Der Zuffenhäuser Schultes Gerhard Hanus ( Foto: Torsten Ströbele

Der Schultes hat beim Rathaussturm der Übermacht der Narren Tribut zollen müssen.

Zuffenhausen - Lange hat sich Bezirksvorsteher Gerhard Hanus geweigert, seinen Stuhl im Rathaus zu räumen. Aber am Ende musste der Schultes doch die weiße Fahne schwenken. Die Übermacht der Karnevalisten war zu groß. Seit Samstag ist Zuffenhausen nun in Narrenhand.

Zum insgesamt neunten Mal eroberte die Interessengemeinschaft Fasnet um den Karnevalsclub Stuttgarter Rössle und die Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Stuttgart das Zuffenhäuser Rathaus. Gerhard Hanus lieferte sich mit dem ehemaligen Rössle-Präsidenten Andreas Goihl ein Rededuell um den Amtssitz – und zog den Kürzeren. Die Narren warfen dem Schultes Versäumnisse vor. Unter anderem sollte seit Jahren schon der Festplatz verschönert sein. „Aber natürlich, nichts ist passiert. Und der Bürger ist wieder voll angeschmiert“, reimte Goihl. „Auch der Schandfleck am Bahnhof, Kulturzentrum genannt, gehört endlich in ein viel schöneres Gewand.“ Hanus meinte, da nichts machen zu können und berief sich auf die leeren städtischen Kassen. Doch das ließen ihm die Narren nicht durchgehen: „Sich hinter dem Geld zu verstecken, so kann es nicht sein, ihr redet die Probleme hier immer nur klein“, sagte Andreas Goihl.

Das wiederum wollte Hanus nicht auf sich sitzen lassen: „Ihr Narren, ihr wollt doch immer nur Party machen. Geht nach Hause, über euch muss ich lachen.“ Seine Rathaus-Mannschaft würde das ganze Jahr über so viel tun, „doch ernten wir nur Hohn. Undank ist der Welten Lohn“, ärgerte sich der Zuffenhäuser Schultes, den die Karnevalisten so schnell wie möglich in eine erhöht liegende Waldhütte verbannen wollten. „Da könnt ihr dann von oben die Stadt erblühen sehen, wenn wir viel verändern mit unseren Ideen“, sagte Goihl. Zum Beispiel solle die Auffahrtsrampe an der Friedrichswahl für eine Parkanlage weichen. Und auch die Biogasanlage gehöre dann unter der Narren-Regie zu den Akten – genauso wie die geplante Skulptur der Firma Porsche am Kreisverkehr am Porscheplatz.

Ganz auf das Unternehmen mit Sitz in Zuffenhausen wollten die Jecken aber dann nach dem Rathaussturm doch nicht verzichten: „Wir sind jetzt die obersten Repräsentanten des Stadtbezirks. Zu diesem Zweck erhalten wir ein entsprechendes Fahrzeug aus einer großen bekannten Zuffenhäuser Kfz-Schmiede“, forderte Christian I., der Rössle-Prinz. Zum Ausgleich für die Unkosten würden die Bürger das bekommen, „was wir im Überfluss haben: unser schönstes Lächeln“. Zudem werde der Tag der Eroberung des Rathauses zum Feiertag erklärt. Für den entthronten Hanus hatten die Narren schon eine neue Arbeitsstelle gefunden. Er solle in der zum Tanzsaal umgebauten Kantine kostenlosen Tanzunterricht geben – dienstags für die Jugend, donnerstags für die Altersklasse Ü 30 und sonntags dann beim Tanztee für die Senioren.