Die Narren Foto: factum/Weise

Zum Finale sind die schönsten Vierbeiner gekürt worden, am Nachmittag tummelten sich Tausende bei den Umzügen – trotz des Regenwetters.

Herrenberg/Leonberg - Endspurt beim Fasnetstreiben: In den Hochburgen in Leonberg und Herrenberg ließen es die Jecken noch

einmal richtig krachen. Bei den Pferdemärkten ging es etwas beschaulicher zu. Während in Herrenberg die Prämierung der Tiere im Vordergrund stand, wird in Leonberg traditionsgemäß noch ein regelrechter Pferdehandel betrieben.

Miss Gäu

Morgens um 7 Uhr sollte die Welt noch in Ordnung sein – nicht so beim Pferdemarkt in Herrenberg. „Wir hatten Probleme mit der Technik“, sagt Amelie Fiedler vom Amt für Wirtschaftsförderung. Zudem regnete es zum Auftakt des Schaulaufens der 72 Stuten, der Ponys und der Kaltblüter. Für fröstelnde Gäste hielt Fiedler Schnäpse bereit. Rund 400 Schaulustige verfolgten die Präsentation der Vierbeiner. Der Wettkampfrichter Gerd Sickinger kommentierte den Schritt und den Trab, das Aussehen und die Haltung der Tiere. Am meisten Punkte bekam die achte Jahre alte Stute Djeseret von Sandra Merz aus Mötzingen – und frisch gekürte „Miss Herrenberg“. Erstmals wurde auch eine „Miss Gäu“ gekürt. Über die Wahl ihres Shetlandpony Sophia vom Silbergrund freute sich Verena Reuter aus Haigerloch (Zollernalbkreis). Weniger glücklich zeigte sich Roland Deck, der Vorsitzende des Herrenberger Pferdezuchtvereins. Von den 160 Mitgliedern seien noch 25 aktiv. Vor zehn Jahren waren es noch doppelt so viele Züchter. Das liege daran, dass die Pferde aus hiesigen Gefilden für viele zu teuer seien, sagte Roland Deck. Ein Züchter müsse auf Grund seiner Kosten rund 12 000 Euro verlangen, im Ausland erhalte man ein Freizeitpferd bereits für rund 5000 Euro.

Leonberger Gespanne

Anders als in Herrenberg fand der eine oder andere Vierbeiner auf dem Leonberger Pferdemarkt einen neuen Besitzer. Auch Esel waren im Angebot. Der CDU-Stadtrat Willi Wendel hat sich in einen verguckt. „Eigentlich wollte ich nur einen Halfter für eine Eseldame kaufen, doch nun habe ich zwei Halfter und einen Esel erworben“, gab Wendel zu, der die Tiere zusammen mit seinen Schafen hält und sich auch die Prämierung anschaute. Noch nie waren so viele Gespanne zu bewundern: 103. Noch nie so viele Pferde im Reiterstadion zu sehen: 218. Die Richter befanden 214 von ihnen als erstklassig. Als bestes Pferd der Rasse Westfalen schnitt die Stute Caitlyn von Sandra Läufer aus Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) ab. Bei der Rasse Schwarzwälder Kaltblut siegte Fiona von Dietmar Soulier aus Ölbronn (Enzkreis), bei den Süddeutschen Kaltblütern Sphinx von Klaus Ebert aus Abtsgmünd (Ostalbkreis).

Herrenberger Hästräger

In der Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnacht zogen am Dienstagnachmittag 70 Zünfte durch die Altstadtgassen, mehr als 2000 Narren machten mit ihren Rätschen, Glockengeschirren und mit ihrer schrägen Guggenmusik einen Mordsradau. Der Herrenberger Oberbürgermeister Thomas Sprißler im Narrenkostüm und Kurt Maly, der Vorsitzende der 1. Herrenberger Narrenzunft, empfingen die Gruppen auf dem Marktplatz, indem sie vom Balkon des Rathauses aus den Umzug moderierten und das Publikum zu den Schlachtrufen animierten. „Narri-Narro“ erschallte vor der Fachwerkkulisse, die Tausende säumten. Und der Rathauschef stellte fest: „Herrenberg ist fest in Hexenhand.“

Karneval am Engelberg

Nur geschätzte 20 000 Zuschauer haben den Umzug des 325. Leonberger Pferdemarktes verfolgt – wegen des widrigen Wetters. Es gab auch schon Jahre, in denen etwa 60 000 Besucher dem Spektakel folgten, das – anders als in Herrenberg – eher karnevalistisch geprägt ist mit Wagen, die ein bestimmtes Motto tragen. Die notwendige Sanierung des Engelbergtunnels etwa wurde aufs Korn genommen und der Schilderwald in der von Verkehrsproblemen geprägten Stadt.