer schwülheißen Montagabend. Bei den Worten des Imans sind die Muslime für einen Moment versunken in das Gebet, heben die Hände vor Gesicht und Ohren. Nach dem „Bitteschön“ beginnt das Fastenbrechen traditionell mit Datteln und Wasser. Es ist wie eine kleine Erlösung. Dann folgt die Suppe. Danach kann man sich am Buffet, das von den Gästen selbst bestückt worden ist, bedienen. Zu essen gibt es Reis mit Pinienkernen, Rindfleisch mit Gemüse sowie eine bunte Nachtischkreation wie den wunderbaren türkischen Milchreis Sütlac.

„Es ist schön, wenn man sich trifft und zusammen isst. Das bereichert unsere Gesellschaft“, sagt Werner Wölfle, Bürgermeister für allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser. An diesem Abend ist er jedoch in seiner Funktion als Schirmherr des Fördervereins hier und staunt immer wieder, wie sich das von ihm mit auf den Weg gebrachte Haus 49 entwickelt hat. „Dieses Haus hat darin eine gute Tradition, die ansteckend wirkt.“