Es gibt gute Gründe für Tempo 40 oder gar Tempo 30 auf der Fasanenhofstraße. Foto: Kratz

Die Stadt will auf der Fasanenhofstraße für sechs Monate Tempo 40 ausweisen. Wegen einer Baustelle am Europaplatz beginnt der Testlauf erst in diesem Frühling.

Fasanenhof - Eigentlich sollte der Testlauf schon längst wieder abgeschlossen sein. Im April 2014 bekam Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann ein Schreiben vom Ordnungsamt. Darin war zu lesen, dass auf der Fasanenhofstraße übergangsweise Tempo 40 ausgewiesen werde. Es sollte ein Verkehrsversuch sein, und dieser sollte im Mai vergangenen Jahres beginnen und etwa sechs Monate dauern.

Zuvor wollte die Stadt noch ein paar Hausaufgaben erledigen. Denn um Vergleichswerte zu haben, muss das Ordnungsamt für zwei Wochen ein Verkehrsstatistikgerät aufstellen. Dieses zählt, wie viele Autos unterwegs sind und wie schnell diese fahren. Während des Versuchszeitraums wird erneut gezählt und gemessen, damit eine Statistik erstellt werden kann.

Doch geschehen ist bislang noch nichts. Das Projekt habe sich zeitlich verzögert, sagt eine Mitarbeiterin der Straßenverkehrsbehörde auf Nachfrage. Der Grund sei eine Baustelle am Europaplatz.

Neuer Stauraumkanal

Stadt hat Stauraumkanal gebaut

Im Mai hatte die Stadt damit begonnen, am östlichen Ende der Fasanenhofstraße einen Stauraumkanal zu bauen. Die Neubebauung des Europaplatzes hatte diesen erforderlich gemacht. Denn auf der großen versiegelten Fläche sammelt sich bei Regen viel Wasser. Dieses soll nicht einfach in die Körsch fließen, sondern zunächst in den rund 27 Kubikmeter umfassenden Stauraumkanal. Dort wird das Wasser getrennt vom Schmutzwasser gesammelt und dann nach und nach durch einen neuen Ableitungskanal in die Körsch geleitet.

Die Arbeiten dauerten bis zum Herbst. Wegen der Baustelle war die Fasanenhofstraße zeitweise als Einbahnstraße ausgewiesen. „Unter diesen Umständen hätte ein Verkehrsversuch natürlich keinen Sinn ergeben“, sagt die Frau vom Ordnungsamt. Darum habe die Verkehrsbehörde die Verschiebung des Projekts angeordnet. Der Versuch soll nun im Frühling beginnen, also mit rund einem Jahr Verspätung.

Günther Joachimsthaler kann sich damit arrangieren. „Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins und ergänzt: „Wenn der Versuch läuft, werden wir auch wieder unsere mobile Geschwindigkeitsanzeige an der Fasanenhofstraße installieren. Mit dieser werden die Autofahrer darauf aufmerksam gemacht, wie schnell sie gerade fahren und gegebenenfalls zum Bremsen animiert.“ Manch einem falle es so leichter, sich an ein neues Tempolimit zu gewöhnen.

Der Bürgerverein will Tempo 30

Tempo 40 ist nur ein Anfang

Für den Bürgerverein kann Tempo 40 freilich nur ein Anfang sein. Denn die Mitglieder fordern seit Jahren, dass an der Fasanenhofstraße Tempo-30-Schilder aufgestellt werden. Aus Sicht der Ehrenamtlichen gibt es dafür gute Gründe: So befinden sich dort drei Spielplätze, der Zugang zum Kinder- und Jugendhaus, eine Wohnanlage für Behinderte und drei Haltestellen.

Letztere sind jedoch der Grund, weshalb Tempo 30 bisher nicht möglich war. Denn auf der Fasanenhofstraße sind auch die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) mit ihren Bussen der Linie 72 unterwegs. Die SSB argumentiert seit jeher, dass die Busse bei Tempo 30 zu lange unterwegs wären und sich die Wende- und Pufferzeiten verkürzen würden. Mit dem Modellversuch konnte sich der städtische Nahverkehrsbetrieb jedoch arrangieren.

Am Ende des Tempo-40-Versuchs wollen sich alle Beteiligten noch einmal an einen Tisch setzen. Auch die SSB und der Bürgerverein werden sich dann noch einmal zu Wort melden.